Die Wirtschaft boomt seit Jahren - doch bei den Arbeitskosten liegt Deutschland nur im Mittelfeld Westeuropas, der Anstieg seit 2001 war sogar unterdurchschnittlich. Damit sich daran etwas ändert, muss der Spielraum nach oben genutzt werden, sagt DGB-Vorstand Stefan Körzell: "Das gelingt nur mit starken Sozialpartnern und einer hohen Tarifbindung!"
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2018 sind die Arbeitskosten in Deutschland um 2,3 Prozent gestiegen. Das klingt erstmal gut - entspricht aber nur dem Durchschnitt des Euroraums. Und: Der robuste Anstieg der Lohnstückkosten und Löhne seit der Finanzkriste hat die schwache Entwicklung der Jahre davor längst noch nicht ausgeglichen. Insgesamt gesehen liegt die Entwicklung seit 2001 in Deutschland deutlich unter dem Durchschnitt der Eurozone.
Zu diesem Ergebnissen kommt der aktuelle Report des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung zur Entwicklung der deutschen Arbeits- und Lohnstückkosten. Danach liegt Deutschland trotz des langjährigen wirtschaftlichen Booms nach wie vor nur auf Platz 6 in der EU, hinter Dänemark, Luxemburg, Belgien, Schweden und Frankreich.
"Wir haben seit der Finanz- und Wirtschaftskrise in Deutschland Gutes erreicht und vernünftige Löhne in vielen Branchen erkämpft", kommentiert DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell. "Jetzt heißt es, dran bleiben. Denn der Report zeigt ganz klar: Die Lohnkostenentwicklung in Deutschland liegt seit Beginn der Währungsunion noch immer unter dem Durchschnitt der Eurozone. Der Spielraum nach oben muss genutzt werden. Das gelingt nur mit starken Sozialpartnern und einer hohen Tarifbindung!
Doch auch für den Zusammenhalt in Europa ist eine kräftige Lohnentwicklung hierzulande wichtig. Deutschland verstößt mit seinem Leistungsbilanzüberschuss auch in diesem Jahr zum neunten Mal in Folge gegen die Stabilitätskriterien der EU und destabilisiert so den gemeinsamen Wirtschaftsraum. Auch deshalb müssen wir den positiven Trend von Beschäftigung und Löhnen fortschreiben, um die Binnennachfrage in Deutschland zu stützen und Importe zu stärken."
"Aber wir haben noch ein ganz anderes Problem, auf das auch der Report hinweist", so Körzell weiter. "Der schlechte Zustand der Infrastruktur in Deutschland drückt die Produktivität der Unternehmen und bremst Investitionen. Die Bundesregierung muss endlich handeln und mehr investieren! Wir brauchen Investitionen in allen Bereichen: in Infrastruktur, von der Straße bis zur Schiene, in Digitalisierung, in Bildung und in eine sozial gerechte und ökologische Transformation der Industrie. Nur so können wir auch in Zukunft unseren Wohlstand halten und die gesellschaftlichen Herausforderungen meistern!“