Den deutschen Unternehmen geht es insgesamt gut, sie fahren Gewinne ein. Doch statt zu investieren, schütten sie Überschüsse lieber als Dividendenzahlungen an ihre Aktionäre aus. Doch nur, wer die Beschäftigten durch Lohnerhöhungen angemessen beteiligt und in Forschung und Entwicklung investiert, ist für die Zukunft gerüstet, schreibt der DGB-klartext.
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Die deutsche Wirtschaft präsentiert sich insgesamt in solider Verfassung. Den meisten Unternehmen geht es wirtschaftlich gut. Beleg dafür sind die in den vergangenen Jahren stetig gestiegenen gesamtwirtschaftlichen Unternehmensgewinne. Das Problem ist nur: Unternehmen nutzen diese Mittel nicht, um zu investieren. Denn sie investieren nur in neue und effiziente Technologien, wenn ihre Anlagen ausgelastet und neue Absatzmöglichkeiten vorhanden sind. Doch wegen der Nachfrageschwäche in großen Teilen Europas, die durch den rigiden Sparkurs hervorgerufen wurde, lohnen sich Investitionen für Unternehmen schlichtweg nicht. Zudem kommt der Staat, der spart und Schulden abbauen will, als Nachfrager immer weniger in Betracht.
Doch auch geopolitische und weltwirtschaftliche Verwerfungen rund um die US-Wahlen, den Brexit oder unsicheren Ausgang bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich, werfen ihre Schatten auf die Investitionstätigkeit der Unternehmen. Politische Unsicherheit ist Gift für Investitionen. Diese ist ebenso ein Grund für die private Investitionsschwäche.
Doch klar ist: Nur, wer heute investiert, sichert sich die wirtschaftliche Existenzgrundlage für morgen. Investitionen sind der Motor jeder Volkswirtschaft. Sie schaffen Einkommen, Beschäftigung und damit Wachstum. Hält diese Vorsichtshaltung der Unternehmen dauerhaft an, wird die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen und der gesamten deutschen Wirtschaft aufs Spiel gesetzt.
Dabei scheute die Politik in den vergangenen Jahren keine Mühen, die Investitionsanreize für Unternehmen durch zahlreiche Steuererleichterungen zu erhöhen. Gut gemeint, wirkt aber nicht. Folge: Die Gewinne der Unternehmen stiegen an. Die Kehrseite der gleichen Medaille: Statt in Maschinen, Ausrüstungen und Innovationen zu investieren, nutzen die Unternehmen die Mittel verstärkt, um Unternehmensfusionen und -übernahmen voranzutreiben und Dividendenauszahlungen an ihre Aktionäre zu gewähren. Die erhofften Investitionen blieben jedoch auf der Strecke.
So wird damit gerechnet, dass die Dividendenausschüttungen der 110 größten deutschen Aktienwerte 2017 um zehn Prozent auf nunmehr 43 Milliarden Euro ansteigen werden. Besonders stechen dabei die DAX-Konzerne heraus, bei denen ein Rekord von über 31 Milliarden Euro ins Haus steht (siehe Abbildung). Aber Fakt ist: Dieses Geld fehlt den Unternehmen für Investitionen in ihre Zukunft und Lohnerhöhungen dauerhaft.
Grafik: DGB; Zahlen: statista
Die Unternehmen täten gut daran, ihre verfügbaren Mittel in zukunftsfähige Anlagen und Ausrüstungen zu investieren, in Forschung und Entwicklung zu stecken und ihren Beschäftigten einen Teil des von ihnen erwirtschafteten Gewinns durch Lohnerhöhungen in angemessener Höhe zu beteiligen, statt die Gewinne für Dividenden zu verspeisen. Auch Europas Staaten können mit einem Kurswechsel statt Lohn-, Renten- und Sozialkürzungen einen investiven und expansiven Kurs einschlagen und damit mehr Kaufkraft und eine stabile Nachfrage auslösen. Unternehmen könnten folglich mehr Produkte absetzen und sich mit mehr Investitionen für die Zukunft rüsten.