Erwerbstätige müssen immer länger arbeiten. Trotzdem nimmt die Zahl derer, die trotz Rente weiterhin erwerbstätig sind, zu. Der wachsende Niedriglohnsektor und ein sinkendes Rentenniveau sind zwei der Ursachen: Wer zu wenig Rente auf dem Konto hat, verdient sich etwas dazu. Der DGB fordert, dass Erwerbstätigkeit den Lebensstandard auch im Alter sichern muss.
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Obwohl sich seit 2013 das Renteneintrittsalter stetig erhöht und damit statistisch Menschen länger im Erwerbsleben verbleiben, nimmt die Zahl derer, die über das Rentenalter hinaus einer erwerbsmäßigen Beschäftigung nachgehen, kontinuierlich zu.
Der leichte Rückgang bei der geringfügigen Beschäftigung ist auf den Corona-Effekt zurückzuführen. Seit Jahresbeginn nimmt auch die Beschäftigung Älterer oberhalb des Rentenbeginns wieder zu.
DGB, Datenbasis: BA Statistik
Die Ursachen sind sicher vielfältig. Unstrittig ist, dass es Menschen gibt, die gern weiter arbeiten wollen, weil sie sich noch rüstig fühlen und weil sie für sich in der Fortsetzung ihrer Erwerbstätigkeit eine Aufgabe und die entsprechende persönliche und gesellschaftliche Anerkennung finden.
Doch lässt sich auch ein Zusammenhang feststellen zwischen der Entwicklung des Niedriglohnsektors, der Absenkung des Rentenniveaus und der Zunahme der Beschäftigung im Alter. Das zeigt sich vor allem dann, wenn man die Berufe analysiert, in denen die Beschäftigung überwiegend stattfindet. So waren im Dezember 2020 sehr viele Ältere neben Arbeiten im Bürobereich (144.224) im Bereich Reinigung (123.671), im Bereich Lagerwirtschaft, Post, Zustellung und Güterumschlag (96.994), in der Gebäudetechnik (87.143) sowie im Bereich der Fahrzeugführung im Straßenverkehr (34.337) beschäftigt. Darunter ist eine Reihe von Berufen, die mit körperlichen und/oder psychischen Belastungen verbunden sind. Diese Berufe sind üblicherweise nicht die „Traumberufe“ vieler Menschen, die aus Freude an der Tätigkeit ausgeübt werden, sondern dienen häufig dem Erwerb eines zusätzlichen Einkommens.
Das lässt den Schluss zu, dass die Sicherung der Altersversorgung Menschen zunehmend dazu zwingt, weiter zu arbeiten, statt den Ruhestand zu genießen.
Eine auskömmliche Altersversorgung beginnt bei der Eindämmung des Niedriglohnsektors und der Einbeziehung aller Erwerbstätigen in ein sicheres und stabiles gesetzlich geregeltes Altersvorsorgesystem. Der DGB setzt sich dafür ein, dass Erwerbstätigkeit grundsätzlich den erworbenen Lebensstandard im Alter absichert und niemand im Rentenalter arbeiten muss, um seine Lebenshaltungskosten und die Miete zahlen zu können.