Die Global Unions, frei übersetzt „globale Gewerkschaften“, sind internationale Zusammenschlüsse nationaler Gewerkschaften oder Gewerkschaftsbünde. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften übernehmen auch hier Verantwortung: Viele deutsche Gewerkschaftsvorstände engagieren sich in den Spitzengremien.
Im Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) und im Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) haben sich nationale Gewerkschaftsbünde wie der DGB zu internationalen Interessenvertretungen der ArbeitnehmerInnen zusammengeschlossen. Im EGB sind derzeit 85 Gewerkschaftsbünde und 12 europäische Gewerkschaftsföderationen aus insgesamt 36 Ländern vertreten. Der IGB organisiert 303 Mitgliedsverbände aus 153 Staaten mit rund 175 Millionen Mitgliedern.
Seit dem Jahr 2010 ist der DGB-Vorsitzende Michael Sommer Präsident des IGB. Sommer ist damit erst der zweite deutsche Gewerkschafter nach Carl Legien (von 1914 bis 1918 Präsident des IFTU-IGB), der Präsident eines internationalen Gewerkschaftsdachverbandes geworden ist. „Das ist vor allem eine Anerkennung der deutschen Gewerkschaftsbewegung für ihr solidarisches Eintreten für Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte weltweit“, erklärte Sommer nach seiner Wahl.
Während IGB und EGB Zusammenschlüsse von Gewerkschaftsbünden sind, haben auch die Gewerkschaften verschiedener Branchen ihre internationalen und europäischen Dachverbände. Die IG Metall ist beispielsweise entsprechend der von ihr organisierten Branchen Mitglied in der IndustriALL, dem neuen internationalen Dachverband, zu dem im Juni 2012 drei Industriegewerkschaftsbünde fusionierten (der Internationale Metallgewerkschaftsbund, in der Bau- und Holzarbeiterinternationale sowie in der Internationalen Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeiter-Vereinigung).
Auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di vertritt ein breites Spektrum verschiedener Branchen und ist deshalb ebenfalls in mehreren Global Unions Federations (GUF) vertreten: in der UNI Global Union, der Internationalen Transportarbeiterföderation (ITF), der Internationalen Journalistenföderation (IFJ) sowie in PSI, der Global Union für den öffentlichen Dienst. Grundsätzlich ist jede DGB-Gewerkschaft Mitglied in mindestens einem internationalen, beziehungsweise europäischen Dachverband.
Eine ganze Reihe deutscher Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus den Vorständen der DGB-Gewerkschaften engagieren sich international in den Global Unions oder den Europäischen Gewerkschaftsföderationen. So ist beispielsweise der Erste Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, Präsident des im Juni 2012 gegründeten internationalen Dachverbandes IndustriALL Global Union. Der zuvor gegründete europäische Dachverband IndustriALL Europa wählte den IG BCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis zu seinem Präsidenten. Bei ICEM, der Global Union für die Chemie-, Energie-, Bergbau- und FabrikarbeiterInnen, sind ebenfalls deutsche Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aktiv.
Frank Bsirske, ver.di-Vorsitzender, sowie mehrere weitere ver.di-Vorstandsmitglieder sind Mitglied des „World Executive Board“ der UNI Global Union.
Bei der Bau- und Holzarbeiterinternationale hat Klaus Wiesehügel, Vorsitzender der IG BAU, die Präsidentschaft inne. Franz-Josef Möllenberg, Vorsitzender der Gewerkschaft NGG, ist Vizepräsident der IUL, also der Global Union für Lebensmittel-, Landwirtschafts- und Hotelbeschäftigte. Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, ist im Vorstand der Bildungsinternationale. Alexander Kirchner, Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, ist Vorstandsmitglied der Internationalen Transportarbeiterföderation. Und Frank Richter, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, ist zugleich Vizepräsident des internationalen Polizeigewerkschaftsverbandes EuroCOP.