Am 19. September ist Tag des Handwerks. DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell erklärt im Interview, warum das Handwerk beste Möglichkeiten hat, Flüchtlingen eine Chance auf faire, gute Arbeit zu bieten. Flüchtlinge dürften aber auf keinen Fall vom Mindestlohn ausgenommen werden, so Körzell.
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Interview: Drei Fragen an... DGB-Vorstand Stefan Körzell
DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell: Zunächst einmal gilt: Flüchtlinge suchen in Deutschland Schutz vor Gewalt, Verfolgung oder menschenunwürdigen Verhältnissen. Das Recht auf Asyl ist ein Grundrecht. Und Menschen in Not zu helfen ist zu allererst eine humanitäre Pflicht und keine arbeitsmarktpolitische Frage. Klar ist auch: Wer in Deutschland lebt, ob auf Zeit oder auf Dauer, hat das Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Dazu gehört auch, dass wir die Menschen, die zu uns kommen, gut integrieren – und dazu gehört wiederum die Chance auf Bildung, berufliche Bildung und eine gute Arbeit. Da schließt sich der Kreis. Das Handwerk hat mit seinem breiten Angebot an Berufsbildern auf jeden Fall die Möglichkeit, vielen der Menschen, die hierher geflohen sind, eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu bieten – und so auch die Fachkräftelücke weiter zu schließen.
DGB/Simone M. Neumann
DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell: "Das Handwerk hat mit seinem breiten Angebot an Berufsbildern auf jeden Fall die Möglichkeit, vielen der Menschen, die hierher geflohen sind, eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu bieten."
Der falsche Weg wäre auf jeden Fall, Flüchtlinge schlechter zu stellen und ihnen Arbeitnehmerrechte vorzuenthalten. Wir werden als DGB nicht zulassen, dass Beschäftigte gegeneinander ausgespielt werden. Den Mindestlohn für Flüchtlinge abzusenken, wie es einige Arbeitgeber und angebliche Experten fordern, wird mit uns nicht zu machen sein. Das Handwerk kann stattdessen seine Stärken ausspielen: Die duale Berufsausbildung ist eines der anerkanntesten Ausbildungssysteme weltweit. Die Kammern können bei der Qualifizierung der Flüchtlinge und der Beratung der Betriebe unterstützen – und mit starker Arbeitnehmermitbestimmung und starken Gewerkschaften können wir in der Berufsbildung und bei tariflichen Vergütungen und Löhnen gemeinsam mit den Arbeitgebern dafür sorgen, dass auch Flüchtlinge gute und faire Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen im Handwerk haben.
Ja, die gibt es. Die Allianz für Aus- und Weiterbildung hat gerade erst die gemeinsame Erklärung „Gemeinsam für Perspektiven von Flüchtlingen“ verabschiedet, die viele wichtige Punkte enthält. Der DGB und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sind Teil der Allianz. Darauf können wir aufbauen.