Deutscher Gewerkschaftsbund

Von Amtsangemessenheit bis Zulagenwesen

25.04.2018
DGB-Besoldungsreport 2018

Öffentlicher Dienst: Besoldungspolitik nach Kassenlage

Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

Gleiche Tätigkeit, anderes Bundesland: Das kann bei Beamtinnen und Beamten einen Unterschied von mehreren Tausend Euro im Jahr ausmachen. "Mit ihrer Besoldungspolitik nach Kassenlage nehmen Bund und Länder in Kauf, dass der öffentliche Dienst im Wettbewerb um Fachkräfte oft nicht mehr konkurrenzfähig ist", kritisiert DGB-Vize Elke Hannack.

Symbild Einkommensunterschied: Zwei Männer sitzen / stehen auf kleinen, bzw. großen Münzstapeln

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Mehrere Tausend Euro Differenz

Wie viel ein Beamter oder eine Beamtin verdient hängt nicht nur davon ab, was sie machen, sondern auch davon, wo sie arbeiten. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass zum Beispiel eine neuverbeamtete Justizvollzugsbeamtin in Berlin 12 Prozent weniger Gehalt bekommt als ihre vergleichbaren Kolleginnen und Kollegen in Bayern. Gleiches gilt für eine neuverbeamtete Lehrerin in Rheinland-Pfalz die im Jahr über 8.000 Euro brutto und damit 18,5 Prozent weniger erhält als eine neuverbeamtete Lehrerin in Bayern", kritisiert Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des DGB, die großen Besoldungslücken.

Länder gehen unterschiedliche Wege

Anders als für Angestellte im öffentlichen Dienst können Gewerkschaften für Beamte keine Tarifverträge abschließen. Wer im Staatsdienst beschäftigt ist muss sich darauf verlassen, dass sein Dienstherr die Abschlüsse, die im öffentlichen Dienst erzielt wurden, entsprechend überträgt. Doch nicht alle Länder tun das eins zu eins - und nicht alle tun das sofort. Die Folge: Selbst innerhalb derselben Besoldungsgruppe gibt es zwischen den Bundesländern große Einkommensunterschiede. Das zeigt der aktuelle DGB-Besoldungsreport.

Besoldungsreport 2018: Zahlen und Entwicklungen

Der jährlich erscheinende Report stellt dar, welche Auswirkungen die Besoldungspolitik von Bund und Ländern hat. Dazu vergleicht er etwa die Jahresbruttobesoldung von verschiedenen Besoldungsgruppen beim Bund und in den verschiedenen Bundesländern. Ergebnis: In Bayern ist die Bezahlung top, in Berlin und dem Saarland sieht es nicht so gut aus. Das zeigt sich zum Beispiel bei einem Blick auf die Besoldungsgruppe 7.

Grafik: A 7-Jahresbruttobesoldung 2018 Endstufe in Euro

DGB

Grafik: A 7-Jahresbruttobesoldung 2018 Eingangsstufe in Euro

Vor dem Hintergrund der Diskussion um geeignete Maßnahmen zur Fachkräfte- und Nachwuchsgewinnung werden im diesjährigen Report neben den Besoldungsunterschieden in den Endstufen auch die Unterschiede in den jeweiligen Eingangsstufen grafisch veranschaulicht. DGB

Öffentlicher Dienst im Wettbewerb um Fachkräfte "oft nicht mehr konkurrenzfähig"

Die unterschiedliche Bezahlung wirkt sich nicht nur auf den Kontostand der Beamtinnen und Beamten aus, sondern auch auf die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes generell. "Mit ihrer Besoldungspolitik nach Kassenlage nehmen Bund und Länder seit 2006 in Kauf, dass der öffentliche Dienst im Wettbewerb um Fachkräfte oft nicht mehr konkurrenzfähig ist" kritisiert die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. "Gerade schlechter zahlende Länder haben zunehmend Schwierigkeiten, für ihren Öffentlichen Dienst neues, qualifiziertes Personal zu gewinnen. Die Bewerber streben eher in den Öffentlichen Dienst der besser zahlenden Dienstherren oder sie gehen in die Privatwirtschaft." Die Folge ist ein spürbarer Personalmangel.

Gewerkschaften fordern langfristige Personalpolitik

"Die Folge ist ein lückenhafter Öffentlicher Dienst, der seine Aufgaben nur noch schwerlich erfüllen kann", so Hannack weiter. "Die Gewerkschaften warnen seit Jahren davor und fordern eine langfristig angelegte Personalpolitik. Die ist bitter nötig, wenn in den nächsten 20 Jahren gut 57 Prozent der dort Beschäftigten in den Ruhestand gehen. Schon heute gibt es vielerorts einen flächendeckenden Personalmangel. Der Öffentliche Dienst darf nicht zum Flickenteppich werden."

Teaser Elke Hannack

DGB/Simone M. Neumann

Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende:

"Ob in Schulen, bei den Finanzämtern, den Polizeien, Gesundheitsämtern oder Justizvollzugsanstalten, überall fehlen qualifizierte Frauen und Männer, die öffentliche Aufgaben erledigen. Schöne Werbeanzeigen allein reichen eben nicht, um als Dienstherr zu überzeugen. Auf attraktive Arbeitsbedingungen kommt es an, und dazu gehört auch die Bezahlung."

Die Besoldung der Bundesbeamtinnen und -beamten soll entsprechend der am 17. April 2018 zwischen den DGB-Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, dem Bundinnenministerium und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände erzielten Tarifeinigung für die Tarifbeschäftigten von Bund und Kommunen angepasst werden. Dies kündigte Bundesinnenminister Horst Seehofer an. Er kommt damit der DGB-Forderung nach einer zeit- und wirkungsgleichen Übertragung des Gesamtvolumens der Tarifeinigung auf die Beamtenschaft des Bundes nach und setzt ein richtiges und wichtiges Zeichen der Wertschätzung.

Mit diesem Schritt würde der Bund den Ländern mit gutem Beispiel vorangehen. Aktuell erreichen die meisten von ihnen nicht annähernd das Besoldungsniveau des Bundes. Dieses driftet innerhalb derselben Besoldungsgruppe und Stufe weiter auseinander, weil die 17 Besoldungsgesetzgeber unterschiedliche Wege beschreiten. Das Ergebnis einer solchen Politik:

  1. Eine Abkopplung der Besoldung von der Einkommensentwicklung im Tarifbereich und damit auch von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
  2. Trotz gleicher Tätigkeit werden Beamtinnen und Beamte je nach Dienstherr teils sehr unterschiedlich alimentiert.

DOWNLOAD:

DGB Besoldungsreport 2018 (PDF, 865 kB)

Die Entwicklung der Einkommen der Beamtinnen und Beamten von Bund, Ländern und Kommunen. DGB Bundesvorstand, Abteilung Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik, April 2018.

DGB Besoldungsreport 2018 (Version ohne Fotos) (PDF, 426 kB)

Die Entwicklung der Einkommen der Beamtinnen und Beamten von Bund, Ländern und Kommunen. DGB Bundesvorstand, Abteilung Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik, April 2018. VERSION OHNE FOTOS FÜR SPARSAMEN AUSDRUCK.


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  1. Amtsangemessene Alimentation
  2. Weiterhin Unsicherheit und Zweifel
  3. Tarif- und Besoldungsrunde der Länder: Einigung erzielt
  4. Bundestag beschließt Anpassungsgesetz
  5. Tarif- und Besoldungsrunde der Länder: Warnstreiks werden ausgeweitet
  6. Tarif- und Besoldungsrunde der Länder: Verhandlungsauftakt
  7. Tarif- und Besoldungsrunde der Länder: 10,5 Prozent mehr – mindestens 500 Euro
  8. Inflationsausgleichszahlungen 2023: Abschlagszahlungen geplant
  9. Bund: Besoldungs- und Versorgungsanpassung kommt
  10. Bund muss bei Besoldung aufholen
  11. Gewerkschaften erklären Verhandlungen für gescheitert
  12. Tarifrunde öffentlicher Dienst Bund und Kommunen 2023
  13. Alle zusammen für mehr Geld
  14. Besoldung: Bundesbeamt*innen müssen 2022 keinen Widerspruch einlegen
  15. Tarifrunde Bund und Kommunen
  16. Verfassungskonforme Alimentation
  17. Besoldungsrunden Länder und Kommunen 2022/2023
  18. Wir sind nur gemeinsam stark
  19. Wie geht es mit der Besoldung weiter?
  20. Öffentlicher Dienst der Länder: Tarifverhandlungen abgeschlossen
  21. Die Warnstreikwelle rollt
  22. Öffentlicher Dienst der Länder: Auftakt der Tarifverhandlungen
  23. Tarifrunde Länder: 5 Prozent für die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst
  24. „Was mir Sorge bereitet, sind die mittlerweile sehr großen Besoldungsunterschiede zwischen den Ländern"
  25. DGB-Besoldungsreport 2021: Politik im Reparaturmodus
  26. Vorbildliches Signal des Bundesinnenministeriums
  27. Besoldungsanpassung 2021/2022 beschlossen
  28. Bundesbesoldung: Anpassungsgesetz 2021/2022 auf dem Weg
  29. Beamtinnen und Beamte erhalten Corona-Sonderzahlung 2020
  30. Dynamik in der Einkommensentwicklung der BeamtInnen
  31. Tarifrunde Bund und Kommunen: 4,8 Prozent, mindestens 150 Euro!
  32. 4,8 % für die Tarifbeschäftigten von Bund und Kommunen
  33. Zur Alimentation kinderreicher Beamtenfamilien
  34. Karlsruhe konkretisiert Rechtsprechung zur amtsangemessenen Besoldung
  35. Bund und Kommunen: Gewerkschaften beschließen Kündigung der Entgelttabellen
  36. Nachwuchsgewinnung im öffentlichen Dienst – Vorbereitungsdienst besser bezahlen!
  37. Besoldung: Bundestag verabschiedet Modernisierungsgesetz
  38. Modernisierung Besoldungsrecht: Anhörung im Innenausschuss des Bundestages
  39. Besoldung: Familienzuschlag wird nicht reformiert
  40. Die Besoldungsrunden der Länder und Kommunen
  41. Besoldung auf dem Prüfstand: Einige Länder müssen nachsteuern
  42. Besoldungsstrukturenmodernisierungs-Gesetz: Viel Schatten, wenig Licht
  43. Besoldung: Entwurf eines Modernisierungsgesetzes liegt vor
  44. Tarifrunde der Länder 2019 - Gewerkschaften fordern: mindestens 200 Euro mehr
  45. Hannack fordert Dialog zu Wochenarbeitszeit und Zulagen
  46. Besoldungsrunde Bund 2018-2019-2020: Gesetzentwurf liegt vor
  47. Öffentlicher Dienst: Besoldungspolitik nach Kassenlage
  48. DGB begrüßt Plus auch für Bundesbeamte
  49. Gewerkschaften fordern: mindestens 200 Euro mehr
  50. Bundesbeamte: Übertragung des Tarifergebnisses erreicht
  51. Urteil: Ämterbündelung mit Grundgesetz vereinbar
  52. Richter-Besoldung: Gerechtes Einkommen per Gerichtsurteil?
  53. Bundesverwaltungsgericht: Urteil zu Beamten-Besoldung nach Alter
  54. Beamte: Übernahme von Tarifergebnissen muss Standard werden
  55. DGB begrüßt Urteil des EuGH zur altersdiskriminierenden Besoldung
  56. Öffentlicher Dienst: Tarifabschluss wird auf BeamtInnen des Bundes übertragen
  57. DGB Besoldungsreport: 18,5 Prozent – Tendenz steigend
  58. Tarif- und Besoldungsrunde 2014: Gemeinsam für gute Ergebnisse
  59. Beamtenbesoldung: Keine Entscheidungen nach Gutsherrenart
  60. Besoldung folgt Tarif? Keine Selbstverständlichkeit mehr
  61. Beamtengehälter: Spar- statt Besoldungsrunde?
  62. DGB will einheitliche Besoldung für Beamte in Bund und Ländern
  63. Entwurf eines Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetzes (BBVAnpG 2012/2013)
  64. Gewerkschaften beweisen Verhandlungsstärke im öffentlichen Dienst
  65. Auswirkungen des BAG-Urteils zur Urlaubsstaffel des TVöD auf die Beamtinnen und Beamten
  66. DGB begrüßt Urteil zur hessischen Professorenbesoldung
  67. Verfassungsmäßigkeit der Professorenbesoldung des Landes Hessen
  68. Altersdiskriminierung: BAT verstößt gegen europäisches Recht
  69. DGB begrüßt zügige Besoldungsanpassung für Beamte und übt Kritik an Nullrunde für Pensionäre
  70. Stellungnahme zur Anhörung: Gesetzentwurf zur Unterstützung der Fachkräftegewinnung im Bund
  71. Frauen im Staatsdienst finanziell benachteiligt
  72. Knut Rexed: "Moderne Verwaltung braucht ein flexibleres System"
  73. Bayern will bessere Beförderungsmöglichkeiten für Beamte
  74. Weiterhin Besoldungskürzungen für Bundesbeamte geplant

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