Rund 140 Menschen besuchten am 6. Juni die rentenpolitische Fachtagung „Neustart in der Rentenpolitik - Vom Menschen her denken“ in Berlin. Die Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Gewerkschaft und Politik diskutierten über eine Anpassung des Rentensystems an einen sich verändernden Arbeitsmarkt. Deutlich wurde unter anderem: Sozialpolitik kann nicht alles auffangen. Entscheidend sind gute Arbeitsplätze mit guten Löhnen.
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Geballte Expertise, spannende Debatten, klare Positionen – so könnte man die rentenpolitische Fachtagung beschreiben, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) in Kooperation mit dem DGB am 5. Juni 2019 veranstaltet hat.
Rund 140 Kolleginnen und Kollegen aus Wissenschaft, Gewerkschaften, Politik und Betrieb trafen sich in Berlin, um unter dem Titel „Neustart in der Rentenpolitik – Vom Menschen her denken“ über die Zukunft der gesetzlichen Rente zu diskutieren. Wie kann Rentenpolitik auf sich verändernde Lebensläufe und Erwerbsbiografien reagieren? Geht es nur um das Vermeiden von Altersarmut oder muss grundsätzlich neu über die Alterssicherung nachgedacht werden?
„Der Titel der Tagung formuliert ein Programm.“, sagte DGB-Bundesvorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Zu lange wurde bei der gesetzlichen Rente mit „Tunnelblick allein auf die Beitragsseite der gesetzlichen Rentenversicherung gedacht worden“. Die Frage, ob am Ende eines langen Erwerbslebens die Leistungen aus der gesetzlichen Rente für ein menschenwürdiges Leben reichen, „wurde an den Rand oder gar aus dem Bild gedrängt“.
Die Frage, „was für eine Sicherheit brauchen Menschen im Alter?“, muss ins Zentrum der politischen Entscheidungen, so Buntenbach weiter.
Die Rente steht nach wie vor im Zentrum der politischen Debatte. Wer ein Leben lang gearbeitet hat, muss am Ende auch eine Rente bekommen, die deutlich über der Grundsicherung liegt. „Entscheidend dafür sind gute Arbeitsbedingungen und gute Löhne. Hier muss die Politik noch viel tun, vor allem den Mindestlohn anheben und die Tarifflucht der Arbeitgeber eindämmen“, sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske.
In vier Panels vertieften die Teilnehmenden die Diskussion um einzelne Themen wie die Finanzierung des Rentensystems, das Zusammenspiel von Arbeitsmarkt und Alterssicherung, betriebliche Altersvorsorge sowie Fragen des sozialen Ausgleichs.
„Eine gute Rentenpolitik ist notwendig und ein Neustart notwendig“, sagte Florian Blank vom WSI. Denn: „Wir arbeiten uns heute noch an rentenpolitischen Entscheidungen ab, die vor Jahrzehnten getroffen wurden.“