Die Situation für Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen, hat sich in den letzten Jahren verbessert - doch wer im Norden wohnt, einen Migrationshintergrund oder einen niedrigen Bildungsabschluss hat, hat es schwer. "Es birgt sozialen Sprengstoff, wenn Unternehmen lauthals über einen vermeintlichen Azubi-Mangel klagen, sich aber von Hauptschülern abwenden", warnt DGB-Vize Elke Hannack.
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In Deutschland wird weniger ausgebildet, doch die Lage der Bewerber hat sich verbessert: Für 100 Bewerber standen 2016 94 Ausbildungsplätze zur Verfügung, 2007 waren es noch 85. Wie gut die Chancen sind, hängt jedoch stark vom Wohnort ab: In Bayern gab es pro 100 Ausbildungssuchende 104 freie Plätze, in Schleswig-Holstein nur 88. Klar im Nachteil sind auch Jugendliche ohne deutschen Pass oder mit Hauptschulabschluss. Sie gehen auf der Suche nach einem Ausbildunsgplatz oft leer aus. Das geht aus dem "Ländermonitor berufliche Bildung 2017" hervor. Er untersucht die Chancengerechtlichkeit und Leistungsfähigkeit der beruflichen Bildung in den Bundesländern und wird von der Bertelsmann-Stiftung gefördert.
„Zu viele Betriebe ziehen bei der Ausbildung Mauern hoch und schotten sich gegen Hauptschüler ab", kritisiert die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. "Es birgt sozialen Sprengstoff, wenn Unternehmen lauthals über einen vermeintlichen Azubi-Mangel klagen, sich aber von Hauptschülern abwenden. Nicht einmal jeder zweite Jugendliche mit Hauptschulabschluss schafft den direkten Sprung in Ausbildung. Die Betriebe müssen sich diesen Jugendlichen wieder öffnen. Mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen und der Assistierten Ausbildung bietet der Staat die nötige Unterstützung an. Es gibt keine Ausreden mehr für mangelnde Ausbildungsbereitschaft."
"Besonders dramatisch ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt im Ruhrgebiet, in den mittleren Städten Hessens und Niedersachsen sowie im Norden Schleswig-Holsteins", so Hananck weiter. "Wir dürfen nicht zulassen, dass in Oberhausen, Bochum, Hameln, Flensburg oder Nordbrandenburg eine abgehängte Generation heranwächst. In diesen Regionen muss der Staat ergänzend zur betrieblichen Ausbildung auch außerbetriebliche Plätze anbieten.“