In der Corona-Krise waren und sind sie systemrelevant: Pflegeberufe, Verkaufsberufe, Erziehungs- und Sozialberufe, Reinigungsberufe. In diesen vier Branchen arbeiten hauptsächlich Frauen. Bezahlung und Arbeitsbedingungen sind bisher unterdurchschnittlich, wie Zahlen des DGB-Index Gute Arbeit zeigen. Zeit, das endlich zu ändern.
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Vier frauendominierte Berufsgruppen hat das Team des DGB-Index Gute Arbeit genauer unter die Lupe genommen: Reinigungsberufe, Verkaufsberufe, Pflegeberufe (Alten- und Krankenpflege) sowie Erziehungs- und Sozialberufe. Die Ergebnisse: Atypische und prekäre Beschäftigung ist unter ihnen weit verbreitet, die Mehrheit der Beschäftigten in diesen Berufen bewertet ihr Einkommen als "nicht" oder "gerade" ausreichend und psychische sowie physische Belastungen sind überdurchschnittlich. "Die Befragungsergebnisse machen deutlich, dass systemrelevante Arbeit häufig von Frauen unter schlechten Bedingungen geleistet wird", fasst das Team des DGB-Index Gute Arbeit die Ergebnisse zusammen.
DGB-Index Gute Arbeit
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di "kämpft seit langem für eine Aufwertung und bessere Bezahlung von Dienstleistungsberufen, in ihnen sind besonders viele Frauen tätig", so der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke. "Durch die aktuelle Auswertung des DGB-Index Gute Arbeit fühlen wir uns darin bestätigt: Die Ergebnisse sind ein besonderer Ansporn, an der Erreichung dieses Ziels hartnäckig weiterzuarbeiten."
"In der Coronakrise ist noch einmal deutlich geworden, wie unverzichtbar Krippen und Kitas für jedes einzelne Kind, für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und das Funktionieren der Wirtschaft sind. Erzieherinnen und Erzieher leisten systemrelevante Arbeit, die gleichzeitig für jedes Kind prägend für das Leben ist", sagt die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Marlis Tepe. "Die Gesellschaft muss Erzieherinnen und Erzieher und ihre Arbeit viel mehr wertschätzen. Sie haben mehr Respekt, aber vor allem gute Arbeitsbedingungen und mehr Geld verdient. Eine Lohnlücke in Berufen, die mehrheitlich von Frauen ausgeübt wird, wollen wir nicht länger hinnehmen."
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"Zu Beginn der Krise wurden für diese Beschäftigten noch geklatscht. Manche von Ihnen sollen nun einen Krisenzuschlag bekommen. Uns reicht das nicht aus – wir wollen, dass diese Berufe generell besser bezahlt werden", erklärt DGB-Vize Elke Hannack zu den Ergebnissen. "Das ist längst überfällig. Am besten geht das mit Tarifverträgen. Wo sich Arbeitgeber Tarifverhandlungen verweigern, ist die Politik gefragt, die Tarifbindung zu erhöhen. Die Politik muss es erleichtern, Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären."
"Es kann nicht sein, dass in einem Land wie Deutschland Beschäftigte ihr Arbeitsleben lang für wenig Geld schuften müssen, und dann am Lebensabend auch nur eine klägliche Rente zu erwarten haben", so Hannack. "Wir brauchen endlich bessere Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen in den frauendominierten Berufen – als wichtigen Schritt für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt."
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"Beschäftigte in der Pflege sind außerordentlich stark belastet durch körperlich schwere Arbeit, Zeitdruck und Mehrbelastung wegen Personalmangel, Schicht-, Wochenend- und Nachtarbeit", so DGB-Vorstand Anja Piel. "45 Prozent und damit fast die Hälfte der Befragten fühlt sich nach der Arbeit leer und ausgebrannt. Diese Berichte der Menschen in der Pflege darf Jens Spahn nicht einfach weiter ignorieren. Applaus auf dem Balkon und die uneingelösten Sonntagsreden von flächendeckenden Bonuszahlungen für die krisenbedingten Belastungen und Risiken sind einfach zu wenig. Für die Beschäftigten muss sich endlich strukturell etwas ganz grundlegend ändern. Sie haben angesichts ihrer gesellschaftlichen wichtigen Arbeit bessere Bedingungen und auskömmliche Löhne mehr als verdient – und das ganz unabhängig von Corona!"
Arbeitsbedingungen in vier frauendominierten Berufsgruppen