Die Arbeitslosenzahlen sinken, dafür steigt die Zahl sozialversicherungspflichtiger Stellen. Auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zieht nach rund 100 Tagen mit gesetzlichem Mindestlohn eine positive Bilanz. "Die ordnungspolitische Kernschmelze, die einige Ökonomen befürchtet haben, ist nicht eingetreten", sagt IAB-Direktor Möller im SPIEGEL.
Colourbox
"Noch nicht einmal ein berichtenswerter Störfall bei den normalen Beschäftigungsverhältnissen" sei erkennbar, so Möller gegenüber dem SPIEGEL weiter. Keines der "Horrorszenarien", das zur Einführung des Mindestlohns entworfen wurde, habe sich bislang bewahrheitet.
Meldungen, der Mindestlohn habe im Bereich der Minijobs Arbeitsplätze gekostet, bestätigte Möller ebenfalls nicht. Wenn die Zahl der so genannten 450-Euro-Jobs tatsächlich sinke, heiße das nicht automatisch, dass Stellen abgebaut worden seien. Es sei ebenso möglich, dass Minijobs in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse umgewandelt worden sind, so Möller.
Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat den Mindestlohn in der Rheinischen Post derweil gegen Angriffe aus der Wirtschaft verteidigt. "Wir werden nichts am Mindestlohn ändern", so Gabriel. Die Kritik vieler Arbeitgeber an der laut Mindestlohngesetz für einige Branchen verpflichtenden Arbeitszeitdokumentation nannte Gabriel übertrieben. Vor allem bei Minijobs sei die Arbeitszeiterfassung notwendig. Es gehe darum, dass auch bei Minijobs "der Mindestlohn gilt und nicht durch überlange Arbeitszeiten am Ende Löhne von drei oder vier Euro pro Stunde heraus kommen."