Der DGB hat nachgefragt: Was bringt eigentlich ein Betriebsrat? Was verbessert sich mit Betriebsrat? Sind Unternehmen mit Betriebsrat wirklich erfolgreicher? Und hat sich betriebliche Mitbestimmung auch während Corona die Interessen von Beschäftigten besonders gut schützen können? Antworten gibt es hier!
DGB/Christian Plambeck
Dass Deutschland wirtschaftlich vergleichsweise gut dasteht, liegt unter anderem an der Mitbestimmung. Einen neuen Beleg dafür liefert eine Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung. Demnach sind Unternehmen mit Betriebsrat im Schnitt produktiver, sie zahlen höhere Löhne und fahren größere Gewinne ein.
Hans-Böckler-Stiftung
Betriebliche Mitbestimmung hat eindeutige positive Effekte zeigen Untersuchungen der Hans-Böckler-Stiftung. Betriebsräte tragen zu mehr Produktivität, höheren Löhnen und steigenden Renditen bei. Zudem können mitbestimmte Betriebe mit mehr ökologischen Investitionen und schrittweisen Innovationen, Weiterbildung und dualer Ausbildung aufwarten. Die Personalfluktuation nimmt ab, es gibt weniger Arbeitskräftemangel, dafür mehr familienfreundliche Praktiken und flexible Arbeitszeitmodelle. Zugleich können Arbeitnehmervertretungen zu mehr Lohngleichheit beitragen.
Messbare positive Auswirkungen von Betriebsräten gibt es in folgenden Bereichen:
Kann betriebliche Mitbestimmung dabei helfen, die beruflichen Chancen von Frauen zu verbessern? Ja – besagt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Ihren Ergebnissen zufolge tragen Betriebsräte in der Tat dazu bei, dass Firmen frauenfreundlicher werden.
Hans-Böckler-Stiftung
Mindestens 24 Urlaubstage pro Jahr sind in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben bei einer Sechs-Tage-Woche. Tarifverträge, die Gewerkschaften mit Arbeitgebern fĂĽr die Beschäftigten aushandeln, sorgen oft dafĂĽr, dass Beschäftigte 30 oder mehr Tage freinehmen können. Inwieweit sie das tatsächlich tun, hängt auch davon ab, ob sie eine Arbeitnehmervertretung haben, zeigt eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung.Â
Hans-Böckler-Stiftung
Demnach schöpfen in mitbestimmten Unternehmen rund drei Viertel der Beschäftigten ihren Urlaub voll aus. In Unternehmen ohne Betriebsrat sind es dagegen mehr als zehn Prozentpunkte weniger. Ein Grund dafür ist wohl, dass Betriebsvereinbarungen regeln, wie Urlaub zu beantragen ist, welche Kriterien für die Zustimmung oder Ablehnung von Anträgen gelten und ob Resturlaub auf das Folgejahr übertragen werden kann. Das Forscherteam geht davon aus, dass noch entscheidender ist, dass Beschäftigte mit Betriebsrat besser über ihre Rechte informiert sind – und dass Arbeitgeber Anträge eher bewilligen, wenn sie im Konfliktfall damit rechnen müssen, dass sich ein Betriebsrat einschaltet.
Die Corona-Pandemie stellt Menschen seit ĂĽber zwei Jahren vor nie dagewesenen Herausforderungen – und das auch im Arbeitsleben. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Angst um den Job bei vielen Beschäftigten zugenommen. Doch eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Instituts der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) zeigt, dass Arbeitnehmer*innen in Betrieben mit Betriebsrat und Tarifvertrag mehr Jobsicherheit empfinden als Arbeitnehmer*innen ohne Betriebsrat.Â
Zwar können Arbeitnehmer*innenvertretungen nicht immer Stellenabbau verhindern, trotzdem erschweren sie durch verschiedene MaĂźnahmen diesen Schritt. So sorgen sie bei Beschäftigten fĂĽr ein GefĂĽhl der Jobsicherheit.Â
Werden Arbeitnehmer*innen mit Betriebsrat auch während der Kurzarbeit besser bezahlt? Eine Untersuchung des WSI zeigt ganz deutlich – ja, denn 60 Prozent der Befragten in Kurzarbeit mit Betriebsrat erhielten Mitte 2020 eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes. Dagegen erhielten nur 32 Prozent der Befragten in Kurzarbeit ohne Betriebsrat zusätzlich Geld. Â
Homeoffice ist durch die Corona-Pandemie längst keine Ausnahme mehr, sondern ist zum Standard in zahlreichen Unternehmen geworden. Trotzdem gibt es deutliche Unterschiede hinsichtlich der Regelungen für Mobiles Arbeiten zwischen Betrieben mit und ohne Betriebsrat. Sei es die technische Ausstattung im Homeoffice oder der Fernzugriff auf interne Netzwerke – Arbeitnehmer*innen mit Betriebsrat sind besser aufgestellt, das belegt eine Studie des WSI.
Beschäftigte mit Betriebsrat haben bessere Voraussetzungen für Homeoffice Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI)
FĂĽr 80 Prozent der Befragten, die in Unternehmen mit Betriebsrat arbeiten, gehört die Ausstattung fĂĽrs Homeoffice zum Arbeitsalltag. Im Vergleich bei den Befragten ohne Betriebsrat sind es gerade mal 51,2 Prozent.Â
Die heutige Arbeitswelt entwickelt sich rasant weiter. So sorgt die Digitalisierung fĂĽr neue Herausforderungen im Arbeitsleben, die nur durch kontinuierliche Weiterbildung bewältigt werden können. Doch dafĂĽr mĂĽssen Beschäftigte erst die Möglichkeit bekommen. Auch hier stehen Beschäftigte mit Betriebsrat deutlich besser da, das zeigt eine Studie des WSI fĂĽr die Zeit der Pandemie.Â
Mehr Weiterbildungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer*innen mit Betriebsrat Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI)
Fast die Hälfte der Arbeitnehmer*innen haben während der Corona-Pandemie Weiterbildungsangebote wahrgenommen, in Betrieben ohne Betriebsrat waren es noch nicht einmal ein Drittel.Â