Mit einer gemeinsamen "Taskforce" wollen Gewerkschaften, Arbeitgeber und das Bundesarbeitsministerium die Beschäftigungssituation Älterer verbessern. Das erklärten Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, der DGB-Vorsitzende Michael Sommer und der Vizepräsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) Otto Kentzler heute in Berlin.
Unter anderem sollen Arbeitszeitkonten-Modelle besser genutzt und psychische Belastungen am Arbeitsplatz abgebaut werden. Älteren Beschäftigten ab 55 Jahren sollen so längere Erwerbszeiten ermöglicht werden.
Anlass des Treffens der Sozialpartner und des Bundesarbeitsministeriums war ein Bilanzgespräch zum Thema „Arbeiten bis 67“. Zeitgleich stellte das Ministerium den Fortschrittsreports „Altersgerechte Arbeitswelt“ vor: Arbeitsministerin von der Leyen sieht bei der Erwerbstätigenquote Älterer „beachtliche Erfolge“.
Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer betonte hingegen: „Die Beschäftigungssituation Älterer hat sich verbessert, aber sie ist nicht gut. Und sie ist aus unserer Sicht schon gar kein Grund für die Einführung der Rente mit 67 – im Gegenteil.“ Zwar steige in der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen tatsächlich die Erwerbsquote. Allerdings, so der DGB-Vorsitzende, seien in dieser Altersgruppe rund 860.000 Menschen ausschließlich in Minijobs beschäftigt. „Es ist deshalb ein großer Unterschied, ob wir bei Älteren über Erwerbstätigkeit oder über sozialversicherungspflichtige Erwerbstätigkeit sprechen“, erklärte Sommer.
Der vom Ministerium vorgestellte Fortschrittsreport zeigt aber auch: Ein guter Altersmix in der Belegschaft steigert nachweislich die Produktivität eines Betriebes. Nicht zuletzt deshalb wollen DGB, BDA und Bundesarbeitsministerium gemeinsam Lösungen für eine altersgerechte Arbeitswelt finden. Die Taskforce soll sich zunächst vor allem um die Themen „Arbeitszeitmanagement“ und „psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz“ kümmern.
Beim Thema Arbeitszeitmanagement wollen die Sozialpartner gemeinsam mit der Politik das Instrument der Zeitwertkonten bekannter machen. Bisher werden solche Langzeit-Arbeitszeitkonten nur in wenigen Branchen genutzt – vor allem in der Chemie- und Metallindustrie. Die Idee: In jüngeren Jahren sollen ArbeitnehmerInnen Arbeitszeitguthaben ansammeln. Diese können sie später für Pflegezeiten, so genannte Sabbaticals oder für einen früheren Renteneintritt nutzen. Möglich macht das bereits heute das „Gesetz zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Absicherung flexibler Arbeitszeitregelungen“ (Flexi II).
„Die Unternehmen wissen aber noch zu wenig über dieses Instrument. Wir müssen die Informationen darüber vertiefen und verbreitern“, erklärte Bundesarbeitsministerin von der Leyen. Man wolle die Erfahrungen mit entsprechenden Demografie-Tarifverträgen in der chemischen Industrie oder bei der Deutschen Post auswerten und „gemeinsam an dieser Frage arbeiten“, betonte der DGB-Vorsitzende Michael Sommer.
Er warnte allerdings davor, Arbeitszeitkonten zum Wundermittel für eine altersgerechte Arbeitswelt zu erklären. „In manchen Unternehmen werden Arbeitszeitkonten schlicht zur Flexibilisierung des Geschäftsbetriebs eingesetzt“, so Michael Sommer. Deshalb wolle die Taskforce auch darüber sprechen, ob und wie sich Langzeitkonten mit anderen Instrumenten verbinden lassen, zum Beispiel mit Teilrenten oder Modellen der Altersteilzeit.
Das Bundesarbeitsministerium wird künftig halbjährlich so genannte Fortschrittreports zum Thema „Altersgerechte Arbeitswelt“ vorlegen. Auch die Bilanzgespräche mit den Sozialpartnern sollen künftig zwei Mal pro Jahr stattfinden.
Entwicklung des Arbeitsmarkts für Ältere (21. Februar 2012), PDF, 2MByte