Die tariflichen Ausbildungsvergütungen sind auch 2015 gestiegen – doch bei den Verdiensten gibt es große Unterschiede zwischen den Berufen. „Wer junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausnutzt darf sich nicht wundern, wenn sich keine neuen Azubis bewerben", sagt DGB-Vize Elke Hannack.
DGB/Simone M. Neumann
DGB-Vize Elke Hannack: "Wenn Betriebe für Jugendliche attraktiv sein wollen, müssen sie ihre Auszubildenden gut bezahlen und die Ausbildungsbedingungen erheblich verbessern."
Das Bundesinstitut für Berufsbildung, kurz BIBB, hat am Donnerstag die Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2015 veröffentlicht. Dazu sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack:
„Wer junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausnutzt, darf sich nicht wundern, wenn sich keine neuen Azubis bewerben. Wenn Betriebe für Jugendliche attraktiv sein wollen, müssen sie ihre Auszubildenden gut bezahlen, die Qualität der Ausbildung verbessern, mehr Auszubildende übernehmen und die Ausbildungsbedingungen erheblich verbessern. Es ist gut, dass die Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen oft höhere Ausbildungsvergütungen durchsetzen konnten. Sie stärken so die duale Berufsbildung.“
Für die Auswertung hat das BIBB die durchschnittlichen Vergütungen von 180 Berufen in West- und 149 Berufen in Ostdeutschland ermittelt. Ergebnis: Die tariflichen Ausbildungsvergütungen sind 2015 deutlich gestiegen. Im Westen verdienten Auszubildende im Schnitt 832 Euro brutto im Monat, in Osten waren es 769 Euro. Das entspricht einem Plus von 3,7 Prozent (West) bzw. 4,3 Prozent (Ost) gegenüber dem Vorjahr. Für das gesamte Bundesgebiet lag die durchschnittliche tarifliche Ausbildungsvergütung 2015 bei 826 Euro im Monat (plus 3,9 Prozent).
Grund für die positive Entwicklung sind vor allem die wachsenden Schwierigkeiten vieler Betriebe, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Um für den Nachwuchs attraktivere Bedingungen zu schaffen wurden die tariflichen Ausbildungsvergütungen in den letzten Jahren deutlich angehoben. Entsprechend gab es in Berufen, die unter großem Bewerbungsmangel leiden, zum Teil sehr deutliche Zuwächse. So verdienten Auszubildende im Beruf „Fachkraft für Systemgastronomie“ 2015 satte 7,7 Prozent (West) beziehungsweise 9,3 Prozent (Ost) mehr als noch im Jahr zuvor. Und: „Azubis, die in Betrieben mit Tarifvertrag arbeiten, verdienen im Schnitt 3,7 Prozent mehr“, sagt DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller. „Gewerkschaftsmitgliedschaft zahlt sich also aus.“
Trotz der günstigen Verdienstentwicklung gibt es viele Berufe, in denen die Ausbildungsvergütung sehr gering ist. Zwischen den Branchen, aber auch zwischen Ost und West, bestehen zum Teil erhebliche Unterschiede. So verdient ein Auszubildender im Beruf „Mauer/Maurerin“ in Westdeutschland durchschnittlich 1.057 Euro brutto im Monat. Wer in Ostdeutschland „Friseur/Friseurin“ lernt muss sich mit 269 Euro begnügen. „Das reicht nicht, um eigenständig zu leben“, kritisiert Florian Haggenmiller.
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