Der Verein Digitalcourage hat die größten Datenkraken des Jahres mit dem BigBrotherAward 2017 ausgezeichnet. Zu den Preisträgern gehören unter anderem zwei Münchner Universitäten, ein Moscheen-Verband und zwei Unternehmen, die mit ihrer Software und Technik eklatant gegen Datenschutzregeln verstoßen.
Digitalcourage/Illustration: Heiko Sakurai
In der Kategorie Arbeitswelt hat die Firma PLT GmbH den diesjährigen Preis als Datenkrake erhalten. Das Unternehmen stellt einen Tracker her, mit dem etwa ZeitungszustellerInnen und BriefträgerInnen metergenau überwacht werden können. Die Jury begründet: „Der Einsatz von Personal-Trackern zur Totalkontrolle von Beschäftigten – sei es das Gerät von PLT oder auch von einer anderen Firma – ist menschenunwürdig, rechtswidrig und sinnlos.“ Diese Geräte seien genau wie durch Videokameras „totalüberwachte“ Arbeitsplätze Ausdruck des überbordenden Kontrollwahns und des übertriebenen Misstrauens von Arbeitgebern, die meinen, jeden Meter und jede Minute der Arbeit ihrer Beschäftigten überwachen und erfassen zu müssen.
In der Kategorie Verbraucherschutz ist die Prudsys AG für ihre Software zur Preisdiskriminierung ausgezeichnet worden. Die Anwendung legt für jeden Kunden einen separaten Preis fest, je nachdem, was sie über den jeweiligen Kunden herausfinden kann. Daher kann es sein, dass zwei Menschen unterschiedliche Preise für die gleiche Ware bezahlen müssen.
Ursula von der Leyen und die Bundeswehr erhalten für die massive digitale Aufrüstung der Bundeswehr den Big-BrotherAward. Der Digital-Branchenverband Bitkom wird für seine US-freundliche Lobbyarbeit gegen den Datenschutz geehrt. Und: Zwei Münchner Universitäten haben die Auszeichnung empfangen, weil sie für Online-Seminare die Kommerzplattform Coursera nutzen.
Bereits vorab hatte die Preisvergabe an die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) für Wirbel gesorgt. Der Verband hatte angekündigt, juristisch gegen den Preis vorzugehen. Digitalcourage zeichnet diesen aus, weil dort tätige Imame Mitglieder und Besucher für türkische Behörden ausspioniert hatten.