Deutscher Gewerkschaftsbund

23.04.2021
Miserable Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie

Gleiche Rechte für gleiche Arbeit!

Rede von Anja Piel, DGB-Vorstandsmitglied

Schluss mit dem System von Lohndumping, das die Arbeitgeber in der Fleischindustrie über Jahrzehnte aufgebaut haben! DGB-Vorstand Anja Piel hat heute die Proteste der Beschäftigten bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück unterstützt.

Anja Piel, Mitglied im GBV des DGB-Bundesvorstands

DGB/Joanna Kosowska

Anja Piel ist heute vor der Firmenzentrale von Tönnies mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), um die Proteste von Beschäftigten in der Fleischindustrie zu unterstützen. Ihre Rede zum Nachlesen (es gilt das gesprochene Wort): 

Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich sehr, heute hier mit euch zu sein. Die miserablen Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie beschäftigten uns seit Jahren. Und eines sage ich ganz klar: Dass Beschäftigte hier in Deutschland zu menschenunwürdigen Bedingungen eingesetzt werden, das geht gar nicht! Und zwar ganz egal, ob die Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, aus Polen, Bulgarien oder aus Rumänien kommen.

Kolleginnen und Kollegen,

gleiche Rechte für gleiche Arbeit! Und das sehe nicht nur ich so. Ich soll euch die Grüße vom gesamten DGB-Bundesvorstand überbringen. Und ich möchte sagen, dass wir uns sehr darüber freuen, was ihr in der Fleischindustrie in den vergangenen zwei Wochen auf die Beine gestellt habt.

Es ist Zeit, Schluss zu machen mit dem System von Lohndumping, das die Arbeitgeber in der Fleischindustrie über Jahrzehnte aufgebaut haben. Ja, es gibt auch in anderen Branchen in Deutschland Ausbeutung von Menschen. Aber in der Fleischindustrie ist der Sumpf besonders tief.

Wenn es um miserable Unterbringung ging, um schlechte Löhne, um Überstunden, die nicht bezahlt werden – kurzum: wenn es um Arbeits- und Lebensverhältnisse geht, die menschenunwürdig sind - dann haben die Verantwortlichen in Fleischindustrie immer auf die Subunternehmen gezeigt. Aber mit dieser Verantwortungslosigkeit machen wir jetzt Schluss!

Kolleginnen und Kollegen,

die massenhaften Infektionen bei Beschäftigten in Fleischindustrie haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Wir und viele andere haben lange Zeit geschoben und gedrückt,  dass sich in dieser Branche endlich etwas verändert muss, und die Politik hat reagiert. Am 1. Januar ist ein Gesetz in Kraft getreten, das die Subunternehmer – oder wie hier immer gesagt worden ist: die „Dienstleister“ – entmachtet hat. Tönnies und Co müssen sich jetzt selbst um ihre Beschäftigten kümmern. Sie müssen lernen, für ihr Tun Verantwortung zu übernehmen.

Kolleginnen und Kollegen,

wir stehen heute hier, weil wir für einen bundesweiten Tarifvertrag in der Fleischindustrie kämpfen. Denn das ist jetzt der nächste Schritt, um die Arbeitsverhältnisse in dieser Branche endlich in vernünftige Bahnen zu lenken.

Was ist die Forderung?

12.50 Euro Einstiegslohn, 14.00 Euro nach kurzer Anlernzeit und 17.00 Euro für Facharbeiterinnen und Facharbeiter.

Was sagen die Arbeitgeber?

Sie waren in drei Verhandlungsrunden nicht bereit, auf die Forderungen der NGG zuzugehen. Hatte nicht Herr Tönnies gesagt, dass in der Fleischindustrie neue Zeiten anbrechen würden? Dann sollen die Arbeitgeber bitte ein vernünftiges Angebot auf den Tisch legen.

Kolleginnen und Kollegen,

ihr habt in den vergangenen zwei Wochen Protestaktionen und Warnstreiks durchgeführt. Dabei haben sich viele polnische und rumänische Kolleginnen und Kollegen beteiligt. Ich weiß auch, dass sich Hunderte der ausländischen Kolleginnen und Kollegen entschlossen haben, Mitglied bei der NGG zu werden, um gemeinsam zu kämpfen. Ich möchte euch sagen, dass ich auf diese Entwicklung ungemein stolz bin. Wenn wir es schaffen, so weiterzumachen, dann setzen wir unsere Forderungen gemeinsam durch. Denn nur so kann es gehen.

Euch alles Gute und: Glück auf!


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