DGB-Vorstand Stefan Körzell hat die Vorschläge des Sachverständigenrates zur Lockerung des Mindestlohns scharf kritisiert. Dem Missbrauch würde dadurch Tür und Tor geöffnet, so Körzell und warnte: "Diese Mindestlohnverhinderungs-Empfehlungen spalten unsere Gesellschaft und untergraben die Willkommenskultur."
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Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied, sagte zum zum Jahresgutachten des Sachverständigenrats:
"Die Sachverständigen haben nach über zehn Monaten positiver Erfahrung immer noch keinen Frieden mit dem Mindestlohn gemacht. Die Vorschläge des Rats öffnen dem Missbrauch Tür und Tor. Damit würde das gesamte Lohngefüge nach unten abrutschen und die Stammbelegschaften gerade in unteren Lohngruppen würden verdrängt. Das nennt man schlicht Lohndrückerei durch die Hintertür. Diese Mindestlohnverhinderungs-Empfehlungen spalten unsere Gesellschaft und untergraben die Willkommenskultur."
"Um das Mindestlohngesetz zu torpedieren, schlagen die Elfenbeinturm-Ökonomen zum einen vor, die sechsmonatige Ausnahmeregelung für Langzeitarbeitslosen auf ein Jahr zu verlängern, obwohl diese Ausnahme so gut wie keinem Langzeitarbeitslosen bei der Integration in den Arbeitsmarkt geholfen hat. Perfide Idee der "Wirtschaftsweisen": Diese unsinnige Ausnahme soll auf Flüchtlinge ausgeweitet werden, um eine angebliche Privilegierung vor allem junger Flüchtlinge gegenüber den Langzeitarbeitslosen zu verhindern. Auch der wieder aufgebrühte Vorschlag einer Differenzierung nach Alter würde Mindestlohnbezieher erster, zweiter und dritter Klasse schaffen, mit allen negativen Effekten, wie wir sie in den Niederlanden beobachten können. Eine besonders große Gruppe von Flüchtlingen, aber auch Deutschen, würde die vorgeschlagene Abschaffung des Mindestlohns für alle Praktika treffen.
Wir bleiben dabei: Der Mindestlohn ist das Minimum für jeden, der in Deutschland arbeitet - egal, woher er kommt, wie alt er ist oder welche Qualifikation er mitbringt."