Die Protagonistin in Streulicht erfährt Diskriminierung gleich doppelt – als Tochter eines Arbeiters, der in der nahen Fabrik Aluminiumbleche beizt, und einer Mutter, die in der Türkei geboren wurde.
Suhrkamp
„Eins von diesen Kellerkindern“, hört das kleine Mädchen in Deniz Ohdes Debütroman Streulicht auf dem Schulhof. „Und dann noch ein Wort, das auch mit „K“ begann, aber ein anderes, dann ein harter Stoß in den Rücken, der näher kommende graue Asphalt, dann nichts.“
Die Protagonistin in Streulicht erfährt Diskriminierung gleich doppelt – als Tochter eines Arbeiters, der in der nahen Fabrik Aluminiumbleche beizt, und einer Mutter, die in der Türkei geboren wurde. Diese Erfahrungen sind jedoch kein Thema. Die Lehrerin meint: ein Unfall, die Mutter, auf das K-Wort angesprochen: „Es ist ein Schimpfwort. Aber du kannst nicht gemeint sein. Du bist Deutsche“.
Das Mädchen geht seinen Weg, wenn auch mit Brüchen, und studiert. Das Gefühl, nicht zu genügen, bleibt. Was nützen Studium und sozialer Aufstieg, wenn man Außenseiterin bleibt – diese Frage stellt sich das Buch. Streulicht war für den Deutschen Buchpreis 2020 in der Shortlist nominiert. Die Begründung der Jury: „Deniz Ohde schreibt mit bestechender Klarheit über einen Teil der Gesellschaft, der sonst viel zu selten zu Wort kommt. Es ist ein Text über ein (post-) migrantisches Arbeiter*innen-Milieu, ein Text über eine kleine Familie und ihren hoffnungsvollen Wunsch dazu zu gehören in einem Bildungs- und Leistungssystem, das sein Versprechen von Chancengleichheit nicht einhalten kann.“
Deniz Ohde: Streulicht, Suhrkamp Verlag, 284 Seiten, ISBN: 978-3-518-42963-1, 22 Euro