Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 225 - 15.12.2011

Allein in diesem Jahr fehlen fast 50.000 Ausbildungsplätze

„Wir müssen jungen Menschen eine Chance auf Ausbildung geben, die bisher durch den Rost fielen“, erklärte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende, am Donnerstag in Berlin zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt:
 
„Trotz einer guten Wirtschaftsentwicklung bleibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt enttäuschend. Die Wirtschaft hat ihre satten Gewinne aus dem Jahr 2011 kaum genutzt, um die jungen Menschen auszubilden, die bisher keine Chance hatten. Jeder junge Mensch sollte die Chance erhalten, seinen Lebensunterhalt durch eigene Anstrengungen sicherzustellen. Davon sind wir noch weit entfernt. Gerade große Betriebe könnten hier mit gutem Beispiel vorangehen.

Das Plus von 1,8 Prozent bei den abgeschlossenen Verträgen liegt weit hinter den Erwartungen und Ankündigungen der Arbeitgeber zurück. Die Zahl der Neuverträge liegt mit 570.140 weit unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2008. Damals erhielten 616.342 junge Menschen einen neuen Ausbildungsvertrag.

Glänzende Chancen für junge Menschen sind noch immer eine Fata Morgana. Zurzeit sind 76.642 Jugendliche unversorgt. Sie haben keinen Ausbildungsplatz bekommen und halten sich mit Bewerbungstrainings, Einstiegsqualifizierungen und Praktika über Wasser. Und das bei nur 29.500 offenen Plätzen. In Wahrheit übersteigt die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber die Zahl der offenen Plätze um mehr als das Doppelte. Allein in diesem Jahr fehlen folglich fast 50.000 Ausbildungsplätze.

Viele Branchen, die lautstark über fehlende Auszubildende klagen, haben oft inakzeptable  Ausbildungsbedingungen. Viele Betriebe sind einfach nicht ausbildungsreif: Sie bieten eine niedrige Vergütung. Sie halten viele Überstunden und unregelmäßige Arbeitszeiten für normal. Hohe Abbrecherquoten von mehr als 40 Prozent und geringe Übernahmequoten sind nicht selten, gerade in Hotels und Gaststätten. Wenn junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, bewerben sie sich in diesen Unternehmen nicht mehr. So kommen auf 100 gemeldete Stellen in der Gastronomie nur 37 registrierte Bewerber. Wenn Betriebe für Bewerber attraktiv sein wollen, müssen sie ihre Azubis besser bezahlen, die Qualität der Ausbildung verbessern und mehr Azubis übernehmen.

Während der Ausbildungspakt Jahr für Jahr eine entspannte Lage verkündet, ist gleichzeitig laut Statistischem Bundesamt die Zahl der jungen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren ohne abgeschlossene Ausbildung mittlerweile bei 1,5 Millionen angekommen. Das sind immerhin rund 17 Prozent dieser Altersgruppe.

Es ist höchste Zeit, dass Jugendliche, die nicht zu den Spitzenleistern in der Schule gehörten, jetzt mit ausbildungsbegleitenden Hilfen und starken Partnern in den Unternehmen zum Zuge kommen.“


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