Zum 1. Juli 2015 steigen die Renten in Westdeutschland um 2,1 sowie in Ostdeutschland um 2,5 Prozent. "Es ist gut, dass es mehr Rente gibt, aber das ist kein Anlass zur Beruhigung", erklärt dazu DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. "Wenn Rente auch in Zukunft zum Leben reichen soll, darf das Rentenniveau nicht weiter abgesenkt werden."
DGB/Simone M. Neumann
Denn drei Prozent der Älteren seien bereits in Grundsicherung – "der Anteil wird in den kommenden Jahren massiv ansteigen", so Buntenbach. "Die Kombination aus niedrigem Lohn, individuellen Zeiten von Arbeitslosigkeit und Rentenkürzung verschärft das Problem der Altersarmut künftig drastisch. Millionen drohen in Altersarmut abzurutschen."
"Im Moment ist die finanzielle Lage der Rentenversicherung ja noch ausgesprochen gut. Die Nachhaltigkeitsrücklage ist noch gut gefüllt. Aber wenn Rente auch in Zukunft zum Leben reichen soll, darf das Rentenniveau nicht weiter abgesenkt werden. Dafür brauchen wir die Rücklagen, die müssen wir schützen und stärken, statt sie jetzt zu verpulvern", erklärte Buntenbach. Genau das tue die Politik aber beispielsweise mit der Mütterrente.
Die Mütterrente, so Buntenbach, müsse "aus Steuermitteln finanziert werden, denn es handelt sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das sind jedes Jahr 6,5 Milliarden Euro, die der Rentenkasse dadurch verloren gehen." Die Reserven der Gesetzlichen Rentenversicherung würden sehr schnell abschmelzen. "2018/2019 werden die Beiträge ohne Leistungsverbesserungen wieder erhöht werden müssen, wenn die Politik nicht umsteuert", prognostiziert das DGB-Vorstandsmitglied. "Gesamtgesellschaftliche Aufgaben müssen aus Steuermitteln finanziert werden. Da ab 2018/2019 ohnehin Beitragserhöhungen nötig sind, weil die Rücklagen zur Neige gehen, wäre es fällig, schon früher darüber nachzudenken, die Beiträge in verkraftbaren Schritten anzuheben."
"Deutschland hat den größten Niedriglohnbereich in Europa. Fast jeder vierte ist betroffen. Das verschärft das Risiko von Altersarmut", so Buntenbach. "Wenn das Rentenniveau auf 43 Prozent sinkt, droht auch für Durchschnittsverdiener der soziale Abstieg. Bekommt etwa ein Dachdecker heute knapp 1000 Euro Rente, werden es dann nur 857 Euro sein. Ein Metallarbeiter bekäme bei einem Rentenniveau von 50 Prozent und einem Lohn von 2600 Euro 1100 Euro Rente, bei 43 Prozent sind es nur 960 Euro. Bei Frauen sieht es noch viel dramatischer aus. Gerade bei den gnadenlos unterbezahlten sozialen Berufen, bei Erzieherinnen und Pflegerinnen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, ist die Armut im Alter reihenweise greifbar."