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Der DGB und der Deutsche Hauswirtschaftsrat haben eine gemeinsame Erklärung zur notwendigen zügigen Einführung eines Zuschusses für haushaltsnahe Dienstleistungen in Privathaushalten veröffentlicht. Die beiden Verbände begrüßen, "dass die Einführung eines Zuschusses nach der Vereinbarung im Koalitionsvertrag nunmehr auch in der Nationalen Gleichstellungsstrategie verankert wurde", heißt es in der Erklärung. Jetzt komme es darauf an, "das Vorhaben zügig umzusetzen und die Arbeit in Privathaushalten so zu regulieren, dass aus Schwarzarbeit in Gute Arbeit transformiert wird."
"Die Corona-Krise hat ein Schlaglicht auf die miesen Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie und in anderen Branchen geworfen. Es gibt aber auch noch andere Branchen, in denen ungeregelt Arbeit zu schlechten Bedingungen und niedrigen Löhnen verrichtet wird: Bei den haushaltsnahen Dienstleistungen ist Schwarzarbeit die Regel, nicht die Ausnahme", sagt DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. "Mit allen negativen Folgen für die Beschäftigten, die bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter nicht abgesichert sind. Die Bundesregierung kann jetzt mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wenn sie die Dienstleistungen in Privathaushalten endlich fördert, können mehrere hunderttausend legale, sozialversicherte Arbeitsplätze entstehen. Das Erwerbspotential von Frauen wird gehoben, wenn sie nicht mehr so oft auf Teilzeit reduzieren müssen, um die unbezahlte Sorgearbeit zu erledigen. Außerdem entlastet ein solches Programm die Familien, die unter Corona besonders zu leiden haben. Die Bundesregierung muss aus ihrem Dornröschenschlaf jetzt aufwachen und ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag und der nationalen Gleichstellungsstrategie einlösen."
"Die Pandemie hat die Frauen besonders belastet – sie waren es, die ‚den Laden am Laufen‘ hielten: Nicht nur in den systemrelevanten Berufen, sondern auch bei der Familienarbeit, die Frauen in weit höherem Maße schultern als Männer", sagt DGB-Vize Elke Hannack. "Geschlossene Kitas und Schulen bedeuteten für viele eine erhebliche Mehrbelastung für die viele Frauen ihre Arbeitszeit reduzierten oder sogar ganz aus dem Job ausstiegen – denn auf das Einkommen der Mütter glauben die meisten Familien leichter verzichten zu können, als auf das der fast immer besser verdienenden Väter. Hier muss dringend gegengesteuert werden: Gerade im Rahmen der Konjunkturprogramme können Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistungen dabei helfen, Familien zu entlasten und für Frauen Anreize setzen, ihre Arbeitszeit zu erhöhen oder überhaupt eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufzunehmen."
"Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie ihr Konzept für die Umsetzung bis zum Herbst dieses Jahres vorlegt", fordert Sigried Boldajipour, Präsidentin des Deutschen Hauswirtschaftsrats. "Wir fordern für die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Gutscheinmodell für Zuschüsse für die Inanspruchnahme von haushaltsnahen Dienstleistungen einzuführen. Die Pandemie hat unser Bewusstsein dafür geschärft, dass wir für gute Care- und Dienstleistungsarbeit sorgen müssen: Haushaltsnahe Dienstleistungen müssen endlich professionalisiert und legalisiert werden. Wir können es uns nicht leisten, in diesem Sektor weiter auf Schwarzarbeit und Ehrenamt zu setzen."
Aktuell läuft eine Petition zu "Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistungen: für eine faire Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit", die noch bis Ende März 2021 unterzeichnet werden kann.
Gemeinsame Erklärung des Deutschen Gewerkschaftsbundes und des Deutschen Hauswirtschaftsrates zur notwendigen Einführung eines Zuschusses für die Inanspruchnahme haushaltsnaher Dienstleistungen