Der neue US-Präsident Joe Biden will 1,9 Billionen US-Dollar zur Bekämpfung der Corona-Krise investieren. Damit sollen Impfungen beschleunigt, Arbeitslosigkeit und Verluste bei Unternehmen abgemildert, Kommunen entlastet sowie Wachstum und Beschäftigung voran gebracht werden. Daran sollte sich Deutschland ein Beispiel nehmen, um einen Wirtschaftseinbruch zu verhindern.
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Die USA haben einen neuen Präsidenten. In einer ersten Amtshandlung will Joseph Biden massiv Geld in die Hand nehmen, um die Corona-Krise zu bekämpfen. Mit 1,9 Billionen (also 1900 Milliarden) US-Dollar sollen Impfungen beschleunigt, Arbeitslosigkeit und Verluste bei Unternehmen abgemildert, Kommunen entlastet sowie Wachstum und Beschäftigung voran gebracht werden. Unter anderem soll jeder Bürger eine Einmalzahlung von 1400 Dollar bekommen. Auch eine Verdopplung des Mindestlohns auf Bundesebene auf 15 Dollar pro Stunde gehört zu dem Programm.
Angesichts mangelnder sozialer Absicherung in den USA spielen staatliche Hilfszahlungen dort eine andere Rolle als bei uns. Dennoch ist das beherzte Gegensteuern
Bidens bemerkenswert und ein Zeichen an Europa, ebenfalls weiter stabilisierend einzugreifen und keinesfalls einen finanziellen Konsolidierungskurs einzuschlagen.
Dass eine expansive Fiskalpolitik auch hierzulande weiter nötig ist, ergibt sich nicht nur aus dem erneuten Lockdown und der hohen Unsicherheit für die wirtschaftliche Entwicklung. Es begründet sich auch in den Versäumnissen früherer Jahre und in den Herausforderungen der Zukunft. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich ein enormer Investitionsbedarf in Deutschland aufgestaut. Der anstehende sozialökologische Wandel und Transformationsprozesse in der Industrie machen zusätzliche öffentliche Investitionen nötig.
Beispiel Kommunen: Der neue US-Präsident Biden hat angekündigt, Bundesstaaten und Kommunen jetzt mit 350 Milliarden Dollar unter die Arme zu greifen. Auch in Deutschland brauchen die Kommunen dringend zusätzliche Mittel und eine Entlastung von alten Schulden, damit sie die notwendigen Ausgaben tätigen können. Der DGB fordert einen Altschuldentilgungsfonds. Entsprechende Ideen des Bundesfinanzministers dürfen in der Bundesregierung nicht länger blockiert werden.
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Beispiel Investitionen: Nach den Sofort-Maßnahmen gegen Corona will US-Präsident Biden Zeitungsberichten zufolge ein zweites Programm auflegen, dass auf einen Umbau der US-Wirtschaft hin zu klimafreundlicheren Produkten und Produktionsweisen zielt. Außerdem sollen Hunderte Milliarden Dollar in die Bildung, ein besseres Gesundheitssystem, Breitbandnetze und die Verkehrsinfrastruktur fließen. Ein solches langfristiges Programm für Zukunftsinvestitionen ist auch in Deutschland dringend nötig (siehe www.dgb.de/-/vkL).
Erst vergangene Woche veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung eine neue Studie, die zeigt, dass 1 Euro öffentlich investiertes Geld im Durchschnitt zusätzliche private Investitionen in Höhe von 1,50 Euro anschiebt. In Krisenzeiten ist dieser positive Effekt auf Wachstum und Beschäftigung noch höher. Es ist deshalb auch keine gute Nachricht, dass der Bund im vergangenen Jahr 65 Milliarden Euro weniger ausgegeben hat, als geplant.
Doch trotz dieser nicht verausgabten Mittel hat der deutsche Staat mit seinen Ausgaben einem noch tieferen Wirtschaftseinbruch in 2020 entgegengewirkt (siehe Grafik). Er muss jetzt auch weiterhin unterstützen!