„Kopfüber Weltunter“ - unter diesem Motto starten am 1. Mai die Ruhrfestspiele Recklinghausen. Festspielleiter Frank Hoffmann erklärt im Interview, warum das Festival politischer ist als noch vor ein paar Jahren und wie Theater den Menschen Mut machen kann.
Ruhrfestspiele Recklinghausen
einblick: Mit dem Motto „Kopfüber Weltunter“ greifen die Ruhrfestspiele 2017 die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Umbrüche auf. Wie politisch sind die Festspiele?
Frank Hoffmann: Die Ruhrfestspiele sind von ihrer Geschichte her gesellschaftspolitisch orientiert. Aber es stimmt, das Festival ist viel politischer als vor ein paar Jahren. Letztes Jahr ist es uns mit dem Motto „Mare nostrum“ – Mittelmeer – gelungen, aktiv das politische Geschehen zu reflektieren und dabei großartige Stücke zu zeigen. Mir war klar: Dieses Jahr können wir nicht dahinter zurück. Wir können vielleicht nicht auf alles Antworten geben, aber die richtigen Fragen stellen.
Was können die Ruhrfestspiele in dieser Situation denn bewegen?
Wir schauen in dieser Spielzeit auf Umbrüche wie die Reformation, die Französische Revolution, die Industrialisierung und die Russische Revolution. Da kann man sehen, dass es auch immer Veränderungen zum Positiven gegeben hat. Es liegt an uns, was wir aus solchen Situationen machen. Unsere Aufgabe ist es, zu sagen ‚Leute, es gibt auch Chancen‘. Wir wollen den Menschen Mut machen.
Wie siehst Du die Verbindung von Gewerkschaften und Theater bei den Ruhrfestspielen?
Diese Verbindung ist außergewöhnlich und sehr selten – wenn nicht einzigartig – in Europa. Es liegt in der Geschichte der deutschen Gewerkschaften, dass sie nicht nur die Rechte der Arbeiter und Arbeitnehmer schützen, sondern den Menschen auch etwas geben wollen. Sie nehmen ihren Bildungsauftrag, und das ist vielleicht der wichtigste Auftrag, ernst. Es geht darum, positiv zu agieren und nicht immer nur das Schlimmste zu verhindern.
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