Deutscher Gewerkschaftsbund

14.12.2021
Wahlen, Fristen und Kandidaten

7 Tipps zur Gründung eines Betriebsrats

Informationen und FAQs rund um die Betriebsratswahl

Wie gründe ich einen Betriebsrat? Wie wird er gewählt? Wofür brauchen wir überhaupt einen Betriebsrat? Welche Vorteile bietet er mir und meinen Kolleg*innen? Was sind seine Pflichten, Rechte und Aufgaben? Für die Wahl eines Betriebsrats gibt es viele gute Gründe.

Ein Mann steht in einer Fabrik und spricht mit einem anderen Mann im Overall mit Helm

DGB/Christian Plambeck

Eine Belegschaft mit Betriebsrat hat eine stärkere Position als ohne Betriebsrat. Egal, ob es um Mitbestimmungsrechte gegenüber dem Arbeitgeber oder die interne Unterstützung für die Belange der Kolleg*innen geht – der Betriebsrat sorgt dafür, dass Arbeitgeber*innen die Interessen der Belegschaft berücksichtigen. Wenn es in Ihrem Betrieb also noch keinen Betriebsrat gibt, wird es höchste Zeit, einen zu gründen. Und das geht so:

Betriebsrat gründen leicht gemacht

Die Initiative zur Betriebsratsgründung geht von den Beschäftigten aus. Der Arbeitgeber muss sich neutral verhalten. Doch auch Betriebsleitungen schätzen den Betriebsrat als Ansprechperson für die gesamte Belegschaft.

Oft geht es im Betrieb nicht fair zu. Kolleg*innen sind unzufrieden oder fühlen sich nicht gehört. Argumente, die dafür sprechen, einen Betriebsrat zu gründen oder selbst zu kandidieren, können vielfältig sein:

  • Der Arbeitgeber will den Betrieb in ein anderes Bundesland verlagern.
  • Der Arbeitgeber möchte eine Zielvereinbarung und leistungsorientierte Entlohnung einführen.
  • Dienstpläne werden kurzfristig oder willkürlich geändert.
  • Arbeitsplätze entsprechen nicht den gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen.
  • Der Arbeitgeber verteilt überdurchschnittlich viele Abmahnungen.
  • Es sollen Überwachungskameras in den Büroräumen installiert werden.
  • Das Unternehmen befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise.
     
  • 1. Wer kann einen Betriebsrat gründen?

    Grundsätzlich können alle Arbeitnehmer*innen einen Betriebsrat gründen. Zur Gründung reichen drei Beschäftigte. Mindestens fünf Beschäftigte müssen im Betrieb wahlberechtigt sein. Von ihnen müssen drei die Voraussetzung zur Kandidatur erfüllen. Will die Betriebsleitung die Gründung verhindern, macht sie sich übrigens strafbar.

  • 2. Wer wählt den Betriebsrat?

    Alle Beschäftigten, die das 16. Lebensjahr vollendet haben und am Tag der Wahl im Betrieb angestellt sind. Auch Teilzeitbeschäftigte und Leiharbeitnehmer*innen gehören dazu, wenn sie länger als drei Monate im Betrieb arbeiten oder arbeiten sollen.

  • 3. Wer kann als Betriebsrät*in kandidieren?

    Alle Kolleg*innen, die länger als sechs Monate im Betrieb beschäftigt, wahlberechtigt und über 18 Jahre alt sind, können sich in den Betriebsrat wählen lassen.

  • 4. Wann kann ich einen Betriebsrat gründen?

    In Betrieben ohne Betriebsrat kann eine erstmalige Wahl jederzeit durchgeführt werden. Bei bestehenden Betriebsräten wird alle vier Jahre gewählt (2022 und dann wieder 2026). Die erste Amtszeit kann sich deshalb manchmal verkürzen oder verlängern. Mehr Informationen zu den Betriebsratswahlen 2022 jetzt nachlesen.

  • 5. Wie organisiere ich eine Betriebsratswahl?

    Zuerst muss ein Wahlvorstand gebildet werden. Er ist das Gremium, das die Wahl durchführt. Der Wahlvorstand besteht mindestens aus drei wahlberechtigten Kolleg*innen. Er muss immer aus einer ungeraden Zahl von Mitgliedern bestehen. Mindestens drei wahlberechtigte Kolleg*innen laden zu einer Betriebsversammlung ein und machen Vorschläge zur Zusammensetzung des Wahlvorstandes. Die Mehrheit der Anwesenden kann den Wahlvorstand nun wählen.

  • 6. Wie führe ich die Betriebsratswahl durch?

    Es gibt zwei Möglichkeiten für Betriebe, in denen bisher noch kein Betriebsrat existiert: Das reguläre und das vereinfachte zweistufige Wahlverfahren. Welches Verfahren im Betrieb zulässig ist, hängt von der Größe des Betriebes ab:

    • 5 bis 100 wahlberechtigte Arbeitnehmer*innen: vereinfachtes zweistufiges Wahlverfahren.
    • 101 bis 200 wahlberechtigte Arbeitnehmer*innen: reguläres Wahlverfahren oder Vereinbarung mit dem Arbeitgeber, das vereinfachte Verfahren durchzuführen.
    • Mehr als 200 wahlberechtigte Arbeitnehmer*innen: reguläres Wahlverfahren.

    Mehr Informationen zu den Wahlverfahren finden sich in den FAQ zu den Betriebsratswahlen.

  • 7. Ich bin im Betriebsrat! Was nun?

    Der Betriebsrat hat einige Aufgaben. Er wacht darüber, dass Tarifverträge, Verordnungen, Gesetze und Betriebsvereinbarungen eingehalten werden. Er hat in vielen Fragen Mitspracherechte. Eine Kündigung ist ohne seine Anhörung nicht wirksam. Wenn der Betrieb umstrukturiert oder Personal abgebaut werden soll, handelt der Betriebsrat einen Sozialplan aus. Und mit einer starken Gewerkschaft im Rücken bekommt er bei all dem Hilfe und Unterstützung. Mehr zu den Aufgaben eines Betriebsrates steht in unseren FAQ.

Betriebsratswahl 2022: Mehr hilfreiche Tipps und Infos

Mehr Informationen zu den Betriebsratswahlen 2022

Fragen und Antworten rund um die Betriebsratswahl

Die DGB-Gewerkschaften zur Betriebsratswahl 2022


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Aktuelles: Betriebsräte und Mitbestimmung

01.03.2023
"A­ma­zon muss­te erst­mal che­cken, dass wir jetzt mit­re­den!"
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Der Digital-Riese Amazon gilt nicht gerade als Mitbestimmungs-Fan. Serdal Sardas und seinen Kolleg*innen ist es 2022 gelungen, den ersten Betriebsrat in einem Amazon-Verteilzentrum im deutschsprachigen Raum zu gründen: im niedersächsischen Wunstorf.
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01.12.2022
Be­trieb­li­che Mit­be­stim­mung in Deutsch­land
Gruppe junger Menschen stehen lachend im Kreis und legen ihre Hände aufeinander
DGB/rawpixel/123rf.com
Betriebliche Mitbestimmung geht alle etwas an – ausländische Arbeitnehmer*innen genauso wie deutsche. Denn Betriebsräte sind für alle Beschäftigten im Betrieb da. Doch was ist ein Betriebsrat eigentlich? Welche Aufgaben hat er und welche Vorteile bringt er? Der DGB klärt einfach und verständlich auf – in 12 verschiedenen Sprachen.
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01.12.2022
Di­gi­ta­li­sie­rung: Be­las­tung für Be­schäf­tig­te
Junge, gebückte Frau trägt großen Karton auf dem Rücken, Schriftwolke "Stress"
DGB/Ion Chiosea/123rf.com
40 Prozent der Beschäftigten fühlen sich durch die Digitalisierung ihrer Tätigkeit stärker belastet. Das hat die repräsentative Beschäftigtenbefragung "Index Gute Arbeit 2022" des DGB ergeben, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Die Ergebnisse sind alarmierend. Die Digitalisierung soll die Beschäftigten in ihrer Arbeit unterstützen und nicht zusätzlich strapazieren.
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