Deutscher Gewerkschaftsbund

05.09.2014
IGB

Britische Menschenrechts-Aktivisten in Katar verschwunden

Der Golfstaat Katar soll 2022 die Fußball-WM ausrichten. Hunderttausende Arbeitsmigranten schuften wie Sklaven unter Lebensgefahr auf den WM-Baustellen. Doch die Menschenrechts-Situation wird trotz internationaler Proteste nicht besser, sondern schlechter. Jetzt sind sogar zwei britische Aktivisten spurlos verschwunden.

Sharan Burrow

Sharan Burrow, Generalsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB), warnt vor der Situation in Katar: "Staatliche Repressionen nehmen sogar noch zu – und das in einem Land, das schon bisher keinerlei Respekt für grundlegende Menschenrechte und Standards gezeigt hat." IGB

Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) bangt um Sicherheit und Wohlergehen der zwei Menschenrechtsaktivisten Ghimire Gundev und Krishna Upadhyaya in Katar. Das meldete der IGB am 4. September auf seiner Webseite. Die beiden britischen Staatsangehörigen seien von katarischen Sicherheitskräften verfolgt und belästigt worden, als sie versuchten, extreme Verletzungen von Arbeitnehmerrechten in dem Golfstaat zu dokumentieren. Die beiden verschwanden schließlich am 31. August, als sie sich in ihrem Hotel in Doha für ihre Abreise zum Flughafen bereit machten, um das Land zu verlassen.

Staatliche Repressionen nehmen zu

"Katar meint offenbar, dass ein Klima der Angst und Einschüchterung die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit von der modernen Sklavenwirtschaft ablenken wird", meint dazu IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow. "Hunderte Arbeitsmigranten, viele von ihnen Frauen, siechen in Dohas Gefangenenlagern dahin, nur weil sie vor ihren gewalttätigen Arbeitgebern geflohen sind. Ausländische Journalisten sind verhaftet worden, weil sie versucht hatten, die Wahrheit zu berichten. Staatliche Repressionen nehmen sogar noch zu – und das in einem Land, das schon bisher keinerlei Respekt für grundlegende Menschenrechte und Standards gezeigt hat."

Die norwegische Nicht-Regierungsorganisation GNRD, bei der die beiden verschwundenen Aktivisten beschäftigt sind, ist nach eigenen Angaben „tief besorgt, dass unsere Beschäftigten, beide britische Staatsangehörige, entführt worden sein könnten und von Folter bedroht sind.“

FIFA setzt Planungen unbeirrt fort

„Die FIFA scheint die Notlage der Hunderttausenden Migranten, die die WM-Stadien und -Infrastruktur bauen, vergessen zu haben – obwohl jeden Tag mindestens ein Arbeiter ums Leben kommt", sagte Burrow. "Nicht einmal die kosmetischen Änderungen und so genannten Reformen am Kafala-System sind bisher von der Handelskammer des Landes genehmigt worden. Die FIFA sollte die Abstimmung über den Austragungsort der WM 2022 wiederholen statt nach der Pfeife von Sponsoren und internationalen Baukonzernen zu tanzen – auf Kosten von Arbeitern, die ausgebeutet werden, wie kaum sonst auf der Welt.“

Pressemitteilung des Internationalen Gewerkschaftsbunds (IGB) vom 4. September

 


Update: Die beiden britischen Menschenrechtsaktivisten sind in Katar verhaftet worden, aber offenbar wohlauf. Das meldete die Nicht-Regierungsorganisation Global Network for Rights and Development (GNRD), bei dem die beiden Aktivisten beschäftigt sind, am 6. September. Vertreter der britischen Behörden hätten Kontakt zu den beiden verhafteten. Man werde alles tun, um Ghimire Gundev und Krishna Upadhyaya bald wieder nach Hause zu holen.


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Die Akte Katar - Gastgeber der FIFA Fußball-WM 2022

Dokument ist vom Typ application/pdf.

Der Bericht des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) zu den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Katar zeigt: Die Regierung des Landes übernimmt keinerlei Verantwortung für die Beschäftigten in ihrem Land. Die Reaktion auf die öffentliche Kritik ist reine PR-Übung.