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In vielen Branchen fehlen ausgebildete Fachkräfte in Deutschland. Die Corona-Pandemie hat die Lage weiter verschärft. Um den Personalmangel zu beheben, gilt es, Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Teilhabe am Arbeitsmarkt zu erleichtern.
DGB/Simone M. Neumann
Als im Sommer die Urlaubssaison begann, war er allgegenwärtig: der Personalmangel. An den Flughäfen strandeten Urlauber*innen, Beschäftigte und Gewerkschaften machten durch Warnstreiks auf die fehlenden Arbeitskräfte aufmerksam. Ob in der Gastronomie, im Gesundheitssystem oder im Handwerk – überall fehlen Beschäftigte, die die Arbeit erledigen.
> Fachkräftemangel bremst Transformation <
In der aktuellen WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung geben 56 Prozent der Interessenvertreter*innen an, dass sie Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen. Gründe dafür sind fehlende Bewerber*innen und schlechte Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Branchen. Hinzu kommt: in den nächsten Jahren gehen rund ein Drittel der Beschäftigten in Rente, wodurch sich weitere Lücken auftun werden.
Dabei sind Fachkräfte angesichts der sozial-ökologischen Transformation besonders wichtig. Der Mangel an geschultem Personal könnte zu einer echten Bremse werden. Die steigende Inflation und hohe Energiekosten spitzen die Lage zu.
> Bessere Bedingungen <
Im Handwerk ist die Lage besonders angespannt – und ein hausgemachtes Problem: Nur rund 30 Prozent der Arbeitnehmer*innen in Handwerksbetrieben sind von Tarifverträgen erfasst. Daraus folgt eine deutliche Lohnlücke im Vergleich zur restlichen Wirtschaft. Die Arbeitsbelastung der Handwerker*innen ist hingegen hoch, Arbeitszeiten von bis zu 48 Stunden pro Woche sind keine Seltenheit. Die Folge: Rund 60 Prozent der Gesell*innen verlassen ihre Berufe nach Abschluss der Ausbildung.
Nicht nur im Handwerk gilt: faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Dafür kämpfen Gewerkschaften. Wo die Arbeitgeber aber Tarifflucht begehen, ist die Politik in der Pflicht, die Tarifbindung zu stärken. Ohne diese Verbesserungen wird sich der Fachkräftemangel nicht beheben lassen.
> Teilhabe von Frauen <
Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, braucht es eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt. Das Beschäftigungspotential von Frauen ist nicht ausgeschöpft, echte Chancengleichheit am Arbeitsmarkt gibt es noch nicht. Frauen sind stärker von Altersarmut betroffen und Minijobs werden für sie eher zur Falle, als dass sie in sozial abgesicherte Beschäftigung führen. Besonders Frauen mit Verantwortung für Kinder und zu pflegende Familienangehörige drohen in Teilzeitstellen festzuhängen. Arbeitsbedingungen müssen familiengerechter werden, dafür müssen Beschäftigte ihre Arbeitszeiten mitgestalten können.
faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen
Beschäftigte weiterbilden für die gesellschaftlich-ökologische Transformation
bessere Teilhabe für Frauen
klare Regeln für Arbeitskräfte-Zuwanderung
> Weiterbildung mitdenken <
Die Arbeitswelt befindet sich in einem rasanten Wandel. Arbeitnehmer*innen müssen ihre Qualifikationen stetig anpassen. Dafür brauchen sie gute Weiterbildungsmöglichkeiten, die sich an der Arbeit von morgen orientieren. Wie sich die Arbeitswelt in Zukunft entwickelt, muss gut beobachtet werden: welche Kenntnisse werden morgen nötig sein, welche Herausforderungen müssen Fachkräfte meistern? Weiterbildungsangebote müssen dementsprechend ausgestaltet werden.
> Zuwanderung erleichtern <
Der Zugang zum Arbeitsmarkt muss für zugewanderte Menschen erleichtert werden. Denn selbst wenn das Arbeitskräfte-Potential in Deutschland und der EU voll ausgeschöpft wird, fehlen weiterhin wichtige Kräfte. Für fairen Zugang zum Arbeitsmarkt mit echten Bleibeperspektiven für Beschäftigte und ihre Familien müssen klare Regeln geschaffen und bürokratische Hürden abgebaut werden.
Für den DGB ist klar: Nur tarifgebundene und sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse wirken dem Fachkräftemangel effektiv entgegen.