Deutscher Gewerkschaftsbund

07.11.2011
Chronik der Krise

Die Suche nach den richtigen Konsequenzen

März 2009 bis September 2009

5-Euro-Schein am Untergehen

DGB/Torkar(Best-Sabel)

Damit hätte kaum jemand gerechnet: Auf dem Londoner G20-Gipfel einigen sich die Staats- und Regierungschefs auf eine weit reichende Re-Regulierung der Finanzmärkte. Derweil werden die Folgen der Krise immer deutlicher: Banken müssen verstaatlicht werden, ganze Konzernstrukturen stehen zur Disposition.

Dennoch gibt es in der Politik erste Anzeichen, dass es trotz der Londoner Beschlüsse ein „Weiter so“ geben könnte – auch, weil die Wirtschaft erstmals wieder leicht wächst. Die Reallöhne hingegen sinken. Und schon der nächste G20-Gipfel in Pittsburgh wird in puncto Regulierung der Finanzmärkte eine herbe Enttäuschung.

Anfang März 2009

Die Neuzulassungen für Pkw steigen in Deutschland aufgrund der Abwrackprämie im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent. General Motors kündigt dennoch an, bei Opel 3500 Stellen zu streichen. Bei einer Opel-Insolvenz wären laut IG Metall insgesamt 400.000 Arbeitsplätze bei Opel selbst, bei Zulieferern sowie rund um die Opel-Standorte in Gefahr. Die Abwrackprämie steigert zwar die Binnennachfrage nach Pkw, die Exporte der deutschen Wirtschaft brechen trotzdem weiter ein – allein im Januar 2009 waren es laut Statistischem Bundesamt weitere 20 Prozent Minus.

12. März 2009

Zwei Wirtschaftsforschungsinstitute korrigieren ihre Konjunkturprognosen für Deutschland und rechnen jetzt mit einem Minus des Bruttoinlandsprodukts von bis zu 3,8 Prozent für 2009.

14. März 2009

Der G20-Finanzminister beschließen im Vorfeld des G20-Gipfels von London eine Stärkung des Internationale Währungsfonds. Außerdem erklären sie, die Finanzmärkte stärker kontrollieren zu wollen.

20. März 2009

Der Bundestag stimmt einem Gesetz zu, mit dem Banken notfalls verstaatlicht werden können.

25. März 2009

Rumänien erhält von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) insgesamt 20 Milliarden Euro zur Rettung des Staatshaushalts.

30. März 2009

General Motors erfüllt eine Voraussetzung der US-Regierung für weitere Staatshilfen und trennt sich von seinem Vorstandschef Rick Wagoner.

2. April 2009

Der G20-Gipfel in London (in der Presse auch als „Weltfinanzgipfel“ bezeichnet) beschließt diverse Maßnahmen, die die internationalen Finanzmärkte besser regulieren und kontrollieren sollen – umgesetzt sind noch heute nicht alle. Über 820 Milliarden Euro stellen werden außerdem für weitere Schutzmaßnahmen gegen die Krise zur Verfügung gestellt, die Mittel des Internationalen Währungsfonds auf 750 Milliarden US-Dollar verdreifacht.

7. April 2009

Die Bundesregierung stockt die Mittel für die „Abwrackprämie“ auf fünf Milliarden Euro auf.

10. April 2009

Das japanische Konjunkturprogramm umfasst 116 Milliarden Euro.

14. April 2009

Die Krise kennt offenbar auch Gewinner: Die ehemalige Investment-Bank Goldman Sachs, die eigentlich zwangsweise zur regulären Geschäftsbank umgewandelt wurde und unter dem US-Bankenrettungsschirm steht, meldet Milliardengewinne.

24. April 2009

Ausläufer der Subprime-Krise: Der Kreditkarten-Konzern American Express meldet ein Ertragsminus von über 60 Prozent.

29. April 2009

Die Konjunkturprognosen werden immer düsterer: Nachdem bereits im März zwei deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute fast vier Prozent Minus für 2009 prognostiziert hatten, ändert die Bundesregierung ihre Prognose sogar auf minus sechs Prozent.

30. April 2009

Der US-Autobauer Chrysler meldet Insolvenz an.

6. Mai 2009

Das EU-Parlament beschließt, dass europäische Banken künftig mehr Eigenkapital vorhalten müssen. Banken müssen außerdem in Zukunft einen höheren „Selbstbehalt“ garantieren: Fünf Prozent der Kredite, die sie als Anlagen und Wertpapierpakete weiterverkaufen, müssen sie selbst behalten. Deutsche EU-Parlamentarier hatten bis zu 15 Prozent Selbstbehalt gefordert.

5. Mai 2009

Rumänien erhält einen weiteren Kredit von EU und Internationalem Währungsfonds – diesmal 18 Milliarden Euro.

7. Mai 2009

Der Bund besitzt jetzt fast 50 Prozent der Anteile an der Hypo Real Estate. Der Verstaatlichung steht jetzt nichts mehr im Weg.

8. Mai 2009

Die teilverstaatlichte Commerzbank meldet weitere Verluste.

13. Mai 2009

Das Bundeskabinett beschließt ein Gesetz zur Schaffung von „Bad Banks“.

Mitte Mai 2009

Der US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae will weitere 19 Milliarden US-Dollar an Staatshilfen beantragen.

31. Mai 2009

Der Vorstandsvorsitzende der Hypo Real Estate (HRE), Axel Wieandt, erklärt, die HRE brauche auch in Zukunft weitere staatliche Hilfen.

1. Juni 2009

Der US-Autobauer und Opel-Mutterkonzern General Motors meldet Insolvenz an.

Mitte Juni 2009

Die drohende Insolvenz des Versandhändlers Quelle wird Thema in den Medien. Den Druck des neuen Quelle-Katalogs kann das Unternehmen ohne staatliche Hilfen nicht mehr finanzieren.

18. Juni 2009

Die IKB Deutsche Industriebank, die inzwischen dem US-Finanzinvestor Lone Star gehört, will nach Medienberichten weitere staatliche Finanzhilfen beantragen.

22. Juni 2009

Die Weltbank warnt, dass unbeachtet vom Westen die ärmsten Länder der Welt ebenfalls dramatisch von der Wirtschaftskrise getroffen werden.

3. Juli 2009

Das „Bad Bank“-Gesetz passiert den Bundestag.

13. Juli 2009

Die Bundesagentur für Arbeit meldet, dass ihr Finanzpolster von fast 17 Milliarden Euro Ende 2009 aufgebraucht sein wird – ein Grund: die Finanzierung der Kurzarbeit.

22. Juli 2009

Nachdem die US-Bank Goldman Sachs im April 2009 wieder Milliardengewinne gemeldet hatte, verlässt sie nach Zahlungen an den Staat den US-Bankenrettungsschirm.

Ende Juli 2009

Wie Goldman Sachs macht auch die Deutsche Bank mit Investment Banking bereits wieder Milliardengewinne.

Anfang August 2009

Das Unternehmen Heidelberger Druck erhält Staatsbürgschaften vom Bund. Der US-Immobilienfinanzierer Freddie Mac macht wieder Gewinn.

13. August 2009

Ist die Krise vorüber? Entgegen vieler Prognosen ist die deutsche Wirtschaft im Frühjahr 2009 wieder gewachsen.

1. September 2009

Die Quelle GmbH meldet Insolvenz an.

2. September 2009

Die fünf Milliarden Euro für die Abwrackprämie sind aufgebraucht.

11. September 2009

Die SPD fordert als kleinerer Partner in der „großen Koalition“ eine Finanztransaktionssteuer.

21. September 2009

Das Statistische Bundesamt meldet: Die Reallöhne in Deutschland sinken um 1,2 Prozent. Grund: Einkommensverluste vieler Beschäftigter aufgrund von Kurzarbeit.

25. September 2009

Beim G20-Gipfel in Pittsburgh einigen sich die Staats- und Regierungschefs lediglich auf schärfere Regeln für Manager-Boni. Weitere Beschlüsse zur Regulierung der Finanzmärkte gibt es trotz der Ankündigungen vom vorangegangenen Gipfel in London nicht.

27. September 2009

Bei der Bundestagswahl verzeichnet vor allem die SPD ein deutliches Minus. Eine Koalition aus CDU/CSU und FDP wird mit deutlicher Mehrheit die künftige Bundesregierung stellen.


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