Deutscher Gewerkschaftsbund

30.11.2020
Initiative "Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch"

"Was mich besonders berührt sind die menschlichen Schicksale"

Interview mit Elke Hannack

Die Initiative „Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch“ startete im Februar 2020. Auch im kommenden Jahr läuft sie weiter und hat noch viel vor! Wir haben nachgefragt bei Elke Hannack, stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, warum es diese Initiative gibt, welche Erfolge sie bisher erzielen konnte und wie man jetzt mitmachen kann.

Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes

DGB/Simone M. Neumann

Die Initiative „Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch“ startete im Februar 2020. Warum?

Der Busfahrer, die Polizistin, die Krankenschwester und viele mehr halten unser Land tagtäglich am Laufen. Sie bekommen kaum Anerkennung, werden stattdessen immer häufiger Opfer von Aggressionen, Beleidigungen und Übergriffen. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften wollen die Problematik in die Öffentlichkeit, in die Dienststellen und in die Politik tragen. Die Grenzen des Erträglichen sind aus unserer Sicht lange überschritten. Deshalb haben wir eine bundesweite Initiative gestartet, mit der wir in den nächsten zwei Jahren für das Thema sensibilisieren wollen. „Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch“ lautet unser Leitspruch. Was mich besonders berührt sind die menschlichen Schicksale, die wir auch mit den sieben Gesichtern auf den Plakaten zeigen. Die Plakatmotive hingen zu Beginn des Jahres deutschlandweit an öffentlichen Plätzen. Darauf sehen wir ausnahmslos Kolleginnen und Kollegen, die selbst betroffen sind. Sie führen uns vor Augen, was die Beschäftigten im Dienst der Gesellschaft tagtäglich leisten und was sie im Gegenzug oftmals erfahren.

Gibt es erste Erfolge dieser Initiative gegen Gewalt an Beschäftigten?

Ich denke, dass wir schon einiges erreichen konnten. Wir haben mit der Eröffnungsveranstaltung im Februar und der Plakatkampagne breite Aufmerksamkeit erzielt. Außerdem haben wir eine eigene Umfrage gemacht, weil sich Dienstherren und Arbeitgeber bislang weigern, die Vorfälle zu erfassen. Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten im öffentlichen Sektor wurden schon einmal während der Arbeit beleidigt, beschimpft oder angegriffen – das war das Ergebnis, das ebenso für ein großes Medienecho gesorgt hat. Seitdem versuchen wir trotz Corona präsent zu bleiben. Wir sprechen mit Medien, produzieren Info-Materialien und sorgen deutschlandweit mit kleineren und größeren Aktionen in unseren DGB-Regionen für öffentliche Aufmerksamkeit. Natürlich sind wir auch auf Bundes- und Landesebene mit der Politik im Austausch um Verbesserungen für die Beschäftigten zu erreichen. Ob es nun neue Deeskalationsschulungen sind oder die Forderung nach mehr Personal, da ist vieles in Bewegung. Mit dem Bundesinnenministerium konnten wir verabreden, dass eine Studie aufgesetzt wird, die sich detailliert mit dem Thema beschäftigt und auf deren Grundlage dann auch konkrete Maßnahmen beschlossen werden können.

Wie kann man sich informieren und mitmachen?

Aktuell gibt es auf der DGB-Gegenblende mehrere Folgen eines Podcast zu hören, wo Betroffene und Experten diskutieren. Neu ist eine Landkarte auf unserer Webseite, in der Betroffene aber auch Bürgerinnen und Bürger Vorfälle eintragen können. Mittlerweile gibt es täglich neue Meldungen. So werden die Dimensionen noch einmal besonders deutlich: Wir reden hier nicht von Einzelfällen, sondern von einem flächendeckenden Problem. Zahlreiche DGB-Veranstaltungen und Aktionen in den Ländern und Regionen sind bereits geplant. Zudem werden wir über Beispiele guter Praxis sowie Erfahrungen von Kolleginnen und Kollegen auf unserer Website informieren. Und natürlich werden wir auch die politische Lage im kommenden Jahr kurz vor der Bundeswahl für uns nutzen. Am Ende des nächsten Jahres haben wir mit dem Schöneberger Forum ein Highlight für die Personal- und Betriebsräte geplant, damit sich die Gewerkschaften untereinander stärker vernetzen zum Thema.

Mehr Informationen: https://mensch.dgb.de/

Elke Hannack ist stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Die Initiative nimmt Fahrt auf

Motiv der Initiative auf Bahn in Düsseldorf DGB/Ulrike Reinker


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