Bei Tarifkonflikten, die in der Öffentlichkeit spürbar sind, vermitteln etliche Zeitungen den Eindruck, dass die öffentliche Ordnung gestört wird. Zudem bewerten viele JournalistInnen die Angebote der Arbeitgeberseite tendenziell wohlwollender als die Forderungen der Gewerkschaften. Zu diesen Schlüssen kommt eine aktuelle Studie im Auftrag der Otto-Brenner-Stiftung.
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Die KommunikationswissenschaftlerInnen Christina Köhler und Pablo Jost stellen fest, dass sich Medien vor allem auf solche Tarifkonflikte konzentrieren, die für viele Menschen im Alltag eine Rolle spielen, etwa bei den Kita-, Post- oder Pilotenstreiks. „Ist das der Fall, wird kontrovers diskutiert und problematisiert“, so die AutorInnen. In der Berichterstattung werde zudem der Eindruck erweckt, es sei Angelegenheit der Gewerkschaften, den Streit beizulegen. Insgesamt stellen die ForscherInnen fest, dass die Medien ein „sehr konfliktträchtiges und kritisches Bild“ der Tarifpolitik zeichnen.
Vor allem die Konzentration auf Warnstreiks und Streiks vermittelt den Eindruck, die öffentliche Ordnung würde gestört. „Dies könnte für beide Tarifakteure Konsequenzen haben, sind sie doch auf öffentliche Unterstützung angewiesen, wenn es etwa darum geht, Arbeitnehmer zum Streik zu mobilisieren oder rückläufige Mitgliederzahlen bei Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften einzudämmen“, so Köhler und Jost. Allerdings stellt die Studie auch fest: Weder Arbeitgeber noch die Gewerkschaften schaffen es, die Massenmedien komplett für sich zu vereinnahmen.