Die bis vor kurzem noch ziemlich unbekannte Bremer Bank Greensill musste wegen drohender Überschuldung geschlossen werden. Sie lockte Kunden mit übermäßig hohen Zinsversprechen und wird verdächtig, ihre Bilanzen gefälscht zu haben. Nun bangen viele Anleger um ihr Erspartes. Das zeigt wieder einmal, welche erheblichen Schwachstellen die Regulierung der Finanzmärkte hat.
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Bis vor kurzem war die Bremer Bank Greensill wohl nur einem kleinen Kreis bekannt. Doch nun geriet das Finanzinstitut durch negative Schlagzeilen in die Öffentlichkeit. Anfang März hat die zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) das Bremer Finanzhaus wegen drohender Überschuldung geschlossen und hat jetzt auch das Insolvenzverfahren eingeleitet.
Die Greensill Bank lockte Kunden mit übermäßig hohen Zinsversprechen – allein das sollte Warnsignal genug sein - und finanzierte so das Geschäft der britisch-australischen Muttergesellschaft, die wiederum im Bereich der Lieferketten-Finanzierung stark engagiert war. Als nun jüngst einige Geschäftspartner mögliche Ausfallrisiken der Bank nicht mehr absichern wollten, fiel das wacklige Geschäft wie ein Kartenhaus zusammen.
Doch damit nicht genug: Es steht der Verdacht im Raum, dass in der Vergangenheit wohl auch die Bilanzen zum Schein aufgehübscht wurden, um Unregelmäßigkeiten in den Büchern zu kaschieren. Bereits Anfang 2019 gab es Hinweise auf Bilanzfälschungen. So explodierte die Bilanz des Unternehmens auf wundersamer Weise innerhalb eines Jahres um das Fünffache. Die BaFin wurde hellhörig und untersuchte den Fall, durfte aber lediglich aufgrund eines bis dato unbestätigten Anfangsverdachts damit nicht an die Öffentlichkeit.
Der Schaden ist immens. Etliche Anleger haben ihr Geld bei der Greensill Bank deponiert. Zinsportale und Einlagenvermittler haben offensiv für die Bank geworben und so gut drei Milliarden private Ersparnisse in die Bank gelenkt. Kunden legten ihr Erspartes auch im guten Glauben bei der Pleitebank an, dass es sich hierbei um ein seriöses und solides Finanzinstitut handele.
DGB, Quelle: Bloomberg
Bis zuletzt attestierten Ratingagenturen dem Geldhaus Bestnoten. Wie sich jetzt zeigt, zu Unrecht. Dank der gesetzlichen Einlagensicherung und dem Sicherungsfonds privater Banken sind diese Einlagen zum Glück abgesichert.
So weit, so gut: Doch für nicht-private Anleger kommt es nun knüppeldick, denn diese fallen nicht unter den Einlagenrettungsschirm: Viele Kommunen nutzten die Lockangebote der Greensill Bank, um liquide Mittel dort anzulegen, wohl auch, da kommunale Einlagen anderenorts meist mit Strafzinsen belegt werden. Oftmals „halfen“ den Kommunen dubiose Finanzvermittler bei der Geldanlage.
Vor allem die Stadt Monheim hat einen üppigen Betrag bei der Pleitebank geparkt (siehe Abbildung). Rund 500 Millionen Euro kommunaler Gelder sollen es in Summe sein. Verlorene Mittel, die nun anderweitig fehlen. Die betroffenen Kommunen erwägen jetzt rechtliche Schritte gegen die Aufsichtsbehörden und Finanzbroker.
Das gesamte Ausmaß des Finanzskandals ist aktuell noch nicht absehbar. Der Fall zeigt wieder einmal eindrücklich, dass die Regulierung und Aufsicht der Finanzmärkte erhebliche Schwachstellen hat.
Deshalb müssen die zuständigen Behörden qualitativ und personell besser ausgestattet werden.Zudem braucht es endlich eine effektive Regulierung der Finanzmärkte mit gut kapitalisierten Banken. Auch sollte die Rolle von Zinsplattformen überprüft und hinterfragt werden.