Deutscher Gewerkschaftsbund

28.02.2012
Beamtenmagazin 2/2012 - Titel

Regierung wirbt um Migranten für den öffentlichen Dienst

Bund will mehr Menschen mit ausländischen Wurzeln für den Staatsdienst begeistern

Noch immer arbeiten nur wenige Menschen mit ausländischen Wurzeln im öffentlichen Dienst. Die Gewerkschaften fordern schon seit langem mehr Staatsbedienstete mit Zuwanderungsgeschichte, denn für die Gesellschaft wären sie ein Gewinn. Jetzt reagiert der Gesetzgeber endlich.

Magazin für Beamtinnen und Beamte

DGB

Der öffentliche Dienst in Deutschland muss aus Sicht der Integrationsbeauftragten des Bundes, Professor Maria Böhmer, mehr Menschen mit ausländischen Wurzeln beschäftigen. Man brauche mehr Migranten bei der Polizei, als Lehrer, Erzieher und in der Kommunalverwaltung, sagte die CDU-Politikerin in einem Interview mit dem ARD-„Morgenmagazin“ anlässlich des Integrationsgipfels. „Natürlich hat der öffentliche Dienst eine Vorbildfunktion.“ Die Quote der Beschäftigten mit ausländischen Wurzeln liegt bei knapp zehn Prozent, der Anteil der Migranten in der Bevölkerung ist jedoch mehr als doppelt so hoch.

Gesellschaftliche Brückenfunktion

Die Gewerkschaften fordern schon seit langem mehr Staatsbedienstete mit Zuwanderungsgeschichte. Für die Gesellschaft seien sie ein Gewinn, meint Dr. Karsten Schneider, Leiter der Abteilung Beamte und Öffentlicher Dienst beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). „Die Erhöhung des Anteils von Menschen mit Migrationshintergrund in der Verwaltung ist nicht nur ein wichtiges Signal für alle Arbeitgeber und die Bürger. Es ist auch eine wichtige Brücke der öffentlichen Verwaltung zu einer Gesellschaft, welche von Einwanderung mindestens in Teilen geprägt ist“, resümiert Schneider.

Die „Brückenfunktion“ macht Schneider am Beispiel der Polizei deutlich: „Aus der Forschung ist bekannt, dass Frauen mit Migrationshintergrund – soweit sie Opfer häuslicher Gewalt werden – sich meist nicht an die Polizei wenden. Das hängt auch mit der Erwartung zusammen, von deutschen Beamtinnen und Beamten nicht vorurteilsfrei behandelt zu werden. Gäbe es in ausreichender Zahl Polizistinnen und Polizisten mit Migrationshintergrund, würde das also auch zur Gewaltbekämpfung beitragen und den Frauen helfen“, argumentiert Schneider.

Vielfältig wie die Bevölkerung

Auch die Bundesregierung hat inzwischen die wichtige „Brückenfunktion“ von Beschäftigten mit Migrationshintergrund erkannt. Unter dem Titel „Meine Stadt. Mein Land. Meine Aufgabe“ läuft die Kampagne der Bundesregierung, um mehr Personal mit ausländischen Wurzeln für den öffentlichen Dienst zu gewinnen. Menschen mit Migrationshintergrund haben oft gefragte Fähigkeiten: Sie sind häufig mehrsprachig, kennen unterschiedliche kulturelle Hintergründe und können das Verständnis für staatliche Entscheidungen fördern. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die Verwaltungen von einem größeren Kreis geeigneter Bewerberinnen und Bewerber profitieren. Wegen des Bevölkerungsrückgangs sei es wichtig, alle Potenziale zu nutzen, so die Bundesregierung.

Das Thema Migranten im öffentlichen Dienst war auch Schwerpunkt des fünften Integrationsgipfels, zu dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer Ende Januar mehrere Minister, Länderchefs und Verbandsvertreter ins Kanzleramt eingeladen hatten.

Integrationsgipfel beschließt Aktionsplan

Auf dem Integrationsgipfel wurde ein Aktionsplan zur besseren Eingliederung von Zuwanderern beschlossen. Darin wird laut Böhmer festgeschrieben, dass es eine gezielte Fortbildung für diejenigen geben solle, die im öffentlichen Dienst Personalentscheidungen treffen. Stellenausschreibungen würden weiterentwickelt, Betriebs- und Personalräte geschult. „Und natürlich machen wir auch eine Werbekampagne, damit die Menschen wissen, sie sind herzlich willkommen im öffentlichen Dienst“, so Böhmer.

Ein gebündeltes Angebot fehlt bisher

Diese Werbekampagne ist aus Sicht der Bundesregierung dringend notwendig, denn in der Praxis sei es gar nicht so einfach, junge Zuwanderer für einen Beruf im öffentlichen Dienst zu begeistern. Es fehlen positive Identifikationsfiguren, auch weil die meisten Migranten noch keine Familienangehörigen im öffentlichen Dienst haben. Bei der Frage, welcher Beruf zu ihnen passt, haben sie in der Regel nur Vorbilder aus der gewerblichen Wirtschaft. Hinzu kommen organisatorische Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung. Die verschiedenen Einstellungsbehörden bei Bund, Ländern und Gemeinden gewinnen ihre Nachwuchskräfte bisher nur in eigener Regie. Es fehlt an einem gebündelten Angebot.

Hälfte die Jugendlichen wenden sich an die Arbeitsämer

Im Dialogforum Migranten im Öffentlichen Dienst" wurden daher konkrete Maßnahmen erarbeitet, wie sich für alle Bewerberinnen und Bewerber gleiche Zugänge auf allen Ebenen des öffentlichen Dienstes herstellen lassen. So soll bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern künftig enger mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) zusammengearbeitet werden. Über die Hälfte der Jugendlichen melden sich nach dem Schulabschluss bei der BA, um Arbeit zu suchen. Deshalb wollen die öffentlichen Arbeitgeber stärker die Beratungs- und Vermittlungskompetenz der BA nutzen. Eine weitere Maßnahme ist die Einrichtung von Schülerpraktika in allen Behörden. Damit sollen junge Migrantinnen und Migranten einen Einblick in die Beschäftigungsmöglichkeiten in der Verwaltung bekommen.

Bund wirbt online für den öffentlichen Dienst

Einen wichtigen Schritt, um den Anteil der Migrantinnen und Migranten im öffentlichen Dienst zu erhöhen, sieht die Bundesregierung in einem zentralen Internetangebot für Migrantinnen und Migranten, das alle aktuellen Ausbildungs- und Stellenangebote im öffentlichen Dienst bündelt. Dieses neue Internetportal stellte der Bundesminister des Innern, Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU), auf dem Integrationsgipfel der Öffentlichkeit vor. Mit der neuen Internetseite www.wir-sind-bund.de wollen wir insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund künftig noch besser erreichen und ihr Interesse für den öffentlichen Dienst in Deutschland wecken", so Minister Friedrich. Auf der Website werden rund 130 Ausbildungsberufe des Bundes zentral dargestellt und den Jugendlichen, ihren Eltern, den Lehrern, aber auch den Behörden wichtige Informationen rund um die Berufsfelder des öffentlichen Dienstes und die Beschäftigung von Menschen mit Migrationshintergrund angeboten.


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