Frauen verdienen in Deutschland immer noch 18 Prozent weniger Gehalt als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig. Doch eins steht fest: Die Lohnlücke muss jetzt geschlossen, frauendominierte Berufe besser bezahlt und aufgewertet werden!
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Diese Woche steht im Zeichen der Frauen. Am Internationalen Frauentag, dem 8. März, wurde weltweit für die Gleichberechtigung von Frauen demonstriert. Zwei Tage später, also heute am 10. März, folgte nun der Equal Pay Day, an dem hierzulande auf die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern aufmerksam gemacht wird. Dieser Tag markiert symbolisch den geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied.
Frauen erhalten nämlich durchschnittlich 18 Prozent weniger Lohn und Gehalt als Männer und die Zeit von Neujahr bis weit in den März hinein entspricht 18 Prozent des Jahres. Bis zum Equal Pay Day arbeiten Frauen also rechnerisch für lau. Der Verdienstunterschied fiel in Westdeutschland mit 20 Prozent höher aus als im Osten der Republik mit sechs Prozent.
Der Gender Pay Gap, die prozentuale Differenz der Löhne zwischen Frauen und Männern, schließt sich hierzulande nur sehr langsam. Dabei sind Frauen oftmals besser qualifiziert und ausgebildet als gleichaltrige Männer. Durchschnittlich verliert eine Frau hochgerechnet auf 10 Jahre stolze 41.000 Euro netto. Beim Gender Pay Gap befindet sich Deutschland im europäischen Vergleich in der Schlussgruppe. Am größten ist die Lücke in Estland, am kleinsten in Luxemburg (siehe Grafik).
Die Gründe für die Verdienstunterschiede sind vielfältig und zum Teil strukturell bedingt – aufgrund unterschiedlicher Erwerbsbiografien, Berufswahl oder Arbeitsvolumen. Frauen unterbrechen häufiger und länger ihre Erwerbstätigkeit familienbedingt, sei es für die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen. Doch selbst wenn man all diese Faktoren unberücksichtigt lässt, ergibt sich immer noch eine große Kluft.
DGB, Quelle: Eurostat
Geringere Verdienste in der Gegenwart bedeutet auch eine schlechtere Absicherung im Alter in der Zukunft. Fast nirgends in der EU ist die geschlechtsspezifische Rentenlücke größer als hierzulande. So betragen die durchschnittlichen Leistungen der gesetzlichen Rente für Frauen gerade einmal 55 Prozent des Niveaus für Männer.
Doch damit nicht genug: Frauen leisten ebenso mehr unentgeltliche Arbeit. Denn sie erledigen durchschnittlich 87 Minuten am Tag mehr Haus- und Sorgearbeit als ihre Partner. Die Kinderbetreuung, die in der Corona- Pandemie aufgrund Kita- und Schulschließungen zudem zeitintensiver wurde, wird vornehmlich durch die Mütter übernommen.
Um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu schließen, müssen frauendominierte Berufe endlich besser bezahlt werden. Durch die Corona-Pandemie ist erneut deutlich geworden, wie wichtig die Arbeit vor allem von Frauen im Gesundheitswesen, im Einzelhandel oder auch in den Notbetreuungen der Kindertagesstätten ist. Generell brauchen wir eine echte Aufwertung frauendominierter Berufe. Tarifverträge tragen dazu bei. Denn dort, wo Tarifverträge gelten, ist die Entgeltlücke um ganze 10 Prozentpunkte kleiner.
In tarifgebundenen Betrieben gibt es meist Betriebsräte, die sich für die Gleichstellung einsetzen. Die Aufgabe ist es nun auch, den Frauen den Rücken zu stärken. Dazu gehört auch eine grundlegende Reform der Minijobs, in denen vor allem Frauen tätig sind. Außerdem müssen die Fehlanreize im Steuer- und Sozialrecht beseitigt und grundsätzlich mehr für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie getan werden.