Deutscher Gewerkschaftsbund

Gewerkschaften und Sozialdemokratie

Zu Beginn ihrer Geschichte sind die Gewerkschaften noch stark marxistisch und parteipolitisch geprägt. August Bebel nennt sie väterlich die „Rekrutenschule der Partei“. Doch mit steigenden Mitgliederzahlen gewinnen die Arbeitervereinigungen an Selbstbewusstsein und entwickeln ein von der Partei unabhängiges Profil. Christliche und sozialliberale Gewerkschaftsrichtungen sind an dieser Entwicklung kaum beteiligt, auch wenn sie in einigen Branchen durchaus Bedeutung erlangen.

Gemessen am Ziel, den marxistischen Einfluss auf die Arbeiterbewegung zu mindern, blieb das Wirken christlicher und sozialliberaler Gewerkschaftsrichtungen begrenzt, wenngleich sie in einigen Branchen durchaus Bedeutung erlangten. 1900 hatten die in der Generalcommission vereinten freien Verbände 680.000, die christlichen 77.000 und die nach ihren Gründern Max Hirsch und Franz Duncker benannten Gewerkvereine rund 92.000 Mitglieder.

Der Anstoß zu einer Revision der marxistischen Programmatik der ersten Gewerkschaften kam aus einer anderen und lange Zeit unerwarteten Richtung. Mit steigenden Mitgliederzahlen änderte sich auch das Verhältnis zu den Parteien. Die freien Gewerkschafter, ganz vorne ihr selbstbewusster Sprecher Carl Legien, machten deutlich, dass sie zwar auf die sozialdemokratische Partei als parlamentarische Interessenvertretung der Arbeiter angewiesen waren. Aber umgekehrt brauche die Partei auch die Gewerkschaften – zum Beispiel bei Wahlkämpfen. Am Beginn ihres Weges hatte der sozialdemokratische Parteivorsitzende August Bebel die der SPD nahestehenden Gewerkschaften noch väterlich wohlwollend zur „Rekrutenschule der Partei“ erklären können. Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die Gewerkschaften jedoch zu mitgliederstarken und machtvollen Organisationen geworden. Sie gestanden der Partei keinen Vorrang mehr zu. Mit dem so genannten „Mannheimer Abkommen“, beschlossen auf dem SPD–Parteitag im September 1906, erkannten die Sozialdemokraten die Freien Gewerkschaften als gleichberechtigt an.

Reformen, nicht Revolution

Viel besser, als auf den Trümmern der alten eine neue Gesellschaft aufzubauen, sei es doch, die Probleme der alten Gesellschaft durch Reformen zu lösen, durch Verhandlungen mit den Unternehmern und parlamentarisch legitimierte Gesetze. Dem Revolutionsgedanken wurde eine klare Absage erteilt. Im Ergebnis dieser „Revisionismusdebatte“ setzten sich, unterstützt von Legien und seinen Kollegen, die Anhänger eines durch Reformen und nicht durch eine Revolution herbeizuführenden Sozialismus durch.

Entscheidende Impulse für eine gesellschaftliche Modernisierung sollte ausgerechnet der Erste Weltkrieg mit sich bringen. Die führenden Sozialdemokraten sahen Deutschland umringt von Feinden und wollten in dieser Stunde der Not das Vaterland nicht im Stich lassen, sagte Friedrich Ebert, der damalige Parteivorsitzende. Der SPD–Kurs wurde von den freigewerkschaftlichen Führungsgremien unterstützt, auch noch, als sich in Partei und Gewerkschaften die Zweifel am Krieg mehrten. Mit dem „Vaterländischen Hilfsdienstgesetz“ ließen sich die Gewerkschaften 1916 in die Kriegswirtschaft integrieren und erhielte dafür begrenzte Mitbestimmungsrechte.


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