Der Druck wächst in vielen Berufen, weil die Arbeitsintensität zunimmt. Das hat laut DGB-Index Gute Arbeit 2019 Folgen: Vielen Beschäftigten fällt es schwer abzuschalten. Auch die Zahl der Menschen, die zehn Tage oder mehr im Jahr krank zur Arbeit geht, ist besorgniserregend.
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Die aktuelle Auswertung des DGB-Index Gute Arbeit zur Arbeitsintensität zeigt, dass mehr als die Hälfte (53 Prozent) der rund 6500 Befragten sich bei der Arbeit sehr häufig oder oft gehetzt fühlt. Bei vielen Beschäftigten scheint die Arbeitsbelastung im Vergleich zu den Vorjahren noch zu steigen: So hat ein Drittel (34 Prozent) der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten mehr Arbeit verrichten müssen, als noch ein Jahr zuvor. Die Folgen: 57 Prozent der überlasteten ArbeitnehmerInnen fühlen sich häufig leer und ausgebrannt. Rund die Hälfte reduziert regelmäßig die Pausen, um ihr Pensum zu erfüllen. 42 Prozent sind in den vergangenen zwölf Monaten zehn oder mehr Tage krank zur Arbeit gegangen.
„Das Problem zu hoher psychischer Belastung in der Arbeitswelt ist seit Jahren bekannt“, kritisiert der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann die Befunde. „Für einen Großteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat sich jedoch wenig geändert. Die aktuellen Befunde des DGB-Index Gute Arbeit zeigen: Der Arbeitsstress bleibt auf einem besorgniserregend hohen Niveau.“ Hoffmann fordert die Unternehmen auf, ihre MitarbeiterInnen besser zu schützen.
Die Arbeitgeber „müssen die Überlastung und die damit einhergehenden gesundheitlichen Gefährdungen der Beschäftigten vermeiden. Die Gewerkschaften haben zahlreiche Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen zum Schutz der Gesundheit abgeschlossen. Diese müssen zum Standard für alle Beschäftigten werden“, fordert der DGB-Vorsitzende. Die Regierungskoalition müsse Tarifbindung und Mitbestimmung stärken.
„Die allseits beschworene Fachkräftesicherung muss vor allem im Betrieb selbst anfangen – mit gesunden Arbeitsbedingungen.“ Unter den aktuellen Arbeitsbedingungen sind viele Beschäftigte skeptisch, bis zur Rente durchzuhalten. 40 Prozent gehen davon aus, dass sie es wahrscheinlich nicht schaffen werden, ihre jetzige Tätigkeit bis zum Rentenalter fortzusetzen. Deutliche Differenzen zeigen sich zwischen verschiedenen Berufsgruppen. Beschäftigte in personenbezogenen Dienstleistungsberufen sowie Fertigungsberufen sind deutlich pessimistischer, was ihre Erwerbsfähigkeit angeht. In Land- und forstwirtschaftlichen Berufen geht nur jede/r Fünfte davon aus, bis zur Rente arbeiten zu können. Ebenfalls deutlich unter dem Durchschnitt liegt der Anteil in der Lebensmittel- und Gastrobranche (37 Prozent), in Bauberufen (38 Prozent) sowie in Gesundheitsberufen (39 Prozent).
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