Brandenburg, Sachsen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg: Im August 2019 war DGB-Vorstand Stefan Körzell eine Woche lang in Deutschland unterwegs. Auf seiner Sommertour hat er Beschäftigte, Betriebsräte, Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, Arbeitgeber sowie Politikerinnen und Politiker getroffen. Zentrales Thema in diesem Jahr: die Stärkung der Tarifbindung.
DGB/Simone M. Neumann
Erste Station der Sommertour 2019 war der Wohnpark Lausitzer Seenlandschaft des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Senftenberg. Der ASB unterstützt hier Menschen, die im Alter auf Hilfe angewiesen sind. Der Wohnpark bietet neben der therapeutischen Versorgung Freizeitmöglichkeiten wie Ausstellungen, Lesungen, ein Tanzcafé und einen kleinen Streichelzoo. Auch eine Begegnungsstätte für Menschen, die Tagespflegeangebote wie gemeinsame Mahlzeiten in Anspruch nehmen, gehört dazu. Es finden regelmäßig generationenverbindende Sport- und Kulturveranstaltungen statt.
Der Wohnpark ist Mitglied im Arbeitgeberverband Paritätische Tarifgemeinschaft e.V. und fällt seit Februar 2019 unter den Geltungsbereich des Flächentarifvertrags für die Sozialwirtschaft in Brandenburg. Dieser wurde von ver.di und der Paritätischen Tarifgemeinschaft unterzeichnet. Es war der erste Flächentarifvertrag in der Pflegebranche in Brandenburg überhaupt. Ein Meilenstein - und ein großer Gewinn für die Beschäftigten, die sich tagein, tagaus um das Wohl anderer kümmern.
Danke an das unglaublich motivierte und engagierte Team des @asb_de Altenpflegeheims in Brieske - ein super Auftakt für unsere #DGBSommertour @dgb_news @DGB_Berlin_BRB @_verdi @redenwirueber @SKoerzell pic.twitter.com/FJz6lZfNAn
— DGB-Bundesvorstand (@dgb_news) August 12, 2019
Nächste Station in Brandenburg war der Rohspan- und Faserplatten-Hersteller Pfleiderer in Baruth. Der Betrieb mit derzeit 140 Mitarbeitern ist tarifgebunden - und hat in der Vergangenheit Unternehmensgeschichte geschrieben: Der Standort ist zwar der kleinste der Pfleiderer Gruppe, war aber mit dem Abschluss des örtlichen Manteltarifvertrags 2006 Vorreiter für die übrigen Standorte in Deutschland beim Einstieg in die Tarifbindung. Die Ost-West-Angleichung ist noch in Arbeit.
Beim Gespräch mit Betriebsrat, Gewerkschaft und Geschäftsleitung war auch Jörg Steinbach, der Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg, dabei. Thema war unter anderem die Fachkräftesicherung, die bei Pfleiderer auch aus Sicht des Arbeitgebers mit Tarifbindung besser zu bewerkstelligen ist als ohne.
Nächster Stopp der #DGBSommertour von @SKoerzell, mit @joergstb: Pfleiderer in Baruth. Das Unternehmen produziert Faserplatten und ist voll tarifgebunden #TarifFürAlle pic.twitter.com/kR2nfOxNiB
— DGB-Bundesvorstand (@dgb_news) August 12, 2019
Kalax, Malm und Alex: Die Einzelteile dieser Produkte eines großen schwedischen Möbelhauses werden im Maja Möbelwerk in Wittichenau bei Hoyerswerda gefertigt. Mehr als 900 Menschen arbeiten an diesem Standort. Im internationalen Vergleich ist das Werk stabil aufgestellt.
Die Zukunft des Standortes und die der Beschäftigten sollen ebenso stabil sein. Seit Beginn des Jahres verhandelt die IG Metall deshalb mit dem Arbeitgeber über einen Weg in die Tarifbindung. Stefan Körzell hat mit Betriebsräten und Gewerkschaftsvertretern über den aktuellen Stand der Dinge diskutiert - und den langen Atem, den es manchmal braucht, um Verbesserungen dauerhaft durchzusetzen.
Tag 2 der #DGBSommertour: "Der Kampf für die #Tarifbindung lohnt sich" ermutigt @SKoerzell die Beschäftigten von Maja Möbel in #Sachsen @_FreMo @IGMetall_BBS @RalfKutzner #tariffueralle pic.twitter.com/PLD8ODU5wq
— DGB-Bundesvorstand (@dgb_news) August 13, 2019
Um die Ausschreibungspraxis von öffentlichen Aufträgen in Sachsen ging es beim nächsten Termin, dem Besuch einer Tiefbaustelle. Die Stadtwerke Dresden lassen hier Starkstromleitungen verlegen. Das ausführende Unternehmen, die STRABAG, ist tarifgebunden.
In Sachsen gibt es, wie in Bayern, keine gesetzliche Regelung dazu, inwieweit Arbeitsbedingungen und Umweltkriterien berücksichtigt werden müssen, wenn sich Unternehmen um die Ausführung öffentlicher Aufträge bewerben. Seit Jahren ringt der DGB mit der Politik darum, dass Steuergelder im Rahmen öffentlicher Aufträge nur an Unternehmen fließen dürfen, denen Beschäftigte und Umwelt nicht gleichgültig sind.
DGB-Vorstandsmitglied @SKoerzell informiert sich auf einer Baustelle der tarifgebundenen @STRABAG_SE in Dresden. Mehr zur #DGBSommertour hier: https://t.co/BzJ5qzNJoH #TarifFürAlle @STRABAG_SE @SchlimbachDGB @_FreMo https://t.co/9NMwjxp9Bl https://t.co/ntCSVUhxag pic.twitter.com/HsNNFByJFJ
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Nächster Termin in Dresden: Ein Treffen mit Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, und Staatssekretär Stefan Brangs. Thema: Die Tarifbindung in Sachsen.
Im Anschluss ging es weiter nach Chemnitz, ins Haus der Gewerkschaften. Hier hat die DGB Region Südwestsachsen ein Wahlspiel zur bevorstehenden Landtagswahl veranstaltet, bei der Politikerinnen und Politker Stellung zu aktuellen Themen beziehen mussten. Ein spannender Abend mit vielen Wortmeldungen, Statements und Positionen.
Von Sachsen ging es weiter nach Niedersachsen, zur Baustelle Herzkamp der Gundlach Bau und Immobilien GmbH & Co. KG. Das Besondere hier: Gundlach ist nicht nur Bauunternehmen, sondern auch Bauträger, Haus- und Grundstücksverwaltung und Wohnungsunternehmen. Die Tarifbindung betrachtet man als Teil der gesellschaftlichen Verantwortung, ebenso wie bezahlbare Mieten und klimafreundliches Bauen.
Bis 2021 sollen auf dem Gelände der Baustelle Herzkamp Reihenhäuser, Miet- und Eigentumswohnungen für alle Altersgruppen und unterschiedliche Einkommensverhältnisse entstehen. Eine Kita für vier Gruppen (mit zwei Inklusionsgruppen) und ein Bolzplatz kommen hinzu. Beim Bau soll größtmögliche Rücksicht auf die Natur genommen werden und der bestehende Naturraum weitgehend erhalten bleiben.
Das Vorhaben ist ein Kooperationsprojekt mit der Landeshauptstadt Hannover. Die Erkenntnisse, die aus dem Projekt gewonnen werden, sollen in die Nachhaltigkeitspolitik der Landeshauptstadt einfließen.
"Bock auf Bau" 👷🏽♂️👷🏻♀️ am 3. Tag seiner #DGBSommertour informiert sich @SKoerzell über die Arbeit auf dem Baufeld #Herzkamp bei der Firma #Gundlach. Hier werden Wohnungen für #Hannover gebaut #TarifFürAlle @OlafLies @dgb_nds pic.twitter.com/x7XQ51tnQw
— DGB-Bundesvorstand (@dgb_news) August 14, 2019
Nächster Tour-Stopp: das älteste Unternehmen Hannovers. Die Geschichte der Gilde Brauerei geht zurück bis ins 16. Jahrhundert. 2003 wurde sie von der damaligen Interbrew (heute Inbev), der weltweit größten Brauerei-Gruppe, aufgekauft. Seit 2016 gehört die Gilde Brauerei der TCB Beteiligungsgesellschaft, einer mittelständischen Brauereigruppe.
Wie im Fußball die Treue zum Verein, so gilt in der Brauereibranche die Bindung der Kunden an eine Marke als besonders hoch. Auch die gewerkschaftliche Organisationsstruktur ist vergleichsweise stark. Welche Auswirkungen haben aber die großen Käufe auf die Arbeitsbedingungen und die Beschäftigten? Darüber wollte Stefan Körzell mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort sprechen - doch die Geschäftsleitung verweigerte dem Gewerkschaftsteam den Zutritt zum Betriebsgelände.
Wenn es nach den Arbeitgebern in der Gebäudereinigung ginge, dann bliebe es dabei: Teilzeitbeschäftigten wird kein Zuschlag für Überstunden bezahlt. Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts 2018 könnte sich das Blatt jedoch wenden: Im Rahmentarifvertrag der Gebäudereinigung ist ein Überstundenzuschlag von 25 Prozent vorgesehen. Um das Thema abzuräumen, haben die Arbeitgeber den Vertrag zu Ende Juli gekündigt.
Das lassen sich die Beschäftigten nicht gefallen. Zum Verhandlungsauftakt am 15. August machen sie ihrem Unmut gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft IG BAU bundesweit mit zahlreichen Aktionen Luft - auch in Hannover.
Hey #Arbeitgeber der #Gebäudereinigung! Die #Sicherheit, die für die Reinigungsobjekte gilt, wollen die #Beschäftigten der Branche durch einen #Tarifvertrag! #DGBSommertour #TarifFürAlle @dgb_news @IGBAU #respectforcleaners #xmasforcleaners @dgb_nds @redenwirueber pic.twitter.com/nP6U82vRTa
— Stefan Körzell (@SKoerzell) August 14, 2019
Von Hannover ging es am Donnerstag in den frühen Morgenstunden weiter an die Ostsee, nach Wismar. Dort bauen die MV Werften Luxus-Kreuzfahrtschiffe für den asiatischen Markt.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Beschäftigten enorm gestiegen. Um allen bezahlbaren Wohnraum zu bieten, wird derzeit ein ehemaliges Kreuzfahrtschiff zum Wohnschiff umgebaut. Bis Jahresende sollen hier 700 bis 1200 Monteure und Arbeiter von auswärts untergebracht werden. Auf einem extra dafür angekauften Grundstück soll das Angebot in Kooperation mit einer Hotelgruppe zusätzlich erweitert werden.
Die malaysische Genting Group, der die Werften seit 2016 gehören, investiert in den Standort. Die Beschäftigten werden nach dem Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie bezahlt. Wie sich die MV Werften nach dem Werftensterben in den 1980er Jahren im internationalen Wettbewerb behaupten, war ein Thema des Besuchs. Auch die Möglichkeiten staatlicher Unterstützung beim Erhalt des Standorts spielten eine Rolle.
Schön, dass du da warst! #gutearbeit @dgb_news https://t.co/aNZ2Ba4lX7 pic.twitter.com/DIuwm35Vdk
— Daniel Friedrich (@dfriedrich) August 15, 2019
Der letzte Tag der Sommertour ist mit dem Besuch des Servicehauses Mettenhof, einer Pflegeeinrichtung der Arbeiterwohlfahrt, gestartet. Hier werden Pflegebedürftigen Mietwohnungen zur Verfügung gestellt, in Kombination mit grundlegenden Pflegeleistungen und Wahlleistungen. So ist selbst bei schwersten Krankheiten ein Umzug aus der eigenen Wohnung nicht nötig. Das unterscheidet die Servicehäuser von anderen Konzepten des betreuten Wohnens.
Die AWO Pflege Schleswig-Holstein war der erste Wohlfahrtsverband, der vor vielen Jahren das Konzept der Servicehäuser entwickelt und umgesetzt hat. In den Gesprächen mit dem Betriebsrat, ver.di und der Geschäftsführung wird es unter anderem um die Arbeitsbedingungen in der Pflege und die Forderung von ver.di, die Einrichtungen der AWO in den Flächentarifvertrag zu bringen, gehen.
Danke an die @AWO_SH für das Gespräch und die Begegnung mit Frau Wehr. Eine engagierte Bewohnerin des Servicehauses Mettenhof. Frau Wehr ist Etagensprecherin und vertritt die Bewohner! #DGBSommertour #TarifFürAlle @dgb_news @_verdi pic.twitter.com/9IQBg8ohu4
— Stefan Körzell (@SKoerzell) August 16, 2019
Die Endstation der diesjährigen Sommertour war das Stellwerk der Deutschen Bahn, das die Weichen für den Hamburger Hauptbahnhof stellt. Hier hatte Stefan Körzell die Gelegenheit, den Kollegen über die Schulter zu schauen und über die aktuelle Situation bei der Deutschen Bahn zu sprechen.
Klar ist: Wenn der Bestand an Schienen und Fahrzeugen nicht nur erhalten, sondern auch ausgebaut werden soll, muss deutlich mehr investiert werden als bisher. Solange die Verkehrsinfrastruktur und die Fahrzeuge auf Verschleiß gefahren werden, ist die Bahn keine attraktive Alternative zum Auto oder zum Fliegen - oder im Falle des Schienengüterverkehrs zum LKW.
Und: Diejenigen, die im Berufs- und Reiseverkehr mit dem Frust der Fahrgäste umgehen müssen, mit dem Ärger über Verspätungen, Zugaugausfälle, defekte Toiletten und fehlende Sitzplätze, sind immer die Beschäftigten.
Volle Konzentration, große Verantwortung, viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung: Zum Abschluss der #DGBSommertour macht Stefan Körzell eine Nachtschicht mit den Fahrdienstleitern im DB-Stellwerk am Hbf #Hamburg @SKoerzell @DeineEVG @redenwirueber #TarifFürAlle #bahnretter pic.twitter.com/b6iNXsyr23
— DGB-Bundesvorstand (@dgb_news) August 16, 2019
Meine #DGBSommertour ist nun zu Ende. Herzlichen Dank an alle! @asb_de @_verdi @DGB_Berlin_BRB @IGMetall_BBS @joergstb @WFBBrandenburg @MartinDulig @HronR @SchlimbachDGB @HossbachC @dgb_nds @GewerkschaftNGG @IGBAU @IGMetall @igmetallkueste @AWO_SH @DeineEVG #TarifFürAlle
— Stefan Körzell (@SKoerzell) August 16, 2019
Die Sommertour von Stefan Körzell gibt's auch bei instagram als Story-Highlight und hier als Video!