Vier Sonderpreise sowie der Deutsche Betriebsräte-Preis 2015 in Bronze, Silber und Gold wurden heute auf dem Deutschen BetriebsräteTag in Bonn verliehen. Gold-Preisträger ist der Betriebsrat der Volkwagen AG, Werk Salzgitter. Der Publikumspreis ging an den Betriebsrat von Coppenrath&Wiese.
Mit dem Betriebsräte-Preis, den die Zeitschrift Arbeitsrecht im Betrieb (AiB) des Bund-Verlags vergibt, werden seit 2009 innovative und erfolgreiche Projekte von Betriebsrats-Gremien ausgezeichnet, die zeigen: Betriebliche Mitbestimmung bietet viele kreative Möglichkeiten, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten konkret zu verbessern und Arbeitsplätze zu sichern. Die Preisträger sind also echte Beispiele guter Praxis – zur Nachahmung empfohlen.
Vor den Preisverleihungen sprach die Präsidentin des Bundesarbeitsgericht, Ingrid Schmidt zu den TeilnehmerInnen des BetriebsräteTags: "Sie beschweren sich nicht nur, sie schweigen nicht, sie mischen sich ein" – als demokratisch legitimierte Vertreterinnen und Vertreter der Beschäftigten. Das stärke unsere demokratische Gesellschaft substantiell, so Schmidt. Betriebsratswahlen hätten eine so hohe Wahlbeteiligung, dass man davon heute bei allgemeinen Wahlen nur träumen könne.
Der Deutsche Betriebsräte-Preis in Gold ging in diesem Jahr an den Betriebsrat des Werks Salzgitter der Volkwagen AG (IG Metall). Der Betriebsrat hat mit einem erfolgreich umgesetzten Projekt gezeigt: Auch gesundheitlich eingeschränkte Kolleginnen und Kollegen können in der industriellen Produktion mithalten. Unter Mitwirkung des Betriebsrats entstand im VW-Werk Salzgitter eine neue Montagelinie, die ergonomisch an die Bedürfnisse älterer und gesundheitlich eingeschränkter Mitarbeiter angepasst ist.
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Der Betriebsräte-Preis in Silber ging an den Betriebsrat der "Conditorei Coppenrath & Wiese" (Gewerkschaft NGG). Die Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter beim ehemaligen Familienunternehmen sicherten sich mit hartnäckigen und geschickten Verhandlungen maßgeblichen Einfluss beim geplanten Verkauf des Unternehmens, das inzwischen von "Dr. Oetker" übernommen wurde. Der Betriebsrat hatte sogar Kontakt zu den möglichen Kaufinteressenten. Dieses Engagement führte schließlich trotz Verkauf zu einer Gesamtbetriebsvereinbarung mit Beschäftigungssicherung für beide Standorte des Unternehmens.
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Das große Engagement der Betriebsratsmitglieder überzeugte auch die TeilnehmerInnen des Deutschen BetriebsräteTags, die den Betriebsrat von Coppenrath & Wiese auch auf Platz 1 beim Publikumspreis des BetriebsräteTags wählten.
Der Betriebsräte-Preis in Bronze ging an den Betriebsrat der Kliniken Nordoberpfalz AG aus Erbendorf (ver.di). Arbeitsüberlastung ist in nicht wenigen Kliniken, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Alltag für die Beschäftigten. Der Betriebsrat aus Erbendorf wollte das für die pflegenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik nicht mehr hinnehmen, verfasste eine kollektive Gefährdungsanzeige für alle Beschäftigten und setzte dem Arbeitgeber ein Ultimatum: Entweder mehr Personal oder die MitarbeiterInnen würden in Zukunft nicht mehr aus der Freizeit für Dienste einspringen. Ergebnis: Der Stellenplan wurde um 3,5 Vollzeitkräfte erhöht, Servicekräfte wurden in der Pflege eingesetzt und Workshops zur Optimierung des Tagesablaufs angeboten.
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Der Sonderpreis für "Arbeitszeitgestaltung" ging an den Betriebsrat der Bayer Vital GmbH, Leverkusen (IG BCE), der ein Teilzeitmodell für Außendienst-Mitarbeiter durchgesetzt hat.
Der Sonderpreis für "Innovative Betriebsratsarbeit" ging an den Gesamtbetriebsrat der Deutschen Telekom AG (ver.di) für die Vorbereitung und Durchführung einer Zukunftskonferenz "Mut zur Zusammenarbeit" von Betriebsräten und Management.
Den Sonderpreis "Gute Arbeit" erhielt der Betriebsrat der VARTA Microbattery GmbH (IG Metall) für die Abschaffung von Leiharbeitsverhältnissen im Unternehmen.
Der Sonderpreis "Zukunftssicherung" ging an den Betriebsrat der Bosch Rexroth AG, Schweinfurt (IG Metall). Der Betriebsrat hat dort einen Maßnahmenkatalog entwickelt, der dafür gesorgt hat, dass der Vertrieb so gesteigert wurde, dass es keine "Personalanpassungen" gab, noch tarifliche Leistungen gekürzt wurden.