Trotz starker Wirtschaft ist das Armutsrisiko vieler Menschen bereits vor der Coronakrise deutlich gestiegen. Die Politik muss endlich aktiv werden, um Menschen vor Armut zu schützen. Es braucht mehr Tarifbindung, eine Kindergrundsicherung für einkommensarme Familien und die einmalige Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf mindestens 12 Euro.
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„Im reichen Deutschland nimmt das Armutsrisiko vieler Menschen zu, obwohl Wirtschaft und Arbeitsmarkt zumindest bis vor Corona gebrummt haben“, kritisiert DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Die Ergebnisse einer DGB-Analyse seien ein deutliches Zeichen, dass andere politische Leitplanken gebraucht werden. „Mit Corona hat sich die Situation vielfach weiter zugespitzt, denn insbesondere Geringverdiener wurden und werden weiterhin durch die wirtschaftlichen Einschränkungen belastet. Ihre Einkommen sind durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit deutlich geschrumpft.“
Piel fordert: „Der Gesetzgeber muss also deutlich mehr tun, um Tarifbindung zu stärken, um den gesetzlichen Mindestlohn einmalig im Niveau auf mindestens 12 Euro anzuheben.“ Anschließend sollten weitere Erhöhungsschritte weiterhin in der Mindestlohnkommission behandelt werden. Zudem brauch es eine Kindergrundsicherung für einkommensarme Familien.
Eine Analyse des DGB fast die zentralen Befunde zusammen. Das Armutsrisiko ist demnach im langfristigen Vergleich gestiegen. In 2005 waren 14,7 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet – das heißt, sie hatten weniger als 60 Prozent des mittleren monatlichen Einkommens zur Verfügung. In 2019 waren es schon 15,9 Prozent der Bevölkerung.
Eine wichtige Ursache für die Armutsrisiken vieler Menschen liegt im zu geringen Niveau der unteren Einkommen. Jede/r vierte bis fünfte Beschäftigte arbeitet für einen Niedriglohn. „Dies hatte und hat zur Folge, dass im normalen Alltag und besonders in schwierigen Zeiten, immer mehr Personengruppen von Armut bedroht sind“, stellt Piel fest. Arbeitslosigkeit, eine längere Krankheit, Erwerbsminderung oder einfach die Tatsache, dass eine Familie viele Kinder hat, könnten dann sehr schnell zu schlimmer Not führen. „Armut muss wirksamer bekämpft werden.“
Das Armutsrisiko in Deutschland war 2019 hoch wie nie. Mit Corona hat sich die Situation vielfach weiter zugespitzt, denn insbesondere Geringverdiener wurden und werden weiterhin durch die wirtschaftlichen Einschränkungen belastet. Ihre Einkommen sind durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit deutlich geschrumpft. Der DGB fordert die Bundesregierung auf, Armut wirksamer zu bekämpfen.