Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 175 - 08.10.2013

Erwachsenen-PISA: Soziale Auslese ist Achillesferse des deutschen Bildungssystems

Zu den heute vorgestellten Ergebnissen der OECD-Studie „Erwachsenen-PISA“ (PIAAC) erklärte Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende, am Dienstag in Berlin:

„Die soziale Spaltung ist die Achillesferse des deutschen Bildungswesens. Was sich bei den Jugendlichen beim PISA-Test gezeigt hat, setzt sich bei den Erwachsenen nahtlos fort: Der Bildungserfolg hängt weitgehend von der sozialen Herkunft ab. Wer keinen guten Schulabschluss hat, geringfügig beschäftigt oder arbeitslos ist, wird auch bei der Weiterbildung abgehängt. Wir leben in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Vor allem die hohe Bildungsarmut bei Erwachsenen mit einem Hauptschulabschluss und bei Langzeitarbeitslosen ist ein Skandal.

Die künftige Regierungskoalition muss diese Probleme entschlossen anpacken. In Deutschland gibt es kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Die Weiterbildung fristet seit Jahren ein Schattendasein in der Bildungspolitik. Die neue Regierung muss ein echtes Erwachsenen-BAföG einführen, das das Nachholen von Schul- und Berufsabschlüssen mit einem Vollzuschuss fördert. Vor allem benachteiligte Menschen leiden unter der mangelnden Transparenz, fehlender Beratung und unsicherer Finanzierung in der Weiterbildung. Notwendig ist deshalb ein Weiterbildungsgesetz auf Bundesebene, das ein Recht auf Weiterbildung, rechtlich garantierte Lernzeiten, eine sichere Finanzierung, mehr Beratung und Transparenz für eine bessere Qualitätssicherung und Zertifizierung der Angebote regelt.

PIAAC zeigt auch: Während die Arbeitgeber-Verbände über den vermeintlichen Fachkräftemangel klagen, nutzen viele Betriebe die Kompetenzen ihrer Beschäftigten zu wenig. So werden die Qualifikationen von fast jedem vierten Beschäftigten in dem eigenen Unternehmen kaum nachgefragt. Es ist die Aufgabe der Betriebe, die bisher unausgeschöpften Potenziale ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker zu erkennen und in Zusammenarbeit mit Betriebs- oder Personalräten zu fördern. Von einer echten Weiterbildungskultur in den deutschen Unternehmen sind wir noch meilenweit entfernt.“

Zur Information: In Deutschland gibt es in der Weiterbildung eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Dies zeigt eine DGB-Expertise zur sozialen Spaltung in der Weiterbildung. Vor allem gering Qualifizierte können ihr Wissen kaum auffrischen.

DGB-Analyse zur sozialen Spaltung in der Weiterbildung (PDF, 256 kB)

Beim Zugang zur Weiterbildung gibt es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in Deutschland. Es gilt das Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben. Mangelnde Transparenz, fehlende Beratung und eine unklare Finanzierung erschweren benachteiligten Menschen die Weiterbildung. Eine neue Regierung muss dieses Thema endlich anpacken, fordert der DGB in seiner aktuellen Studie.

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