Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 215 - 02.12.2011

Zu wenig schwerbehinderte Beschäftigte in deutschen Unternehmen

Der DGB hat die Personalpolitik vieler Unternehmen gegenüber Behinderten kritisiert. Zum Welttag der behinderten Menschen am 3. Dezember erklärte Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied, am Freitag in Berlin: „Fast jedes zweite Unternehmen erfüllt die gesetzliche Beschäftigungspflicht von Menschen mit Behinderungen nicht. Es kann nicht sein, dass einerseits über Fachkräftemangel geklagt wird und andererseits Bewerberinnen und Bewerber nicht eingestellt werden, nur weil sie ein Handicap haben.“

40 Prozent der deutschen Arbeitgeber haben weniger als ein Prozent schwerbehinderte Beschäftigte. Laut Gesetz sollten fünf Prozent der Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Beschäftigten besetzt sein. „Vielen Arbeitgebern ist leider nicht bewusst, dass eine Behinderung keineswegs Einfluss auf die zu leistende Arbeit haben muss. Dabei gibt es Branchen, die zeigen, wie es geht und an denen andere sich orientieren können“, so Annelie Buntenbach.

Als positive Beispiele nannte sie die Metallindustrie, Autohersteller, die Energie- und Wasserversorgung, aber auch Post oder Museen. Es gäbe sowohl öffentliche als auch große privatwirtschaftliche Unternehmen, die fünf Prozent oder mehr schwerbehinderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Viel zu gering sei der Anteil der schwerbehinderten Beschäftigten vor allem in der Werbung, Filmproduktion und Marktforschung, wo weniger als zwei Prozent der Belegschaften schwerbehindert sind.

Der DGB schlägt vor, die Beschäftigungsquote von Schwerbehinderten durch entsprechende Anreize zu steigern. So sollte die Ausgleichsabgabe zumindest für diejenigen Unternehmen erhöht werden, die weniger als drei Prozent schwerbehinderte Menschen beschäftigen. Je nachdem, in welchem Umfang die Quote erfüllt wird, zahlen Unternehmen ab 20 Beschäftigten bisher eine Ausgleichsabgabe zwischen 105 und 260 Euro monatlich für jeden nicht besetzten Pflichtarbeitsplatz. „Es muss stärkere finanzielle Anreize geben, damit diese Unternehmen mehr schwerbehinderte Menschen einstellen. Wir müssen die andauernde und überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit von schwerbehinderten Menschen endlich in den Griff bekommen“, forderte Buntenbach.

Die Arbeitslosenquote von schwerbehinderten Menschen ist seit Jahren beinahe doppelt so hoch wie die allgemeine Arbeitslosenquote. In 2010 lag sie bei 14,8 Prozent, die allgemeine Arbeitslosenquote betrug 7,7 Prozent. Insgesamt arbeiteten in der Wirtschaft und Verwaltung in 2009 etwa eine Million schwerbehinderte Menschen. Das entspricht einer Beschäftigungsquote von 4,5 Prozent. Die privaten Arbeitgeber erfüllten die Beschäftigungspflicht insgesamt zu 3,9 Prozent, die öffentlichen Arbeitgeber zu 6,3 Prozent.

arbeitsmarktaktuell 6/2011 (PDF, 216 kB)

Schwerbehinderte Menschen haben von der günstigen Arbeitsmarktentwicklung 2010 und im ersten Halbjahr 2011 nicht profitieren können. Gegen den allgemeinen Trend ist die Arbeitslosigkeit unter Behinderten sogar gestiegen. Ihnen droht vielfach Langzeitarbeitslosigkeit und eine Abdrängung ins HartzIV-System.


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