Die Zahlen sind alarmierend: Mehr als 1,66 Millionen Kinder waren im vergangenen Jahr in Deutschland von Hartz IV abhängig. Während im Osten die Armutsquote auf hohem Niveau nahezu stagniert, nimmt sie Westdeutschland weiter zu – trotz starker Konjunktur und geringer Arbeitslosigkeit. Der DGB fordert jetzt ein Sonderprogramm gegen Kinderarmut.
DGB/Simone M. Neumann
Die Arbeitslosigkeit ist niedrig wie nie zuvor im wiedervereinten Deutschland – seit 2005 sank die Arbeitslosenquote um über fünf Prozentpunkte. Beschäftigungsrate und Reallöhne sind 2015 gewachsen. Doch vor allem an Kinder aus armen Familien geht der Aufschwung vorbei, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes zur Kinderarmut zeigt. So leben 14 Prozent aller Kinder in Westdeutschland in Hartz IV-Haushalten, Tendenz steigend. In Ostdeutschland waren 2015 sogar 22,4 Prozent der Kinder von Hartz IV abhängig. Damit stieg die Zahl der bedürftigten Familien mit Kindern gegenüber dem Vorjahr weiter an. Eine alarmierende Entwicklung. Denn durch den demografischen Wandels nimmt die Zahl der Kinder in Deutschland weiter ab - dennoch leben mehr Kinder in Armut.
Die Kinderarmut ist dabei regional sehr unterschiedlich verteilt. Besonders betroffen sind Ostdeutschland und die Stadtstaaten. Doch auch Teile von Nordrhein-Westfalen und das Saarland kämpfen mit hohen Armutsquoten Den traurigen Rekord halten Berlin und Bremen. Hier ist knapp ein Drittel der Kinder auf Hartz IV angewiesen. In Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg blieb die Kinderarmut auf relativ niedrigem Niveau dagegen nahezu unverändert.
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit |
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Kinder (unter 15 Jahren) mit Hartz IV-Bezug | ||||
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Land |
September 2015 |
Veränderung gegenüber Vorjahr |
Hilfequoten im September 2015 |
Veränderung gegenüber vorjahr in Prozent-punkten |
Deutschland |
1.661.001 |
24.178 |
15,5 |
0,2 |
Schleswig-Holstein |
60.670 |
1.367 |
16,3 |
0,4 |
Hamburg |
50.157 |
1.589 |
21,3 |
0,7 |
Niedersachsen |
163.249 |
3.216 |
15,5 |
0,3 |
Bremen |
27.206 |
1.736 |
32,8 |
2,1 |
NRW |
460.409 |
15.100 |
19,5 |
0,6 |
Hessen |
124.363 |
2.726 |
15,2 |
0,3 |
Rheinland-Pfalz |
63.814 |
1.156 |
12,3 |
0,2 |
Baden-Württemberg |
125.011 |
2.897 |
8,5 |
0,2 |
Bayern |
122.485 |
2.227 |
7,2 |
0,1 |
Saarland |
20.776 |
1.039 |
18,4 |
0,9 |
Westdeutschland |
1.218.140 |
33.053 |
14,0 |
0,4 |
Berlin |
148.821 |
1.753 |
32,5 |
0,4 |
Brandenburg |
54.441 |
-2.137 |
18,0 |
-0,7 |
MecklenburgVorpommern |
43.420 |
-1.524 |
22,4 |
-0,8 |
Sachsen |
89.008 |
-4.315 |
17,6 |
-0,9 |
Sachsen-Anhalt |
63.977 |
-1.478 |
25,1 |
-0,6 |
Thüringen |
43.194 |
-1.174 |
16,7 |
-0,5 |
Ostdeutschland |
442.861 |
-8.875 |
22,4 |
-0,4 |
Die Wahrscheinlichkeit von Hartz IV abhängig zu werden, steigt mit der Anzahl der Kinder, so die DGB-Studie. So bezieht jedes zehnte Paar mit Kinder Hartz IV, Alleinerziehende sind sogar zu fast 38 Prozent betroffen.
Obwohl sich die Lage auf den Arbeitsmarkt entspannt hat, nimmt die Zahl der Armen in Deutschland weiter zu. Kinder sind dabei häufiger von Armut bedroht als Erwachsene. Der DGB fordert jetzt ein Sonderprogramm gegen Kinder- und Elternarmut im Hartz-IV-System.