Deutscher Gewerkschaftsbund

15.09.2020

30 Jahre Deutsche Einheit: Wie sieht's aus mit der Gleichstellung in Ost und West?

Frauen in West- wie in Ostdeutschland haben in Puncto Bildung, Erwerbstätigkeit und soziale Absicherung in den vergangenen Jahren gegenüber Männern aufholen können. Das zeigt eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Trotzdem gibt es beim Thema Gleichstellung weiterhin erhebliche Unterschiede zwischen Ost und West.

Zwei Hände bilden die Symbole für "männlich" und "weiblich"

DGB/123rf.com/Larisa Rudenko

"Nach 30 Jahren deutscher Einheit ist die Gleichstellungsbilanz immer noch nicht ausgeglichen: nicht zwischen Ost und West und auch nicht zwischen Frauen und Männern. Zwar sind die Ungleichheiten kleiner geworden, wo Frauen aus eigener Kraft gleichziehen konnten: In Puncto Bildung und Qualifikation etwa oder bei der Erwerbsbeteiligung. Auch die gestiegene Erwerbsbeteiligung der Frauen darf als Erfolg gewertet werden", resümmiert DGB-Vize Elke Hannack.

Lücke zwischen den Erwerbsarbeitszeiten bleibt das Manko

Aber: "Die Lücke zwischen den Erwerbsarbeitszeiten von Frauen und Männern bleibt das Manko", so Hannack. "Sie ist die Kehrseite der Kluft, die sich bei der unbezahlten Arbeit im Haushalt und in der Familie auftut. Frauen schultern den Großteil dieser Tätigkeiten. Da verwundert auch nicht, dass sich Teilzeitarbeit bei Männern - im Westen wie im Osten - in engen Grenzen hält, der Anteil erwerbstätiger Frauen in Teilzeit in den vergangenen 30 Jahren aber um rund 16 Prozentpunkte gestiegen ist. Das bedeutet für viele Frauen: niedrigere Einkommen, eingeschränkte berufliche Perspektiven und finanzielle Unsicherheiten bei Trennung oder im Alter."

Haus- und Sorgearbeit muss umverteilt werden

"Zur Umverteilung unbezahlter Haus- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern gibt es keine Alternative", sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende. Jetzt sei die Politik gefragt: "Sie muss die Weichen stellen und endlich die richtigen Anreize schaffen. Die Regierungsparteien müssen endlich die Vorhaben aus ihrem Koalitionsvertrag umsetzen, um Familien weiter zu entlasten und die partnerschaftliche Teilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zu unterstützen: Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleitungen würden Frauen ermutigen, ihre Erwerbstätigkeit wieder aufzunehmen oder auszudehnen. Gleichzeitig könnten dadurch sozial abgesicherte Arbeitsplätze geschaffen werden, in einem Wirtschaftsbereich, der derzeit von Schwarzarbeit geprägt ist. Auch die Ganztagsbetreuung an Grundschulen muss endlich kommen, um Chancen für Kinder zu verbessern und Eltern echte Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.

Frauen haben Zeitdefizite, obwohl sie deutlich häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer. Während des Lockdown sind diese Zusammenhänge in aller Deutlichkeit zutage getreten: Als Kitas, Schulen und Einrichtungen der Tagespflege dicht waren, lasteten die unbezahlten Betreuungsaufgaben und die Arbeit im Haushalt vor allem auf den Frauen."


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