Deutscher Gewerkschaftsbund

01.10.2015
Fachkräfte

Ausländische Berufsabschlüsse werden zu selten anerkannt

300.000 ausländische Berufsabschlüsse wollte der Bund pro Jahr anerkennen. Die Realität sieht anders aus. Die ursprünglich anvisierte Zahl liege drei Jahre nach in Kraft treten des entsprechenden Gesetzes noch in weiter Ferne, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack dem Handelsblatt. Tatsächlich wurden im Jahr 2014 nur rund 13.200 im Ausland erworbene Berufsabschlüsse anerkannt.

Ärztin / Krankenschwester untersucht Patientin

Colourbox

Zielmarke deutlich gerissen

Das sind laut Statistischem Bundesamt zwar 1380 mehr als im Jahr 2013. Aber eben auch rund 287.000 unter der selbst gesetzten Zielmarke.

"Das Anerkennungsgesetz ist ein wichtiger Fortschritt, greift aber zu kurz", so Hannack. "Deshalb brauchen wir dringend Verbesserungen. Wenn Menschen ihre im Ausland erworbenen Qualifikationen nicht anerkannt bekommen, spüren sie das sofort bei der Entlohnung, weil sie nicht entsprechend ihres Könnens eingruppiert und damit bezahlt werden."

Gesundheitsberufe vorn - Industrie, Handel und Handwerk schneiden bei Anerkennungen schlecht ab

"Vor allem Industrie, Handel und Handwerk schneiden bei der Anerkennung im Ausland erworbener Kompetenzen schlecht ab – und das trotz eines erhöhten Fachkräftebedarfs", erklärte Hannack. "Von den rund 13.200 Anerkennungen im Jahr 2014 kamen fast 11.000 aus den medizinischen Gesundheitsberufen, für die anderen Berufe blieben lediglich 2.300 positiv beschiedene Verfahren übrig. Das ist geradezu absurd gering, angesichts von 3,4 Millionen Menschen in Deutschland mit eigener Migrationserfahrung und einem beruflichen Erst- oder Fortbildungsabschluss im Alter zwischen 25 und 65 Jahren."

Anerkennung muss kostenfrei sein

"Das große Potenzial der Anerkennungsinteressierten wird überhaupt nicht ausgeschöpft", bemängelt Hannack. "Insbesondere die Kosten des Verfahrens und der damit verbundenen Nachschulungen und Zeugnisprüfungen sind für die meisten betroffenen Beschäftigten eine Hürde. Schon allein die Übersetzung der heimischen Zeugnisse kostet einen Antragsteller oft bis zu 1.000 Euro. Da aber gerade Einwanderer, deren Zeugnisse in Deutschland nicht anerkannt wurden, im Niedriglohnsektor arbeiten, ist wichtig, dass die Anerkennung und eventuell notwendige Nachqualifizierungen kostenfrei sind."


DOWNLOAD STELLUNGNAHME

DGB-Stellungnahme zur Änderung des Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes (BQFG) (PDF, 154 kB)

Das Anerkennungsgesetz für ausländische Berufsabschlüsse ist aus Sicht des DGB ein wichtiger Fortschritt. Die Richtung stimmt. Allerdings wird noch nicht das "mögliche Potenzial an Anerkennungsinteressierten" erreicht, heißt es in der Stellungnahme des Gewerkschaftsbunds.


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