Kinderbetreuung, Weiterbildung, Arbeitszeitkonten: Je besser die Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, umso schneller kehren Mütter nach der Geburt ihres Kindes an den Arbeitsplatz zurück. Für Betriebe ist das eine echte Chance, gegen den Fachkräftemangel anzugehen - doch sie nutzen sie immer noch viel zu selten.
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Frauen, die in familienfreundlichen Unternehmen arbeiten, kehren nach der Geburt eines Kindes schneller an ihren Arbeitsplatz zurück als andere. Und: Je mehr Maßnahmen der Arbeitgeber zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf anbietet, desto kürzer fällt die geburtsbedingte Pause aus. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg und der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Danach bieten Unternehmen in Deutschland immer häufiger Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. Vorreiter sind große Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten, doch auch die kleinen und mittleren ziehen nach. Besonders verbreitet sind Angebote während der Elternzeit wie Weiterbildungen; die Zahl der Kinderbetreuungsangebote ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Langzeitkonten zur Freistellung für Familienzeiten sowie betriebliche Maßnahmen zur Frauenförderung sind dagegen nach wie vor selten.
Doch auch wenn der Anteil in den letzten Jahren zugenommen hat: Auch heute bieten nur 16 Prozent der Unternehmen mindestens eine der genannten familienfreundlichen Maßnahmen an. Anja Weusthoff, Abteilungsleiterin Frauen und Gleichstellungspolitik beim DGB Bundesvorstand, sieht hier noch eine Menge Luft nach oben:
"Wer über Fachkräftemangel klagt, kann mit familienfreundlichen Maßnahmen dagegen halten", so Weusthoff. "Arbeitgeber, die sich für die Vereinbarkeit von Beruf engagieren, werden dafür belohnt – mit dem schnellen Wiedereinstieg ihrer Mitarbeiterinnen nach der Geburt eines Kindes. Allerdings erweist sich der Fortschritt auch hier als Schnecke: Nur langsam steigt die Zahl der Unternehmen, die sich diesen Zusammenhang zunutze machen. Damit wir hier voran kommen, brauchen wir gesetzliche Maßnahmen wie das geplante Rückkehrrecht aus Teilzeit, um Beschäftigten mehr Arbeitszeitsouveränität und damit auch Männer bessere Möglichkeit zur Vereinbarkeit von Beruf und Familien zu verschaffen."
Ohne Unterstützung, so die Expertin, geht es nicht: "Je kleiner das Unternehmen, umso schwerer tun sich Arbeitgeber offensichtlich mit einer familienbewussten Personalpolitik. Das ist problematisch, weil Frauen noch immer mehr Familienpflichten übernehmen und weitaus häufiger in kleineren Betrieben arbeiten als Männer. Wenn die Politik hier Abhilfe schaffen will, muss sie vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei ihrer Personalplanung unterstützen und sie für familienbewusste Maßnahmen sensibilisieren. Ihren Beschäftigten zum Beispiel den Anspruch auf Teilzeit vorzuenthalten und sie damit auch im Werben um Fachkräfte schlechter zu stellen als die Großen, erweist den Betrieben in Zeiten des demografischen Wandels einen Bärendienst.“