In der Corona-Pandemie hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Pflege ist. Ob im Krankenhaus, der stationäre oder ambulanten Pflege - wir alle konnten uns auf die enorme Leistungsbereitschaft der Beschäftigten verlassen. Um so schlimmer, dass gerade sie nur selten auf gute Arbeits- und Gehaltsbedingungen zählen können. Das muss sich nach der Bundestagswahl 2021 ändern.
DGB
So kann sichergestellt werden, dass Pflege nicht arm macht
So müssen die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessert werden
Der Fokus der CDU/CSU liegt auf der Einführung einer dritten Säule der Pflegeversicherung, der betrieblichen Pflegezusatzversicherung, die staatlich gefördert werden soll. Entgegen unseren Forderungen sollen die steigenden Pflegekosten durch mehr Kapitaldeckung und privater Vorsorge statt durch Ausbau des staatlichen Umlageverfahrens finanziert werden. Die Bereitstellung von Pflege soll weiterhin durch Wettbewerb zwischen den Trägern gewährleistet werden. Beim Thema Arbeitsbedingungen liegt der Fokus auf der Verbesserung der Ausbildung(sbedingungen) zur Pflegeassistenz. Der Fachkräftemangel und bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen werden nicht genannt.
Die SPD will die Pflegeversicherung hin zu einer Bürger*innenversicherung reformieren, die alle pflegerischen Kosen abdeckt, im Kontrast zu unserer Forderung allerdings mit Eigenanteilen. Die von uns geforderte Regulation von Renditen durch Pflegeanbieter wird nicht explizit aufgegriffen. Lohn- und Arbeitsbedingungen der Pflegenden stehen im Fokus. Sie sollen durch bundesweite Tarifverträge, tarifliche Refinanzierung und Pflegemindestlöhne verbessert werden. Auch andere wichtige arbeitsrechtliche Aspekte wie die Regelung der sogenannten 24-Stunden-Pflege oder die soziale Absicherung haushaltsnaher Dienstleistungen sollen angegangen und geregelt werden.
Die FDP strebt ein 3-Säulen-Modell der Pflegeversicherung an, in dem künftig die private und betriebliche Vorsorge eine wichtige Rolle spielen sollen. Dadurch soll die soziale Pflegeversicherung stärker durch Kapitaldeckung finanziert werden. Das steht im Kontrast zu dem von uns angestrebten umfassenden Ausbau der sozialen Pflegeversicherung im paritätisch finanzierten Umlagesystem. Die Arbeitsbedingungen sollen durch mehr Personal verbessert, und die von uns unterstützte „Pflegepersonal-Regelung 2.0“ umgesetzt werden. Andere wichtige Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne werden nicht genannt.
Die Linke will eine Reform der Pflegeversicherung hin zu einer solidarischen Vollversicherung. Diese soll alle Leistungen ohne Eigenanteile decken. Auch das Pflegeangebot soll reformiert werden. So sollen Pflegeanbieter keine Gewinne mehr entnehmen dürfen und Privatisierungen gestoppt werden. Die Arbeitsbedingungen der professionell Pflegenden sollen durch einen bundesweiten Tarifvertrag verbessert werden. Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf soll durch Lohnausgleich verbessert werden.
Bündnis 90/Die Grünen fordert eine Reform der Pflegeversicherung hin zu einer solidarischen Pflege-Bürger*innenversicherung. Diese soll gedeckelte Eigenanteile enthalten. Auch eine Regulation von Renditen durch Pflegeanbieter ist vorgesehen. Die Partei greift das wichtige Thema der ambulanten Pflege auf und will diese stärken. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sollen außerdem durch Tarifverträge, tarifliche Refinanzierung und verbindliche Personalbemessung verbessert werden. Ein Fokus liegt auf dem Thema Arbeitszeit. Pflegekräfte sollen in Zukunft eine 35-Stunden-Woche haben.
Die DGB-Gewerkschaften stehen für Demokratie, Gleichberechtigung, Weltoffenheit und Toleranz in Deutschland, Europa und der Welt und damit im klaren Widerspruch zur AfD, die eine „mit der extremen Rechten eng verwobene Rechtsaußenpartei mit rechtspopulistischer Agitationsweise“ ist.
Der DGB nennt daher die AfD nicht in einem Atemzug mit demokratischen Parteien, um nicht zur Verharmlosung ihrer völkisch-autoritären Positionen und ihrer im Kern demokratiefeindlichen Strategien und Handlungen beizutragen. Mit demokratischer Normalität hat das Wahlprogramm der AfD nichts zu tun – auch wenn sie mit ihrem Programmtitel „Deutschland. Aber normal“ den gegenteiligen Anschein zu wecken versucht.
Rechtsextremismus und Rechtspopulismus gefährden den sozialen Zusammenhalt und sind eine ernsthafte Bedrohung unseres demokratischen und sozialen Gemeinwesens in Deutschland und Europa. Dagegen gilt es, klar Position zu beziehen! Für Demokrat*innen gilt: Nicht wegschauen, sondern handeln und sich einmischen!
Das heißt aber auch, dass wir uns inhaltlich mit der AfD und ihrer Aufstellung für die Bundestagswahl auseinandersetzen müssen. Der DGB hat deshalb den Wissenschaftler Alexander Häusler und den Journalisten Rainer Roeser beauftragt, eine Studie zum Wahlprogramm der AfD zu erarbeiten. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse gibt es hier.
DGB
Links zu den Wahlprogrammen der Parteien zur Bundestagswahl 2021