Wenig war bisher über digitale TagelöhnerInnen – sogenannte Crowdworker – bekannt. Die Studie „Crowdworker in Deutschland“ der Hans-Böckler-Stiftung zeigt ein erstes Bild.
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Die große Mehrheit der digitalen ArbeiterInnen bietet ihre Dienste nebenberuflich auf „Online-Marktplätzen“ an – nur 21 Prozent tun dies hauptberuflich. Sie sind in der Regel gut ausgebildet, 48 Prozent haben studiert. „Diese Erkenntnisse widerlegen die Vermutung, dass es sich bei der Mehrheit der Crowdworker um nicht qualifizierte Arbeitskräfte handelt“, schreibt Jan Marco Leimeister, Autor der Studie.
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Die Bandbreite der Online-Dienste ist groß: Crowdworker entwickeln Logos, programmieren Apps, schreiben Texte oder testen Restaurants. Es gibt Studierende, die sich etwas dazu verdienen, und Spezialisten, die spezifische Aufgaben übernehmen. Zwar schätzen Crowdworker Vorteile wie flexible Arbeitszeiten. Dennoch wünscht sich über die Hälfte der NetzarbeiterInnen eine tariflich bezahlte Festanstellung und hält eine Interessenvertretung für wichtig. „Dies zeigt, wie wichtig den Menschen Sicherheit und verbindliche, gute Arbeitsbedingungen sind“, betont der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann.
Die Studie zeigt, wo es hakt: 80-Stunden-Wochen, Stundenlöhne von drei Euro sowie eine totale Überwachung via Tastatur oder Kamera. Gerade für Spezialisten gibt es oft keine guten Bedingungen. Zwar erreichen sie im Durchschnitt ein höheres Einkommen, sie sind jedoch schlechter abgesichert. Auf so genannten Design-Plattformen reichen Crowdworker ihre Entwürfe ein – doch Geld gibt es nur, wenn der Auftraggeber sich für ihr Projekt entscheidet. Ansonsten gehen sie leer aus. Dementsprechend schlecht sieht es auch bei der Sozialversicherung aus: Weniger als die Hälfte derjenigen, die hauptberuflich im Netz arbeiten, sorgt für das Alter vor. „Wir brauchen passende Spielregeln für diesen Arbeitsmarkt“, fordert Hoffmann. „Ziel ist Augenhöhe zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern auch in der digitalen Arbeitswelt.“