Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 064 - 29.10.2020
Ausbildungsbilanz

Ausbildungsgarantie jetzt!

Deutliche strukturelle Änderungen um den Ausbildungsmarkt zu stabilisieren hat die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack gefordert. Anlässlich der heute von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Bilanz-Zahlen für das aktuelle Ausbildungsjahr sagte Hannack am Donnerstag in Berlin:

„Die berufliche Bildung befindet sich in einer Abwärts-Spirale. Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze in Industrie und Handel, aber auch im Handwerk sinkt deutlich. Zugleich wenden sich weniger Jugendliche als Ausbildungsplatz suchend an die Bundesagentur für Arbeit. Und schon heute signalisieren große Betriebe, dass sie auch im kommenden Jahr weniger ausbilden wollen. Der beruflichen Bildung droht ein dauerhafter Bedeutungsverlust mit noch weniger Ausbildungsbetrieben und weniger Jugendlichen in Ausbildung.

Um dies zu verhindern, sind jetzt weitreichende strukturelle Änderungen notwendig. Die kurzfristige Krisenhilfe für Ausbildungsbetriebe in der Corona-Pandemie ist zwar gut, reicht aber nicht aus, um den Negativtrend umzukehren.

Vielmehr muss die duale Ausbildung nachhaltig auf eine sichere Basis gestellt werden. Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie, wie sie in Österreich längst praktiziert wird: Allen Jugendlichen muss auf jeden Fall der Eintritt ins erste Ausbildungsjahr möglich sein, entweder über berufliche Schulen oder bei außerbetrieblichen Ausbildungsstätten. Im zweiten Ausbildungsjahr sollen die Jugendlichen dann möglichst in einen Betrieb wechseln. Ebenso brauchen die Ausbildungsbetriebe mehr Unterstützung - zum Beispiel finanziert durch Fonds, in den nicht-ausbildende Betriebe einzahlen.

Kommen diese Maßnahmen nicht, werden der Wirtschaft nicht nur Fachkräfte fehlen – und zwar in enormen Ausmaßen –, es wird auch zu einer weiteren Polarisierung der Gesellschaft kommen. Denn vor allem, wer es schon vor Corona schwer hatte, einen Ausbildungsplatz zu finden, wird dann noch geringere Chancen auf einen solchen Platz haben. Dies betrifft vor allem junge Menschen, mit höchstens einem Hauptschulabschluss in der Tasche oder Jugendliche aus Einwandererfamilien. Schon vor der Krise blieben fast 1,4 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren ohne abgeschlossene Ausbildung. Das sind 14 Prozent dieser Altersgruppe.

Es ist Gift für unsere Gesellschaft, wenn die Zahl der Ausbildungsbetriebe und der Auszubildenden im Sinkflug ist, gleichzeitig aber eine hohe Zahl von Jugendlichen dauerhaft ohne Ausbildung bleibt. Sie drohen am Arbeitsmarkt, aber auch in der Gesellschaft abgehängt zu werden. Viele dieser Jugendlichen fühlen sich von den demokratischen Parteien nicht mehr gesehen.“


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