DGB/Simone M. Neumann
„Gute Arbeit. Faire Löhne. Frohes Fest – Kein Lohn unter 8,50 Euro“ - unter diesem Motto verteilten gewerkschaftlich organisierte Engel und Weihnachtsmänner süße Grüße auf dem vorweihnachtlichen Berliner Alexanderplatz.
„ Es ist ein Skandal, dass es immer noch keinen Mindestlohn in Deutschland gibt“, empörte sich eine Passantin. „Als Friseurin bekomme ich noch nicht einmal sechs Euro pro Stunde. Mein Chef meint, dass das reicht, weil ich ja noch jede Menge Trinkgeld einstecke. Der hat doch keine Ahnung: Viele Kunden können gar nichts Extra geben, weil sie selbst kaum über die Runden kommen!“ Sie bat um einen Mindestlohn-Nikolaus mehr: „Den halte ich meinem Boss unter die Nase! Aber besser wäre es noch, wenn die Bundesregierung jetzt endlich den gesetzlichen Mindestlohn einführen würde.“
Ähnlich verliefen viele Gespräche auf dem Weihnachtsmarkt – ob Friseurin, Verkäuferin, Kellner oder Callcenter-Mitarbeiter: Mit der Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn nicht unter 8,50 Euro pro Stunde lief der DGB gerade bei Beschäftigten aus Dienstleistungsberufen offene Türen ein. Aber die DGB-Weihnachtsmänner trafen auch Kolleginnen und Kollegen, die sich angemessen entlohnt fühlen und sich solidarisch zeigten mit den Niedriglöhnern. „Ich bin Gewerkschaftsmitglied und froh, dass wir in unserer Bude einen vernünftigen Tarifvertrag haben und ordentlich bezahlt werden“, sagte ein Mann aus einem Metallbetrieb. „Aber für viele Bereiche gilt ja kein Tarif oder er ist auf einem mickrigen Standard geblieben und wurde nie neu verhandelt, weil sich etliche Arbeitgeber davor drücken. Gerade die Kollegen in diesen Branchen brauchen den gesetzlichen Mindestlohn, damit ihre Löhne nicht ins Bodenlose fallen.“
Die Schoko-Geschenke waren rasch verteilt, das Ringen mit der schwarz-gelben Bundesregierung um den gesetzlichen Mindestlohn, der alle Löhne unter 8,50 Euro kassiert, bleibt zäh.