Deutscher Gewerkschaftsbund

19.01.2012
klartext 02/2012

Lebensmittel: Billigzyklus muss durchbrochen werden

Niedriglöhne machen arm. Immer mehr VerbraucherInnen achten vor allem auf niedrige Preise, statt auf die Qualität von Lebensmitteln. Der Druck auf die Kosten hat seinen Preis, wie der jüngste Arzneimittelskandal in der Hähnchenmast zeigt. Doch nicht nur die Käufer müssen ihr Verhalten ändern, auch die Politik muss umsteuern.

Niedriglöhne machen arm. Armut schließt Menschen aus dem Markt für hochwertige Produkte aus. Ein-Euro-Shops folgen Ein-Euro-Jobs. Discounter-Märkte mit Produkten, die nicht nur billig sind, sondern oft auch von mäßiger Qualität, expandieren. Die Folgen sind jüngst für die Verbraucherinnen und Verbraucher schwarz auf weiß bestätigt worden:

In jedem zweiten Hähnchen aus dem Supermarkt wurden kürzlich antibiotikaresistente Keime nachgewiesen. Lecker ist das nicht, aber billig und für Niedrigverdiener bezahlbar. Die negativen Folgen tragen die Verbraucher. Laut einer Studie des nordrheinwestfälischen Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz wurden über 80 % der Tiere in der Hähnchenmast Antibiotika verabreicht.

Grafik; Kaufverhalten der Verbraucher bei Lebensmitteln

Das Qualitätsbewusstsein der Verbraucher nimmt zu: fast 80 Prozent geben an, dass sie mehr Geld für regionale Lebensmittel ausgeben würden. Grafik: DGB; Zahlen: Emnid Umfrage, I. Aigner im Interview in der Bild Zeitung vom 16.01.2012

Was eigentlich zur Behandlung von Tierkrankheiten genutzt werden sollte, dient oft als Wachstumsdoping. Unberechenbare Neben- und Auswirkungen auf die Ernährungsqualität inklusive. Was steht hinter der Geschäftsstrategie „das industrialisierte Huhn“?

Erstens stehen die Lebensmittelhersteller unter großem Preisdruck, ausgelöst durch die Marktmacht des Discounter-dominierten Einzelhandels. Preise und Produktionsstandards werden den Herstellern regelrecht diktiert. Zweitens: Viele Verbraucher können nicht viel für den Kauf von Lebensmitteln ausgeben. Kein Europäer gibt so wenig Geld für Lebensmittel aus, wie die Deutschen. Nicht selten zulasten der Qualität. Drittens führt der Kostendruck zur Intensivierung der Mast. Die ca. 530 Millionen Hühner, die in Deutschland pro Jahr gemästet werden, wachsen im Rekordtempo und werden oft von Scheinselbständigen mit Hungerlöhnen in den Schlachtbetrieben geschlachtet. Dieser Billigzyklus aus niedrigen Löhnen, billigen Lebensmitteln und mäßiger Qualität muss zugunsten von guter Arbeit, existenzsichernden Löhnen und hoher Qualität durchbrochen werden.

Die Verbraucher, die sich zwar zunehmend zugunsten von Qualität und Regionalität umorientieren, müssen ihre Einstellung zum Wert von Lebensmitteln, aber auch zum Wert von guter Arbeit in den Herstellungsbetrieben ändern.

Die Politik muss eine grundlegende Strategie zur Verbesserung des Verbraucherschutzes und für mehr Sicherheit in der Ernährungsbranche entwickeln.

Ein erster Schritt dazu wäre die deutsche Unterstützung der EU-Kommissionspläne, wonach qualitative Aspekte – dazu zählt auch die Zahl und Güte der Beschäftigungsverhältnisse – bei landwirtschaftlichen Direktzahlungen künftig berücksichtigt werden sollen.

Schließlich und endlich müssen die Verbraucher auch in der Lage sein, hochwertig konsumieren zu können. Bei vielen setzt der schmale Geldbeutel enge Grenzen. Deshalb brauchen wir endlich steigende Löhne, existenzsichernde Hartz-IV-Sätze und armutsfeste Renten!


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