Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) hat mit dem Gesundheitsförderungsbericht 2019 aktuelle Zahlen zum Krankenstand in der Bundesverwaltung veröffentlicht. Nachdem die krankheitsbedingten Abwesenheiten in der Bundesverwaltung seit 2007 stetig anstiegen, stabilisieren sich die Fehlzeiten seit 2018 auf hohem Niveau.
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Dem Bericht zufolge – der auch aufgrund der Corona-Pandemie Anfang des Jahres verspätet erschienen ist – waren die Beschäftigten der unmittelbaren Bundesverwaltung absolut an 20,77 Arbeitstagen krankheitsbedingt abwesend (einschließlich Rehabilitation). Dies ist ein Rückgang um 0,58 Tage gegenüber 2018. Die Fehlzeiten liegen AOK-standardisiert bei 6,67 Prozent (2018: 6,88 Prozent; 2017: 6,62 Prozent) und folgen mit ihrer Entwicklung dem in der sonstigen Erwerbsbevölkerung vorherrschenden Trend. Der leichte Rückgang bestätigt sich auch bei Betrachtung der Statusgruppen. Demnach sind die absoluten Zahlen der krankheitsbedingten Abwesenheitstage bei BeamtInnen gegenüber 2018 mit 21,64 Tagen auf 20,66 Tage im Jahr 2019 und bei Tarifbeschäftigten von 23,04 (2018) auf 22,51 (2019) Tage gesunken.
Der Rückgang der Krankentage ergab sich 2019 aus der generellen Abnahme längerer Erkrankungen (4 bis 30 Tage). Diese machen dem Bericht zufolge zwar mit 43,1 Prozent den größten Anteil der Erkrankungen aus, sie sind im Vergleich zum Vorjahr aber um 2,1 Prozent zurückgegangen. Die weitere Verteilung über die Erkrankungszeiten ist gemäß Bericht gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben. Langzeiterkrankungen (über 30 Tage) sind mit einem Anteil von 35,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Tage gestiegen. Bei Kurzzeiterkrankungen (1 bis 3 Tage) zeigt sich gegenüber 2018 (+ 0,1 Tage) kaum eine Veränderung. Kurzzeiterkrankungen haben mit 18,7 Prozent den geringsten Anteil an den krankheitsbedingten Fehlzeiten.
Quelle: BMI: Gesundheitsförderungsbericht 2019 der unmittelbaren Bundesverwaltung, S. 38
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag das Durchschnittsalter der Beschäftigten der unmittelbaren Bundesverwaltung im Jahr 2019 bei 44,9 Jahren und ist erneut leicht zurückgegangen (- 0,2 Jahre). Damit setzt sich der generelle Trend der Verjüngung fort. 60,6 Prozent aller Beschäftigten im Bundesdienst waren Männer, 39,4 Prozent Frauen. Auch bei der Verteilung über die Laufbahnen zeigt sich 2019 eine Veränderung. Die Beschäftigtenzahlen im einfachen, mittleren und höheren Dienst sind zurückgegangen, die im gehobenen Dienst sind angestiegen. Im einfachen Dienst arbeiten 6,3 Prozent aller Beschäftigten, 46,0 Prozent im mittleren Dienst (- 0,5), 27,2 Prozent im gehobenen Dienst und 12,7 Prozent im höheren Dienst. Die restlichen 7,8 Prozent entfallen auf solche Personen, die keiner Laufbahn zuzuordnen sind (z.B. Auszubildende, AnwärterInnen).
Wie in den vergangenen Jahren variierte die Anzahl der krankheitsbedingten Abwesenheitstage stark zwischen den einzelnen Laufbahngruppen. Im höheren Dienst fehlten die Beschäftigten durchschnittlich an 10,36 Tagen (- 0,36). Im einfachen Dienst waren es indes 32,54 Tage (+ 0,33). Bei der Betrachtung nach Geschlechtern ist erkennbar, dass die krankheitsbedingten Abwesenheitstage sich annähern. Die krankheitsbedingten Abwesenheitszeiten bei weiblichen Beschäftigten lagen im Jahr 2019 mit durchschnittlich 21,53 Abwesenheitstagen um 1,25 Tage höher als bei den männlichen KollegInnen mit 20,28 Abwesenheitstagen. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen ist die Zahl der krankheitsbedingten Abwesenheitstage gesunken. Unabhängig vom Geschlecht nehmen die krankheitsbedingten Abwesenheiten mit steigendem Alter der Beschäftigten zu.
Damit enthält auch der Gesundheitsförderungsbericht 2019 eine gute Gesamtschau zur sozio-demographischen Lage der Bundesverwaltung. Mehr aber auch nicht.
Erneut bleiben wesentliche Gründe, Ursachen und Erklärungen für den Ist-Zustand offen. Das BMI selbst betont zwar, dass die einzelnen Behörden die Zahlen im Rahmen eines ganzheitlichen Konzepts des betrieblichen Gesundheitsmanagements zum Zwecke der Ursachenforschung analysieren müssen, nur ob sie dies tun, bleibt dahingestellt. Zumindest die absoluten Zahlen sprechen dagegen. Seit Jahren fordert der DGB daher neben einer ressortübergreifenden Ursachenermittlung auch die Stärkung der Verantwortung und Steuerung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) an zentraler Stelle. Dafür braucht es in vielen Behörden mehr Personal und Finanzmittel für die Umsetzung, vor allem aber braucht es mehr Sensibilisierung von Führungskräften.
Der Gesundheitsförderungsbericht umfasst in diesem Jahr ein Schwerpunktpapier, zum Projekt „Ortsflexibles Arbeiten sicher, gesund und erfolgreich gestalten“ der Unfallversicherung Bund und Bahn. Aufgrund des aktuellen pandemiebedingten Gebots zur physischen sozialen Distanz, soll zu den Auswirkungen des Homeoffice informiert und Empfehlungen zum ortsflexiblen Arbeiten gegeben werden.
i: Gesundheitsförderungsbericht 2019 und Schwerpunktpapier „Ortsflexibles Arbeiten sicher, gesund und erfolgreich gestalten“ unter www.bmi.bund.de – Themen – Öffentlicher Dienst – Arbeiten in der Bundesverwaltung – Betriebliches Gesundheitsmanagement