Die Finanzkrise hat sich längst zur Weltwirtschaftskrise entwickelt, ungeregelte Kapitalmärkte gelten als eine Ursache. Die Regulierung der internationalen Finanzmärkte steht seitdem auf der Tagesordnung der internationalen Politik - und nicht mehr nur in den Forderungskatalogen der Gewerkschaften. Um die Ursachen und Auswirkungen der Krise sowie über mögliche Politikansätze zu diskutieren, hat der DGB im Mai zu einem Kapitalismuskongress eingeladen. Am nächsten Tag folgen europaweit 330.000 Menschen dem Aufruf des Europäischen Gewerkschaftsbundes und gehen auf die Straßen - das Motto: Die Krise bekämpfen! Für ein soziales Europa! Wir zahlen nicht für eure Krise!
Hot steel – hot hearts – hot fights. Die Belegschaft von Eko Stahl Eisenhüttenstadt auf dem Kapitalismuskongress in Berlin. Die Konzernmutter Arcelor-Mittal wollte die Produktion stark einschränken. DGB
Faire Regeln für Kapitalmärkte hatte der DGB bereits 2007 gefordert. Vor dem Gipfel der mächtigsten acht Industrienationen (G8) in Heiligendamm veröffentlichte die Hans-Böckler-Stiftung ein Gutachten des Finanzmarkt-Experten Hans-Joachim Voth, Universitätsprofessor in Barcelona. Er hatte eine ganze Reihe von Vorschlägen zur Regulierung der Investmentfonds erarbeitet. DGB-Vorsitzender Michael Sommer erklärte, "spätestens wenn das erste Schwergewicht unter den Investmentfonds pleite macht, und als Folge die Finanzmärkte in die Knie gehen und Wachstum und Beschäftigung schweren Schaden nehmen, spätestens dann werden die USA zum Vorreiter einer internationalen Regulierung."
Der DGB-Kapitalismuskongress am 14./15. Mai 2009 begann mit einer Rede von Sony Kapoor. Der ehemalige Investmentbanker kritisierte den Wahnsinn der freien Spekulation: "Es gibt heute keine Staaten ohne Kapitalismus. Aber es gibt auch keinen Kapitalismus ohne Staaten, die regulieren können. Das wird oft vergessen“.
16. Mai 2009, Europaweite Demonstrationen: „Wir zahlen nicht für eure Krise! Der Europäische Gewerkschaftsbund und seine Mitgliedsgewerkschaften haben gerufen, 330.000 Menschen kamen.
16. Mai 2009, 100.000 demonstrieren in Berlin für ein soziales Europa
Für den Tag nach dem Kongress hatte der Europäische Gewerkschaftsbund zu Demonstrationen aufgerufen. An verschiedenen Orten in Europa demonstrierten 330.000 Menschen für einen europäischen Sozialpakt und gegen die Krisenverursacher.
Vor 100.000 Demonstranten in Berlin verlangte der DGB-Vorsitzende Michael Sommer ein Zukunftsinvestitionsprogramm. In scharfer Form kritisierte der DGB-Vorsitzende jene Politiker in Deutschland, die „alle Schleusen für Voodoo-Geldgeschäfte geöffnet und dabei jeden Schutzdamm gegen die grenzenlose Gier eingerissen haben“.