Deutscher Gewerkschaftsbund

29.05.2015
klartext 21/2015

Vermögensverteilung: Wenige haben viel, Viele haben wenig

Deutschland ist spitze bei der Ungleichheit der Einkommen und Vermögen, so der OECD-Sozialbericht. Nur höhere Löhne und eine gerechtere Steuerpolitik können das ändern. Denn die steigende Ungleichheit gefährdet den sozialen Zusammenhalt und schadet der ökonomischen Entwicklung, meint der DGB-klartext.

Das ist eine schallende Ohrfeige für Deutschland. Der von der OECD aktuell veröffentlichte Sozialbericht offenbart, wie groß die Kluft hierzulande zwischen Arm und Reich ist und liefert somit ein eindringliches Plädoyer für mehr Verteilungsgerechtigkeit. Die Ungleichheit der Einkommen und Vermögen in Deutschland ist größer als in vielen anderen Industriestaaten – für eines der reichsten Länder der Welt ein Armutszeugnis! Es zeigt sich auch, dass Ungleichheit nicht nur ein nationales Problem darstellt. Noch nie war sie in allen OECD-Staaten so hoch wie derzeit.

 

Grafik Vermögenskonzentration in Deutschland sehr hoch

Weltweit sind die Vermögen extrem ungleich verteilt - Deutschland liegt dabei im Vergleich an der Spitze.So besitzt die Mehrheit der Deutschen gerade einmal 6,5 Prozent des Gesamtnettovermögens. Das reichste Zehntel dagegen hat rund 60 Prozent des Nettovermögens. Quelle: OECD

Hierzulande verdienen die einkommensstärksten 10 Prozent das 6,6-Fache der einkommensschwächsten 10 Prozent. Insgesamt ist die Einkommensungleichheit in Deutschland seit der Jahrtausendwende gestiegen. In vielen anderen Industriestaaten sind die Einkommen gleicher verteilt. Eklatant sieht es bei den Vermögen aus. So besitzen die vermögendsten 10 Prozent rund 60 Prozent des gesamten Nettovermögens. Auf der anderen Seite der Vermögensspirale sieht es düster aus: So besitzen 60 Prozent lediglich 6 Prozent des Gesamtnettovermögens. Wenige haben viel, Viele haben wenig. Dies gilt im besonderen Maße für Deutschland.

Jahrelange Politik der Umverteilung von unten nach oben

Die Gründe für die schiefe Verteilung liegen auf der Hand. Ungleichheit ist kein Naturgesetz, sondern Folge jahrelanger Politik der Umverteilung von unten nach oben. Der Ausbau des Niedriglohnsektors wurde in der Vergangenheit politisch forciert. Seit Jahren sind atypische Arbeitsverhältnisse auf dem Vormarsch. Dies führt zu erheblichen Lohneinbußen der Betroffenen. Lohnarmut greift vielerorts um sich.

Vermögende mit Steuergeschenken privilegiert

Doch von nichts kommt nichts. Wer mit seinem Lohn kaum über die Runden kommt, kann sich schwerlich ein finanzielles Polster für später anlegen. Doch damit nicht genug: Vermögende wurden auch noch durch zahlreiche Steuergeschenke privilegiert. Zulasten der Normalverdiener; zulasten der öffentlichen Hand, die in der Folge der Steuermindereinnahmen entweder mehr Schulden machen oder ihre Ausgaben für Zukunftsinvestitionen oder Beschäftigung zurückfahren musste. Das Ergebnis: Marode öffentliche Infrastruktur, steigende Arbeitsbelastung und schlechtere Bezahlung für Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Wie aktuell für ErzieherInnen.

Die stetig zunehmende Ungleichheit gefährdet den sozialen Zusammenhalt und schadet auch der ökonomischen Entwicklung. Die heimische Wirtschaft ist zwischen 1990 und 2010, also in der Zeit der steigenden Ungleichheit, um 6 Prozentpunkte weniger gewachsen. Keine gute Perspektive auf lange Sicht. Auch weltweit.

Reiche stärker zur Finanzierung des Gemeinwohls heranziehen

Die Politik muss nun umsteuern und die Missstände endlich beheben. Neben hohen Lohnzuwächsen muss endlich unser Steuersystem gerechter werden. Reiche und Vermögende müssen sich stärker an der Finanzierung des Gemeinwohls beteiligen. Dann wären höhere Investitionen in Bildung und Qualifizierung, in Infrastruktur, in Innovation und Forschung finanzierbar. Dann hätte unser Land und Millionen Menschen eine bessere Zukunft. Die Verteilungsfrage ist keine Frage des Sozialneides, sondern der Zukunft.


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